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Der Pavillon war wie leergefegt, was mir nur recht war. Ich ließ mich auf eine der Bänke nieder und ließ meinen Blick durch den Garten schweifen. Das war das erste Mal das ich so wirklich auf meine Umgebung achtete, seit ich hier war. Was sich doch alles in den wenigen Wochen verändert hatte...

Der kühle Wind strich mir die Kapuze vom Kopf und fuhr durch mein Haar. Die Kälte machte mir nichts aus, im Gegenteil, sie beruhigte mich auf eine seltsame Art und Weise. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Stumme, kalte Tränen flossen meine Wangen hinunter. Ich konnte nur immer wieder an Abby denken. Wie in dauerschleife spielte sich die Szene in meinem Kopf ab. Das Gefühl der ruhe verschwand und ich kauerte mich auf der Bank zusammen. Mein Kopf auf mein Knie gelegt schluchzte ich Stumm in den Wind hinein. Niemand versteht wie ich fühle, ich versuche es zu erklären aber es interessiert niemanden so wirklich, sie wollen mich nicht verstehen. So falle ich. Immer und immer wieder.

,,Hey, R." begrüßte mich eine tiefe Stimme und ich sah erschrocken hoch. Vor mir stand Julien, lässig und er lächelte auf diese beruhigende weise, die ich nicht verstand. ,,Oh hey Ju." gab ich zurück und wischte mir mit dem Ärmel über die Augen. ,,Du siehst schrecklich aus." stellte er schief grinsend fest und ich lachte leise. ,,Vielen Dank auch!" murmelte ich und er ließ sich neben mich auf die Bank fallen. Wir schwiegen, aber es war kein unangenehmes schweigen, er strahlte solch eine ruhe und Geborgenheit aus. Dann kramte er eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug aus seiner Jacken Tasche. Er zündete sich die Zigarette an, nahm einen zug und hielt sie dann mir hin. Stumm, aber dankbar nickend nahm ich sie und zog ebenfalls daran. Sofort schmeckte ich den bitteren rauch und die damit verbundenen Erinnerungen.

,,Nun... Willst du reden? Ich schätze mal das ich ein ziemlich guter Zuhörer sein kann." es klang nicht aufdringlich wie er das sagte, ehr besorgt und verstehend.

Ich sah zu wie die letzten Rauchschwaden vom Wind davongetragen wurden. Dabei stellte ich mir vor es wäre meine Asche. Seltsamer weise wollte ich mit ihm reden, wollte ihm alles anvertrauen. Ich seufzte und nickte dann. ,,Ok." ,,Ok?" er wirkte überrascht. ,,Heyyy du redest mit mir, das ist doch schonmal ein guter Anfang oder?" er grinste schief und ich rammte ihm leicht lachend meinen Ellenbogen in die Seite. ,,Oho wer kann denn da auch lachen?", er hielt mir erneut die Zigarette hin und ich zog daran. ,,Arschloch." stellte ich nur trocken fest und dann holte ich tief Luft. ,,Es...Es ist wegen Abby..." ich schluckte und war schon wieder den Tränen nah. ,,Wegen Abby?" fragte er vorsichtig und legte einen Arm um mich. Diese Geste brach all meine Selbstbeherrschung und ich brach erneut in Tränen aus. Erzählte ihm alles was passiert war, der Kuss und die Nähe und von dem Chaos was in mir herrschte. ,,Shhh..." machte er und strich mir durchs Haar.

Er war so ein guter Mensch, wie konnte es sein das er so fallen konnte? Dass man ihn ausgerechnet hier traf, an diesem Ort. Er gehörte nicht hier her. ,,Danke...." murmelte ich und er sah mich fragend an. Ich nahm erneut einen Zug und wendete ihm ebenfalls meinen Blick zu. ,,Danke, das du hier bist. Danke das du mir zuhörst." meine Worte waren aufrichtig und zum ersten Mal wurde mir bewusst das ich wohl doch nicht allen ganz egal war. ,,Nicht dafür." gab er nur als Antwort und wie schwiegen erneut. Der wind strich uns durchs Haar und meine Lunge fühlte sich von dem Rauch schon ein wenig betäubt an.

,,Beängstigend, wie schnell alles denn Bach runter gehen kann." sagte er plötzlich und ich blinzelte ihn überrascht an. ,,Weißt du R, es gab Zeiten, in denen mir jede lüge leicht über die Lippen kam, weil es viel wichtiger war, mich selbst zu zerstören als zuzugeben, dass ich ein Problem habe, geschweige denn mir von jemanden helfen zu lassen. Es ist schmerzhaft, die Wunden meiner Vergangenheit" ich nickt verstehend. ,,Aber jetzt sieh mich an. Ich bin hier und ich bin bereit zu leben." er lächelte mich aufrichtig an und ich schwieg nachdenklich.

,,Aber was, wenn man gar nicht leben will?" fragte ich dann und er sah mich nachdenklich an. ,,Man kann niemanden zum Leben zwingen, schätze ich, am Ende finden die jenigen. die es wirklich nicht wollen, einen Weg es zu beenden. Aber hör mir mal zu." Er drehte sich so, dass er mir nun direkt gegenüber lag und ich ihm unweigerlich in seine Haselnussbraunen Augen sehen musste. ,,Wenn dein Her plötzlich stehen bleibt, dann lässt du Menschen zurück, die um dich weinen. Sie werden um dich trauern, auch wenn du ihnen sagst das sie es nicht tun sollen. Wenn du dich entscheiden kannst, wie dein Leben weiter gehen soll, dann entschiede dich richtig." Er sah mich ernst an und ich schweig, seine Worte waren unfassbar berührend. Hatte ich meine Entscheidung wirklich getroffen? Eine Stimme in mir bejate dies und meine Mimik, wie auch meine Stimme wurde kalt. ,,Der Tod ist Erlösung. Loslassen von dieser Welt, diesem Leben. Er wacht über mich und ich spüre seinen heißen Atem in meinem Nacken. Doch er verängstigt mich nicht. Er empfängt mich mit offenen Armen." Jetzt war Julien der jenige der Nachdachte.

,,Scheint als hättest du deine Entscheidung bereits getroffen. Ich kann und werde dich nicht aufhalten. Aber R, ich will dir ehrlich sagen das du mir etwas bedeutest, vergiss das nicht." Sagte er und ich lächelte leicht. ,,Was wirst du nun wegen Abby tun?" fragte er und lenkte das Gespräch somit auf den Anfang zurück. Wieder stieg in mir eine bittere Verzweiflung hoch. ,,I-ich weiß es nicht... Ich weiß nicht was ich fühle und es... es ist falsch oder?" ich sah ihn hilfesuchend an und er nickte nachdenklich.

,,Wichtig ist doch nur die Frage, liebst du Abby?"

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