Kapitel 3: Süße Träume

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"Salira, Schatz wach auf".

Die Stimme meiner Mutter drang entfernt an mein Ohr. Ich räkelte mich in den weichen Laken und schlug die Augen auf.
Masyla stand am Ende des Bettes und lächelte mich freundlich an.
Ihre Schönheit war wie immer unbeschreiblich. Ihre langen dunklen Haare hatte sie locker mit einer Diamantbrosche nach oben gesteckt. In ihren blauen Augen spiegelte sich ihre Liebe und Güte wider.
Das blaue majestätische Kleid schmeichelte ihrer schlanken Figur und ließ ihre Augen noch mehr Strahlen als sonst.
"Alles Gute zu deinem 16. Geburtstag mein Liebling".
Sie ging um das Bett herum und umarmte mich. Ich genoss jede Sekunde dieser Umarmung, als hätte ich meine Mutter schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Tränen bildeten sich in meinen Augen.
"Schatz was ist denn?" Masyla blickte mich sorgenvoll an.
"Nichts, ich bin nur einfach glücklich so eine tolle Mutter zu haben, das ist alles."
Ich glaubte mir selbst nicht so recht, was ich sagte. Tief in meinem inneren hatte ich das Gefühl irgendetwas würde nicht stimmen.

Entschlossen wischte ich mir die salzige Flüssigkeit von meinen Wangen. Ich würde an meinem Geburtstag sicherlich nicht weinend in meinem Bett bleiben.
"Na dann... Steh auf. Dein Vater erwartet dich im Hof. Er hat eine Überraschung für dich."
Sie nahm mir die Sache mit "Ich weine nur weil du so toll bist Mama" nicht ganz ab, aber fragte auch nicht weiter nach.
Ich hätte ihr eh keine Antwort geben können. Ich verstand meine Stimmung ja selber nicht.

Nachdem ich mich angekleidet hatte und meine Kammerzofe mir die Haare frisiert hatte, lief ich eilig durch die langen hellen Gänge des Schlosses hinunter in den großen Innenhof.
Mein Vater erwartete mich bereits. Seine Augen strahlten mich an. Er war glücklich.
Hinter ihm stand Adoris, sein schwarzer Hengst, den er in allen Schlachten geritten hatte.
Ich umarmte ihn, konnte ihn dabei kaum wieder loslassen, so eine Sehnsucht verspürte ich nach meinem Vater.
Schließlich zwang ich mich ihn nicht zu erdrücken und trat einen Schritt zurück.
"Was ist denn los Salira? Seit wann freust du dich denn so mich zu sehen?"
Er war verwirrt aber auch erleichtert.
Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass wir beide in letzter Zeit nicht gut aufeinander zu sprechen gewesen waren.
Es war albern von mir, es war einfach eine Phase, die jeder junge Mensch durchmachte.
Ich war launisch gewesen und war ihm aus dem Weg gegangen.
Die Tatsache, dass ich saß alles für einen Moment vergessen hatte, ließ noch mehr Verwirrung in mir zurück.
Ich räusperte mich.
"Vater, es tut mir leid wie ich mich in letzter Zeit verhalten haben. Es war albern und dumm und ganz sicher einer Prinzessin nicht würdig. Ich werde versuchen mich zu bessern."

Raergo lachte. "Na nu. Ist das meine Tochter die da spricht, oder eine erwachsene junge Frau? Aber nun gut. Ich habe etwas für dich."

Er trat einen Schritt zur Seite und gab so den Blick auf Adoris frei.
Meine Augen weiteten sich.
"Ich weiß doch wie sehr du ihn liebst. Er soll dir gehören."
Schon wieder war ich den Tränen nahe.
"Ich... Ich weiß gar nicht was ich sagen soll....".
"Du musst gar nichts sagen. Steig einfach auf und reite eine Runde. Dein Bruder erwartet dich vor dem Tor."
Als er Nevary erwähnte zog sich alles in mir zusammen. Mir wurde übel und ein Hass baute sich in mir auf, den ich mir nicht erklären konnte.

Ich ignorierte das ungute Gefühl, dass mich davor warnte in die Nähe meines kleinen Bruders zu gehen.
Mein Vater hob mich auf den Pferderücken. Ein Halsring war das einzige, was ich brauchte, um diesen wundervollen Hengst zu reiten.

Ich trabte durch den riesigen steinernen Torbogen hinaus auf eine saftige Wiese.
Mein Bruder saß auf einer weißen Stute und lächelte mir freundlich entgegen. So wie alle an diesem Morgen. Doch bei ihm kam es mir falsch und gekünstelt vor.
"Hallo Schwesterchen. Alles Gute zum Geburtstag." Seine Stimme klang alt und zu erfahren für einen 14jährigen.
Ich nickte ihm zu. Ich kam noch immer nicht mit der Stimme in meinem Kopf klar, die mir sagte ich solle wegrennen.

Zusammen ritten wir über eine große Wiese, dann durch einen Wald.
Er war düster und karg für diese Jahreszeit.
Kein Tier war zu sehen. Die Sonne war verschwunden und auch kein Vogelgezwitscher erfüllte die Luft.
Nur ein paar Raben zogen krächzend ihre Kreise. Kamen immer näher.
Mein Kopf begann zu hämmern. Die Schreie der Vögel drangen tief in mich ein. Ich begann zu zittern.
"Alles in Ordnung?" Nevary wollte mir eine Hand auf die Schulter legen, mich beruhigen, doch ich stieß ihn instinktiv von mir.
Alles um mich herum rauschte. Für einen Moment veränderte sich das Gesicht des jungen Prinzen. Es wurde düster und alt.
Und da wusste ich es. Diese Welt war nicht real. Das alles hier war längst vergangen. Es war ein Trick meines Bruders. Er wollte mich mit dieser wundervollen Welt dazu bringen ihm meine Drachenseele zu geben.
Er dachte so könne er genug Vertrauen zu mir aufbauen.

"Geh weg von mir", schrie ich ihn an. "Das alles ist nicht real. Lass mich gehen."

Nevarys Gesicht verzog sich zu einer Fratze.
"Wie du willst", fauchte er.
Die Welt um mich herum zerbrach in tausend kleine Stücke und ich fand mich gefesselt in einer steinernen Höhle wieder. Arme und Beine waren befestigt und ich konnte nur nach oben zur Decke blicken. Es war dunkel und feucht.
Mein Atem ging schnell, panisch. Ich versuchte mich zu befreien.

"Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du dich befreien kannst?!"
Ein dreckiges Lachen erklang rechts von mir.
Nevarys Schritte hallten von den Steinwänden wider, als er langsam auf mich zuschritt.
Er beugte sich über mich, seine langen dunklen Haare fielen über sein Gesicht. Es wirkte düster und grob.
"Willkommen Zuhause Schwesterchen."

Time to ReignWhere stories live. Discover now