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~Timeskip eine Woche später~

POV: Abby (Abigail)

,,Abby? Hallo, Erde an Abby?"

Erschrocken schaute ich auf. Ich war völlig in Gedanken versunken gewesen. ,,Mhh? hast du was gesagt?" fragte ich. Snow lachte. ,,Wo bist du in letzter Zeit immer mit deinen Gedanken?" Ich schaute zur Seite. Ich machte mir solche Sorgen um Ray, bis jetzt wollte uns keiner der Pfleger Auskunft über ihren Zustand geben. Ich vermisste sie. Es war absurd, ich kannte sie ja kaum, aber in dieser kurzen Zeit hatte ich sie ins Herz geschlossen. ,,Abby? Du bist ja schon wieder ganz woanders!'' Snow lächelte amüsiert. ,,Sorry Snow, ich mache mir nur Sorgen um Ray..." Gab ich leise zu. ,,Hey, das versteh ich, ich mache mir auch Sorgen, aber wir können gerade nichts tun. Wir müssen abwarten." Snow legte mir tröstend eine Hand auf die Schulter. Ich seufzte. ,,Du hast ja Recht..." ,,Habe ich immer." Sie lachte, ein falsches Lachen. Hinter ihren Worten lag eine traurige Wahrheit.

,,Weißt du eigentlich schon von Fee?" Wechselte sie abrupt das Thema. ,,Was meinst du? Kommt sie endlich wieder auf 3?" Feeline war eine Freundin zwar nicht so eng wie zum Beispiel Snow, aber ich mochte sie, auch wenn sie manchmal ein wenig temperamentvoll sein konnte. ,,Die kommt so schnell nicht wieder, sie hat schon wieder einen Wutausbruch gehabt. Sie wird noch eine ganze Weile auf der geschlossenen bleiben." Erzählte Snow. ,,Julian hat erzählt das sie einen Pfleger verprügelt hat" ,,Schon wieder?" Ich musste leicht lachen. ,,Jap und Apropo Julian der hat auch erzählt das-..." Redete sie weiter. Meine Gedanken schweiften wieder zu Ray. Ich fasste einen Entschluss, ich würde heute zu Lisa gehen und sie fragen, Lisa war die netteste Pflegerin hier und würde mir hoffentlich Auskunft geben. Ich stand ruckartig auf. ,,-und dann..." Mitten in ihrem Redeschwall stoppte Snow und sah mich überrascht an. ,,Wo willst du hin?" ,,Zu Lisa, ich will wissen was mit Ray ist." und ohne ein weiteres Wort ging ich.

POV: Ray (Rachel)

Körperlich ging es mir besser, die Schmerzen hatten nachgelassen und die Pfleger sagten das ich wahrscheinlich übermorgen wieder auf Station 3 durfte. Am Anfang war es eine Qual ich hatte Probleme zu laufen, zu sprechen oder mich anderweitig zu bewegen einfach alles hatte wehgetan. Die Ärztin sagte das sei normal, schließlich hatte mein Kopf bei meinem Unfall ganz schön was abbekommen. Anscheinend glaubten die Ärzte mir das es nur ein Unfall gewesen war, denn in Wahrheit war es wieder nur ein verzweifelter Versuch gewesen dieser grauenhaften Welt zu entkommen. Es war wie damals gewesen. Bilder von meinem ersten Selbstmord Versuch kamen mir wieder in den Sinn, ich erinnerte mich an jedes Detail.

Niemand wird dich vermissen, du bist allen egal! Ich war mir selbst egal. Ich hasste mich so sehr! Ich dachte mir, wenn mich ein Auto überfuhr, würde ich den ganzen Scheiß endlich los sein. Ich zog mir einen Pulli an und trat aus unserer Wohnung Tür. Ich sah in den Himmel, verfluchte ihn dafür, was dieses scheiß Leben mir angetan hatte. Mein Entschluss stand fest, also sah ich mich um, ein Auto fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf mich zu, dann trat ich auf die Straße. Schmerz durchzuckte mich. Ich hörte nur noch das Krachen meines Körpers auf der Vorderfront des Autos, und das Schreien des Entsetzen Fahrers, dann fiel ich in ein endloses Nichts.

Erschrocken verdrängte ich diese Bilder wieder. Damals dachten auch alle es war ein Unfall, ich hatte ihnen glaubwürdig erzählt das ich unaufmerksam gewesen war und mich das Auto deswegen erwischt hatte, aber ich wollte jetzt nicht daran denken. Wie gut du dich lügen kannst. Ich war nur froh das ich endlich raus durfte, wobei raus war das falsche Wort und auch wenn ich es nicht zugeben wollte vermisste ich Abby und Snow. Es war absurd ich kannte die beiden kaum. Du bist ihnen scheiß egal! Sie werden dich schon längst vergessen haben, sie vermissen dich nicht! So traurig das in meinem Kopf auch klang es war wahrscheinlich die Realität. Niemand mochte mich oder vermisste mich. Das hatte noch nie jemand getan also würden es Abby und Snow auch nicht tun! Doch irgendwas tief in mir drin hoffte das sie es doch taten, dass ich ihnen wichtig war. ,,Guten Morgen Rachel ich hoffe doch du hast gut geschlafen!" Ein breit grinsender Pfleger mit einem Tablett kam herein und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich nickte nur. Er hielt mir das Tablett unter die Nase und mit den Worten: ,,Guten Appetit und vergiss nicht deine Tabletten zu nehmen" verschwand er auch schon wieder aus der Tür. Ich seufzte. Hunger hatte ich wie immer keinen, also schob ich das Tablett weg und stand auf. Langsam ging ich durch den Raum, das dauerhafte rumliegen wurde langsam ungemütlich. Ich schaute nochmal auf mein Essen. Vielleicht sollte ich... Du Verdienst es nicht! Du Verdienst all das hier nicht! Du gehst allen auf die Nerven und machst nur Probleme! Nur weil du so unfähig bist lebst du noch! Du bist scheiße und da erlaubst du dir das Essen, obwohl du es nicht Verdienst? Außerdem hast du es so lange ohne Essen ausgehalten willst du etwa zeigen wie schwach du bist? willst du die Kontrolle erneut verlieren? Willst du Fett werden und damit dann noch hässlicher als du eh schon bist? Ich schüttelte mich. Nahm nur die Tabletten und spülte sie mit etwas Wasser herunter. Dann setzte ich mich auf das Krankenbett und starrte die Wand an.

POV: Abby (Abigail)

~Ort: Pfleger Zimmer~

Als ich ankam, war nur Frau Kral da. ,,Ich möchte jemanden besuchen, bitte." Ich lehnte mich auf die Schreibtischkante. ,,Name?" Fragte sie genervt. Nett wie immer, dachte ich ebenfalls genervt. ,,Abigail Brown", antwortete ich. ,,Nein, wen du besuchen willst?" Sie verdrehte die Augen. ,,Ach so, Rachel Linsney" ,,Können sie nicht besuchen." ,,Was?! Warum nicht?", fragte ich aufgebracht. ,,Sie steht unter Beobachtung.'' Frau Kral tippte genervt auf dem Schreibtisch herum. Anscheinend hoffte sie, dass ich einfach ging. Fehlanzeige, den gefallen, tat ich ihr nicht. ,,Ich will aber dahin." ,,Hörst du schlecht? Das ist nicht möglich" Nun war die Frau anscheinend richtig genervt. ,,Wo ist Lisa!", Fragte ich wütend. ,,Die kommt gleich, soll ich sie hollen gehen?" Das sagte sie anscheinend nur damit sie mich endlich los wurde. Ich nickte erleichtert. ,,Dann warte hier", schon war Frau Kral vom Schreibtisch aufgestanden und aus dem Raum verschwunden.

Ich wartete ungeduldig das Lisa endlich zurück kam. Genervt ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten, alles war wie immer. Ich hatte nicht mitgezählt wie oft ich schon in diesem Raum gestanden und Tabletten geschluckt hatte. Ein Witz, wenn man bedachte, dass ich auch zum Teil auf Entzug hier war. Ich sollte doch von Drogen und Tabletten wegkommen. ,,Jetzt habe ich Zeit für dich" Lisa stand lächelnd vor mir. ,,Also wie kann ich dir behilflich sein? Soweit ich weiß hast du deine Tabletten heute schon genommen" ,,Ich will Wissen was mit Ray ist. Wie geht es ihr? Und wann darf sie wiederkommen?" Ich hoffte so sehr auf eine Antwort. ,,Nun...-" Lisa musterte mich. ,,-Ich darf eigentlich nichts darüber erzählen...aber ich denke ein paar Sachen darfst du schon wissen." sie lächelte und ich sah sie dankbar an. Alle anderen Pfleger hatten mich sofort abgewimmelt. ,,Ihr geht es den Umständen entsprechend gut, sie will nicht viel über sich erzählen, weswegen ich es nicht einschätzen kann. Bei genauerem musst du ihren Therapeuten fragen" erklärte sie ,,Und wann darf sie wieder kommen?" Fragte ich hoffnungsvoll

,,Vielleicht sogar schon übermorgen"

SuizidWhere stories live. Discover now