Kapitel 21

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Ich schrecke aus meinem Traum hoch. Oh Gott! Ich hätte nie gedacht, dass Einhörner auch in Albträumen vorkommen können. Ich werd' nie wieder einem in die Augen sehen können... Als ich auf meinen Wecker sehe, merke ich, dass ich vergessen habe ihn anzustellen. Ich bin viel zu spät dran. Mist. Warum weckt mich denn auch keiner?! Fluchend springe ich aus dem Bett, ziehe das an, was mir gerade so in die Hände fällt, mache meinem Haare zu einem hohen Zopf zusammen und verlasse fluchtartig das Zimmer.

In der Küche klaue ich meinem Bruder das Nutellabrot und sehe nochmal auf die Uhr. Zwanzig nach sieben. So schnell habe ich mich in meinem Leben noch nicht fertig gemacht.

"Guten Morgen, Liv", begrüßt mich meinem Mutter fröhlich als sie in die Küche kommt. "Kannst du Holly heute mitnehmen? Ich glaube sie wird den Bus verpassen." Ich schnaube. Wenn meine kleine Schwester wieder vorhat wie gestern in die Schule zu gehen, kann sie meiner Meinung nach auch gerne laufen. Wenn man vom Teufel spricht...

"Mum, ich bin heute Mittag bei Mia."  Holly schiebt sich an mir vorbei um es sich am Esstisch bequem zu machen. Heute trägt sie zu meiner Erleichterung eine schlichte schwarze Jeans, Sneaker und ein helles Tank- Top. Meiner Meinung nach trägt sie noch immer zu viel Schminke, aber mal davon abgesehen sieht sie fast normal aus. Im Gegenteil zu mir, denn wenn ich mal betrachte, was ich heute morgen eher unfreiwillig 'gefunden' habe, könnte es mich fast grauen: ein altes paar Chucks- natürlich in unterschiedlichen Farben (erinnert ihr euch? Irgendwann war es mal üblich mit der besten Freundin einen Schuh zu tauschen)-, eine dunkelgraue Hose und den ausgewaschenen Pullover aus London, den mir Lili ganz zu beginn geschenkt hatte. Neben meiner Schwester sehe ich sicherlich aus wie der letzte Penner.

"Holly komm, ich will nicht zu spät kommen. Außerdem müssen wir noch Nina abholen." Zu meinem Überraschen folgt sie mir ohne Widerworte und wir verlassen sogar pünktlich das Haus.

"Wo warst du gestern Abend noch?" Bis gerade eben herrschte noch eine wundervolle Stille. Jetzt ist diese Idylle leider zerstört.

"Bei nem Kumpel." Wo ich war kann sie sich entweder an zwei Fingern abzählen, oder erfährt es spätestens am Donnerstag- wenn ich Ju richtig verstanden habe...

"Kenn ich den?" Also auf die Idee selber mal nachzudenken ist sie anscheinend nicht gekommen. Ich meine, mit wie vielen Leuten habe ich hier in Köln noch zutun? Genau, außer meiner Familie mit fünf: Nina, Sam, Ju, Tobi und Luke. Aber zu meiner Verteidigung: Ich hatte mal mehr Freunde- vor London- aber da die ja alle Abi gemacht haben, sind die meisten entweder nicht mehr in Köln oder viel zu beschäftigt für mich. Obwohl ich mir auch sehr gut vorstellen kann, dass sie einfach nichts mehr mit mir zutun haben wollen.

"Nicht persönlich", brumme ich als Antwort und Holly geht ein Licht auf.

"Du warst bei Sam!", brüllt sie- ob begeistert oder wütend kann ich nicht wirklich feststellen.

"Und wenn?"

"Dann bist du scheiße."

"Und wenn ich sage, dass ich beim Dreh des nächsten Videos dabei wahr und sogar etwas beteiligt bin?" Oh Gott macht das Spaß sie aufzuziehen!

"Du Arsch!", kreischt sie und schlägt mir gegen den Arm.

"Aua!", rufe ich mehr amüsiert als verletzt.

"Geschieht dir recht." Griesgrämig verschränkt sie die Arme vor der Brust.

"Hey! Was kann ich dafür wenn sie mich dazu zwingen?"

"Nicht hingehen?" Ich lache.

"Hättest du das getan?"

"Nein! Natürlich nicht."

Two confused heartsWhere stories live. Discover now