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POV Abby (Abigail)

Mein Herz zog sich in jeder Sekunde, in der ich zusah, mehr und mehr zusammen.

Ray saß zusammengekauert in einer Ecke des schwach beleuchteten Raumes. Sie bebte unter heftigen Schluchzern und Wasserfälle an Tränen flossen ihre Wangen hinunter. Jeder Atemzug schien von Trauer und Verzweiflung erfüllt zu sein. Eine Therapeutin kniete neben ihr und redete beruhigend auf sie ein, zumindest schien sie zu glauben, dass es Ray beruhigte, das tat es aber nicht.

Ich begann zu zittern, als ich den Schmerz und das Grauen in den Augen der Orangehaarigen sah. Sie kratzte sich immer wieder mit den Fingernägeln am Handgelenk, als ob sie versuchte, den inneren Schmerz nach außen zu tragen. Doch es war ein aussichtsloser Kampf gegen die Dunkelheit, die sie umgab, ein aussichtsloser Kampf gegen sich selbst. Ray schien die Welt um sie herum nicht mehr wahrzunehmen und starrte in die Leere. Der Schmerz in ihrer Seele und die Dämonen in ihrem Kopf hielten sie gefangen.

Am anderen Ende des Raumes lag ein Teller, der aussah, als wäre es mit voller Wucht gegen die Wand geworfen worden. Das war wohl der Knall gewesen, den ich vorhin vernommen hatte.

Eine Therapeutin kniete neben ihr und versuchte, sie zu beruhigen, doch ihre Worte schienen in der Leere zu verhallen. ,,Alles wird gut, hörst du? Hör bitte auf damit.", die Frau hielt Rays Hand fest, aber Ray versuchte, sich aus ihrem Griff zu lösen. Ihr Handgelenk war mittlerweile blutig gekratzt, aber sie konnte den Drang nicht unterdrücken, konnte die Verzweiflung nicht loslassen.

Ich wollte das nicht sehen, wollte nicht sehen, wie Ray immer weiter brach, wie sie innerlich zersplitterte. Wollte nicht sehen, wie sie sich immer weiter, immer heftiger, versuchte irgendwie Schmerzen zuzufügen, verzweifelte Schmerzen, die ihre Gedanken für einen Moment verstummen lassen und von ihrem seelischen Schmerz ablenken sollten.

Weitere Tränen liefen das Gesicht der Orangehaarigen hinunter und sie drückte sich die Hände auf die Ohren. Ich konnte anhand der Bewegung ihrer Lippen erkennen, das sie unablässig etwas zu wiederholen schien, doch ich konnte nicht verstehen was sie sagte. Ray fing erneut an, sich die Nägel ins Handgelenk zu rammen, sie zog sie unablässig über ihre Haut und hinterließ rote Striemen, die teilweise aufrissen und zu bluten begannen. Dann ging ihr Blick zur Tür, als hätte sie meine Anwesenheit gespürt, ihre dunklen Augen, die so viel Verzweiflung, Angst und Trauer ausstrahlten lagen auf mir, aber ihr Blick schien mehr durch mich hindurch zu gehen, als mich zu treffen.

Die Therapeutin drückte einen Knopf an ihrem Walky talky und sprach etwas hinein, dann holte sie eine Schachtel Tabletten aus ihrem Kittel und wollte sie Ray geben. Ray stieß einen Schrei aus, der all ihre schwarzen Gedanken und ihre negativen Emotionen zum Vorschein brachte.

Jetzt hörte ich Schritte und Stimmen, die sich zu nähern schienen. Fuck. Schnell machte ich, dass ich verschwand und rannte zurück, bis ich an meiner Zimmer Tür ankam. Ich wollte sie gerade öffnen, aber es fühlte sich falsch an. Mein Blick fiel auf die Tür zu Ray's Zimmer und ich zögerte kurz. Wollte Ray nach dieser schrecklichen Erfahrung nicht lieber allein sein? Ich wusste nicht, was sie schon alles durchgemacht hatte, bevor mich der Knall zu ihr geführt hatte. Ein Gefühl in mir sagte, da ich Ray nicht einfach allein lassen konnte, dass sie mich brauchte und ich für sie da sein musste.

Ich lachte ironisch, Gott... sie konnte mir doch nicht wirklich etwas bedeuten, oder? Für mich gab es keine Zukunft.

Trotz diesem Gedanken betrat ich Rays Zimmer und ließ mich auf ihr Bett fallen.

Sie tat mir leid, sie tat mir unfassbar leid. Sie verdiente das alles nicht, sie verdiente den Schmerz nicht, die Trauer nicht und die Verzweiflung.

In dem Moment realisierte ich etwas, was mir eigentlich schon lange hätte klar sein sollen.

Ray war mir wichtig...

sehr wichtig...

unfassbar wichtig.

Und ich mochte Ray...

Sehr sogar.

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Ich bin nicht wirklich zufrieden, muss ich sagen.

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SuizidWhere stories live. Discover now