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POV: Abby (Abigail)

Ich öffnete meine Augen, anscheinend war ich unbewusst eingeschlafen. Ray war endlich zurückgekommen, ich wusste nicht, ob sie mich bemerkt hatte. Stumm ließ sie sich an der hinuntergleiten und vergrub ihr Gesicht in den Armen.

Ich näherte mich Ray vorsichtig und setzte mich neben sie. Kurz Zeit schwiegen wir und es war nichts weiter zu hören, als ihr schluchzen. Zögern schlang ich meine Arme um sie und zog sie an mich.

,,Pss" flüsterte ich ihr ins Ohr und sie schien sich tatsächlich etwas zu beruhigen. ,,Alles wird gut, ich bin hier! Du bist nicht allein." Meine Worte waren einfach, aber sie waren aufrichtig gemeint. Ich wollte ihr um jeden Preis helfen. Für mich war nie jemand da gewesen, außer Julian und das hatte mir womöglich geholfen. Er war da gewesen, immer und genauso wollte ich auch für Ray da sein.

Die Orangehaarige hob langsam den Kopf und sah mich mit Tränen erfüllten Augen an.

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POV: Ray (Rachel)

Es fühlt sich an, als ob ich innerlich zerrissen wurde. Sie waren überall. Die Stimmen, die mich zerstörten. Ich hatte erneut den Drang, mir alles aufzureißen. Den äußeren Schmerz über meinen inneren zu stellen, um alles ein bisschen erträglicher zu machen. Alles in mir wollte schreien. Schluchzend drückte ich mich näher an Abby und vergrub mein Gesicht an ihrer Brust.

Sie war hier. Sie ließ mich nicht allein. Sie wusste wahrscheinlich, dass ich mir solange die Pulsschlagader mit meinen Fingernägeln aufgekratzt hätte, bis ich verblutet wäre. Dann wäre sie dich wenigstens los, so wie der Rest der Welt! Warum war sie hier? Was fand sie an mir? Ich war unbrauchbar, lästig, hässlich, nervig und sie hatte keinen Grund mich zu mögen. Sie mag dich auch nicht. Red dir das gar nicht erst ein.

Und da wurde mir alles zu viel. Ich schrie, schrie all den Schmerz, all die Verzweiflung und Trauer aus mir heraus. Mein Kopf war viel zu laut, mein Herz zu schwach und mein Wille nicht vorhanden, etwas zu ändern.

Mir war schlecht. Am liebsten hätte ich mich wieder übergeben, aber ich hatte Angst, ohne irgendwas im Magen ohnmächtig zu werden. Auch wenn es mir einen Moment Ruhe von allem bringen würde, etwas ändern zu wollen, machte es am Ende immer nur schlimmer.

,,Pss", machte Abby und strich mir übers Haar. ,,Alles wird gut, ich bin hier! Du bist nicht allein." Ich weinte weiter, aber es fühlte sich gut an, so gut, dass mir ein kurzes, echtes Lächeln übers Gesicht huschte.

Ich hatte schon vergessen, wie es sich anfühlt, zu lächeln. In den letzten Jahren hatte ich es fast bis nie getan und wenn, war es meistens nicht echt gewesen.

,,Hey! Wusste gar nicht, dass du das kannst!" Neckte Abby mich und knuffte mich in die Seiten. Erneut lächelte ich ein wirkliches, echtes Lächeln.

,,Danke..." flüsterte ich und legte meinen Kopf auf ihre Schulter. Abby rutschte, so dass ich es gemütlich hatte. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch, um meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen.

,,Wenn man hier ist, glaubt man, dort draußen würde die Welt vor Freiheit brechen. Als ob es dort nichts anderes gibt, Als ob man das Leid in all den Jahren, die man dort war nicht bemerkt hätte..." Noch nie hatte ich so etwas Tiefgründiges von ihr gehört. So ehrlich und doch wahr. Ich nickte bloß und sah zum Fenster. ,,...aber wenn man dann draußen ist, fühlt man sich anders. Die Freiheit ist fort, wie das Glück, was man zu verspüren glaubte. Es gibt keine Freiheit, dort draußen...", fuhr sie traurig fort und zog langsam ihren Ärmel hoch. Ich kannte den Anblick zwar schon, aber trotzdem musterte ich ihn mit erschrockenem Blick. Ähnlich wie bei mir, zogen sich mehrere Narben über ihre Arme, aber auch einige Einstiche, wie von einer Nadel. An ihrem Handgelenk befand sich eine besonders tiefe Narben. Genau an ihrer Pulsschlagader

Abby lächelte leicht, als sie meinen Blick bemerkte: ,,...nur die zwei Dinge können dir dort draußen Freiheit schenken. Entweder dieses hier-", sie deutete auf ihren Arm und die kleinen Einstichs Narben, ,,-oder das, was sich nur wenige trauen, aber dann für immer anhält." Sie zeigte auf die tiefste Narbe an ihrem Handgelenk. Ihre Stimme wurde von Traurigkeit fast erstickt. ,,Drogen oder Suizid...", flüsterte sie und senkte ihren Blick. Zum ersten Mal war Abby tatsächlich so, wie ich sie erwartet hätte. Traurig, verzweifelt und depressiv.

Ich nickte nur. ,,Haben deine Gedanken gewonnen oder verloren?", fragte ich und Abbys Blick schweifte zum Fenster. ,,Sag du es mir..."

Erneut schwiegen wir. ,,Wie ist es bei dir?" Fragte Abby mich dann und sah mich wieder direkt an. Ich zuckte mit den Schultern. Am Ende gab ich meinen Gedanken immer nach. Den Kampf gegen meine Gedanken würde ich immer wieder verlieren und das tat ich schon mein ganzes Leben lang. Ich verlor. Deswegen war ich hier. Weil ich schwach war.

Abby legte eine Hand an mein Kinn. ,,An was denkst du gerade?", fragte sie und ich sah ihr direkt in ihre Bernsteinfarbenen Augen. Ich ignorierte die Wärme, die mich bei dieser Berührung durchfuhr und ignorierte ebenfalls den Fakt, dass unsere Gesichter nicht mal einen Meter voneinander entfernt waren.

,,Nichts.", antwortete ich. ,,Du Abby...", fragte ich zögernd und wurde leicht nervös. ,,Mh? Was ist denn?" ,,Warst du jemals verliebt?" Die Frage war mir entwichen, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte und ich wurde immer nervöser. Abby lachte leise. ,,Nicht sehr oft, meistens hatte ich andere Probleme, aber..." Sie verstummte. ,,Aber was?" Ich sah sie interessiert an, wie grinste schief und ehe ich irgendwas tun konnte, überbrückte Abby die letzten Meter, die unsere Lippen noch trennten und küsste mich.

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