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Ich rannte in mein Zimmer. Scheiße! Alles war so scheiße! Ich schloss die Tür hinter mir. Am liebsten hätte ich sie zugeschmissen, aber dieser dumme Mechanismus verhinderte es. Ich ließ mich verzweifelt an der Wand herunter gleiten. Tränen stiegen in mir auf, dieses verzweifelte Gefühl allein zu sein, alles falsch zu machen und versagt zu haben. Nicht schon wieder! Ich drückte meine Hände auf die Augen. Ich wollte nichts mehr sehen und nichts mehr fühlen. Meine Gefühle sind scheiße, mein Leben ist scheiße und ich bin es auch.

Da hörte ich, wie die Tür aufging. Schnell wischte ich mir die Tränen aus den Augen. ,,Hey ich bin's", zu meiner Überraschung stand Abby in der Tür. Sie sah besorgt aus. Besorgt um mich? Warum sollte ich sie interessieren? ,,Kommst du mit? Wir wollen in den Garten, ein wenig frische Luft schadet nie!" Sie reichte mir ihre Hand. Ich ergriff sie und Abby zog mich auf die Füße. ,,Als Neuling kann man es hier schwer haben. Deswegen dachte ich, ich involviere dich schon mal ein bisschen. " Sie lächelte mich freundlich an. Ich will aber nicht involviert werden! Ich will einfach nur weg! Ich folgte ihr den Flur hinunter und wir steuerten auf eine große, weiße Tür zu. Auf dem Weg stießen wir auf Snow, die ziemlich erschöpft aussah. ,,fertig mit Therapie?" fragte Abby sie ,,jap. Geht ihr nach draußen?" ,,ja, kommst du mit?" ,,Klar! Frische Luft kann ich jetzt gut gebrauchen!" Ich hörte dieser Konversation unbeteiligt zu.

,,Hallo ihr drei, ihr wollt nach draußen, richtig?" begrüßte uns eine Pflegerin freundlich. ,,Ja. Abigail Brown" ,,Rachel Linsney" ,,Lilith Carol" zählten wir unsere Namen auf. ,,In einer halben Stunde gibt es essen, seit bis dahin bitte wieder drinnen!" ,,Klar" antwortete Abby fröhlich, dann wurde die Tür vor uns auch schon geöffnet. Abby und Snow übernahm Führung und ich folgte ihnen nach draußen in einen großen Innenhof. In dem Moment fiel mir das erste Mal auf, wie gespielt diese Fröhlichkeit und dieses Lächeln von Abby war.

,,Naaaaa, schön euch wieder zu sehen", ein blondes Mädchen begrüßte uns stürmisch. Sie meint Abby und Snow, nicht dich! Die Blonde musterte mich. ,,Du bist neu, oder?" Ich nickte nur. ,,Ray" sagte ich teilnahmslos. ,,Schön dich kennenzulernen Ray, ich bin Sina.'' Sie lächelte mich unsicher an. Ich sagte nichts und nickte nur. Sina zuckte mit den Schultern und wendet sich wieder Abby und Snow zu. Schweigend ging ich hinter ihnen her, während sie sich fröhlich unterhielten und lachten. Wir gingen auf einen geräumigen Pavilion zu, unter dem schon mehrere Mädchen und Jungen saßen, die sich unterhielten. An dem Tisch, den wir ansteuerten, saßen schon drei Jugendliche in ungefähr meinem Alter. Zwei Jungs und ein Mädchen. ,,Hey Leute", begrüßte Abby sie fröhlich. Sie grüßten zurück und ich setzte mich neben einen Jungen mit schwarzen Haaren und mehreren Tattoos. Abby und Snow unterhielten sich mit den anderen und lachten. Ich musterte immer noch den Jungen, er sah interessant aus. Er war etwas älter, ich schätze ihn auf ein Alter von ungefähr 20 Jahren.

,,Hey ich bin Julian und Du?" Fing er gleich mit dem Versuch an sich zu unterhalten. Er hatte eine angenehm tiefe Stimme. ,,Ray"antwortete ich und hätte mich am liebsten noch weiter unter meiner Kapuze versteckt. ,,Redest woll nicht so gern" Julian grinste und zündete sich eine Zigarette an. ,,Willst du auch eine?" Bot er mir an. Rauchen tat ich nur selten, aber ich griff mir eine, nahm das Feuerzeug und steckte sie an. Ich nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch aus. Julian grinste und nahm sein Feuerzeug wieder an sich. Ich bemerkte Abbys Blick. ,,Alter Ju, das is so widerlich!" sagte Sie, als sie den Rauch abbekam. ,,sorry Schätzchen ich hatte ganz vergessen das du... -" er stockte. ,,-ein Problem damit hast" Schätzchen? Warum nannte er sie so? ,,is schon in Ordnung..." Abby seufzte und Julian trat seine Zigarette aus. Ich tat es ihm gleich, aber der rauchige Geschmack blieb in meiner Lunge hängen.

Ich hörte erst aufmerksam den Gesprächen der anderen zu, verlor aber nach einer Weile das Interesse. Sie lachten. Wieso können Sie so glücklich sein? Wir sind alle in einer scheiß Psychiatrie! Wieso kann ich nicht glücklich sein? War ich eifersüchtig?

,,Weiß jemand eigentlich was von Fee?" Meine Gedanken wurden unterbrochen, als Abby dies fragte. ,,Sie ist jetzt schon 2 Monate auf der geschlossen, mal wieder", antwortete Sina seufzend. ,,Fee?" Ich fragte aus Höflichkeit, nicht weil es mich wirklich Interessierte. ,,Feeline. Sie ist etwas... Schwierig..." Sagte Snow vorsichtig. ,,Aggressions Problem. Sie hat schon mehrmals fast jemanden abgemurkst", sagte Julian trocken. ,,Und vor 2 Monaten ist sie mal wieder ausgetickt. Sie sollte ihre Tabletten nehmen, aber sie wollte nicht und da hat sie den Pfleger angegriffen und fast erschlagen." ,,Tabletten?" Jetzt war ich an dem Gespräch interessiert. ,,Musstest du wahrscheinlich noch nicht, weil du noch keine Diagnose hast, macht keinen Spaß, glaub mir. 2-mal täglich geben die dir irgendwelches Anti- depressiv Zeug" Abby zuckte mit den Schultern.
Ich schwieg.

Tabletten...

SuizidWhere stories live. Discover now