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POV: Abby (Abigail)

Ich schaute unauffällig zu Ray hinüber. Sie aß immer noch nichts. Wenn sie so weiter machte würde sie ganz schnell wieder auf der geschlossenen landen. Seufzend fasste ich einen Entschluss, zog ihr den Teller und das Besteck weg. Sie sah mich überrascht an. Ich grinste und fing an ihr Brot zu schmieren. Sie sah mich neugierig aber auch leicht gereizt an. ,,Ich habe dir doch vorhin schon gesagt, du sollst das lassen!" Blaffte sie mich an. ,,Und ich sagte dir, dass die dich hier sonst zwingen! Ich mache mir nur Sorgen Ray! Also bitte iss wenigstens ein bisschen. Für mich." ich sah sie flehend an. Sie kämpfte sichtlich mit sich, dann griff sie nach ihrem Teller. Ich sah sie gespannt an. Snow sah nun ebenfalls zu Ray. Das Orange haarige Mädchen schaute uns nur missbilligend an und biss dann von ihrem Brot ab. Ich lächelte, dann fingen ich und Snow an zu klatschen. Ray schaute auf und sah uns gespielt genervt an. ,,Muss das sein? Ihr seid echt anstrengend" dabei sah ich wie sich ein leichtes lächeln auf ihren Lippen breit machte. Ich grinste, das war das erste Mal, dass ich Ray, auch wenn nur ein bisschen, lächeln gesehen hatte. Sie schob zwar ihren Teller wieder zur Seite ohne ein weiteres Mal abzubeißen, aber es war schonmal ein Fortschritt das sie überhaupt etwas aß. Ein Anfang.

,,Habt ihr heute Therapie?" fragte Snow. ,,Ja" ich seufzte, das hatte ich ganz vergessen. Ich hasste meine Therapeutin. Sie half mir kein Stück und behandelte mich, als wäre ich irgendein unterbemitteltes Kleinkind. Ich seufzte erneut. ,,Komm wird sicher lustig" Snow lachte. Sie boxte mich freundschaftlich in die Seite. Ich lachte auch und sah zu Ray: ,,Hast du auch Therapie?" ,,Mhhh", sie sah nervös aus. Ich ahnte warum. Ihr ,,Unfall" würde sicherlich das Gesprächsthema werden. ,,Ich sollte dann auch besser los..." Mit diesen Worten stand sie auf und fing an, ihr Geschirr wegzuräumen. Snow und ich taten es ihr gleich.

POV: Snow (Lilith)

Ich betrat unser Zimmer. Mein Lächeln verschwand augenblicklich. Als ich Abby und Ray so zusammen sah, rief das Erinnerungen in mir hervor, die ich eigentlich schon längst verdrängt hatte. Kathi... Ich konnte sie nicht vergessen, sie war alles für mich gewesen. Sie hatte mir geholfen bis zu dem Tag als... Eine Träne lief meine Wange hinunter. Wieso hatte sie das nur getan? Wieso hatte sie mich allein gelassen? Weitere Tränen folgten. Mein Gedanken vernebelten sich. Ich zitterte und konnte meine Beine nicht mehr bewegen. Ich rutschte an der Wand hinunter und kauerte nun auf dem Boden. ,,Warum... " Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Tränen rannen mir übers Gesicht. Ich versuchte mich an einem Stuhl hochzuziehen, aber er kippte um. Das Krachen hörte ich nur noch gedämpft. Ich schaute mich um. Alles war zu einem einzigen weiß verschwommen. Panik machte sich in mir breit. Ich schnappte nach Luft. Mein Zittern wurde immer unkontrollierter und ich versuchte einen Ton herauszubringen. Diese Bilder, diese Erinnerungen, ich hielt sie nicht mehr aus! Ich hörte tausend stimmen, die auf mich einschrien und mein Kopf drohte zu zerspringen. Ich bekam kaum noch Luft, meine Brust fühlte sich so schwer an. ,,Bitte tu das nicht...Kathi!..." Meine Stimme war heiser und klang so weit weg. Tränen rollten meine Wange hinunter und sammelten sich am Boden zu einer Pfütze. Ich sah diese Bilder klar vor mir, als wären es nicht nur Erinnerungen, sondern Realitäten.

Kathi wie sie auf dem Dach steht, ich wie ich schreiend auf sie zu renne, ihr Blick der Tränen überströmt aber doch so liebevoll ist, dann höre ich ihre Stimme und ihre Letzten Worte. ,,Es tut mir leid Süße... Pass auf dich auf ich weiß du schaffst das!" Sie schluckt, bevor sie leise ,,auch ohne mich..." hinzugefügt. Dann macht sie einen Schritt auf mich zu und gibt sie mir einen Kuss. Meine Beine sind schwer wie Blei, ich kann mich keinen Zentimeter bewegen und so gucke ich entsetzt zu wie sie nun wieder an den Rand des Dachs geht. Sie dreht sich noch ein letztes Mal zu mir um und lächelt traurig. Hoffnung und Erlösung wallt in ihren Blick. ,,Ich liebe dich meine kleine Snow" dann springt sie und mit ihr fielen die Splitter meines Herzens

Ich schnappte erneut nach Luft. Ich versuchte zu schreien. Ich konnte nicht mehr klar denken. ,,NEIN! NEIN, BITTE!" Mein Kopf wollte nur schreien. Da spürte ich, wie mich jemand festhielt und mir eine Nadel in den Arm gestochen wurde. Kurz darauf verschwanden die Stimmen, meine Gedanken wurden klarer, mein Blick weniger verschwommen und ich saß zusammengekauert, zitternd und heulend auf dem kalten Fußboden. Vor mir die Gesichter der erschrockenen Pfleger. ,,Lilith? Kannst du uns hören? Du hattest eine Panikattacke. Ist alles gut? " Nichts war gut. Was fragte der so dumm? Mir ging es absolut beschissen! Aber ich nickte nur. Wieder einmal log ich und versteckte meine Gefühle.

Wie früher, als dein Vater dich...

SuizidWhere stories live. Discover now