Kapitel 22: Und dein Lohn ist der Tod

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Das fahle Mondlicht schien in den hellen prunkvollen Saal und ließ den glatten polierten Boden strahlen. Dako saß auf der zweit untersten Stufe der breiten Treppe. Er hatte eine lässige Haltung und nippte an einer Weinflasche. Ich lief zielstrebig und mit erhobenem Kopf auf ihn zu. Meine Hand ruhte auf dem Griff von Pyeros Schwert. Ich war vollkommen ruhig und entspannt. Ich war bereit. "Na sieh mal einer an. Wen haben wir denn da?!", lallte er. Schwerfällig kam er auf die Beine und zog unbeholfen sein Schwert.
"Dann ist es nun also soweit. Du bist hier um mich zu töten." Die letzten Worte endeten in einem Hicksen und Lachen. Angewidert verzog ich das Gesicht. So konnte ich doch nicht gegen ihn kämpfen! Mein Ehrgefühl verbot es mir gegen einen Mann zu kämpfen, der betrunken war, auch wenn er noch so widerwärtig war.
Langsam kam er auf mich zugetänzelt und schlug, obwohl ich noch einige Meter entfernt war, mit der Klinge durch die Luft. Sein Schwert glänzte im Mondlicht wie flüssiges Silber. Das war aber auch das einzige prunkvolle an ihm. Ansonsten war er in meinen Augen einfach nur Abschaum.
"Dako so werde ich nicht gegen dich kämpfen. In deinem Zustand ganz sicher nicht. Das wäre kein fairer Kampf."
Der Ritter brach in schallendes Gelächter aus. Es schallte von den Wänden wider und erfüllte den gesamten Saal.
Eine Gänsehaut überzog meine gesamte Haut.
"Wie Ihr wünscht... Majestät." Er verbeugte sich gespielt tief, was wirklich albern aussah.
Er blieb in der tiefen Haltung und ich fragte mich schon, was das sollte und ob er etwa im Stehen eingeschlafen war, da sprang er plötzlich auf und hieb mit dem Schwert nach mir. In letzter Sekunde konnte ich mich noch ducken und mein eigenes Schwert ziehen und seinen nächsten Schlag parieren.

Immer wieder startete er einen neuen Angriff und ließ mir gar keine Zeit zu überlegen, was ich nun machen sollte. Ich wolle ihn so wirklich nicht besiegen. Doch zu meinem Verwundern war er im Moment sehr viel besser, als jemals zuvor. Das konnte doch nicht an dem Alkohol liegen?! Hätte er so gegen mich in Nevarys Thronsaal in den alten Salzminen gekämpft oder auf der Brücke vor einigen Tagen, hätte ich womöglich sogar verloren. Denn auch jetzt konnte ich mich kaum vor seinen Schlägen retten, obwohl ich durch das Training bei Alashanee um einiges besser geworden war und durch meine Drachenkräfte nun auch völlig genesen. Wenn ich nur einmal die Seele verwendet würde... Aber ich verbot dies mir selbst. Klar wäre dann dieser Kampf gleich für ihn vorbei, aber ich fand es einfach nicht gerecht Kräfte zu verwenden, zu denen er keinen Zugang hatte. Nevary hatte dies schon viel zu oft bei anderen getan und ich wollte auf gar keinen Fall ihm in irgendeiner Weise ähneln.

„Das hast du wohl nicht erwartet", riss mich Dako aus meinen Gedanken. Der Kampf war ins Stocken geraten. Nun standen wir beide uns einfach nur gegenüber, die Waffe auf den jeweils anderen gerichtete und jederzeit bereit erneut anzugreifen oder einen Schlag abzuwehren. „Es ist wirklich amüsant dich so außer Atem zu sehen. Dabei bin ich doch der Betrunkene von uns beiden."
Schon wieder brach er in Gelächter aus und ich nutzte diese Chance um endlich auch mal zu attackieren. Ich umfasste das Schwert mit beiden Händen und rannte auf ihn zu. Doch er blockte es kurz vor seinem Gesicht ab und stieß mich zurück. Ich taumelte zur Seite und war einen Moment mit dem Rücken zu ihm gewandt. Er erhob seine Waffe und wollte mir in den Rücken stechen. Ich sah die Klinge kommen und drehte mich von ihr weg. Gleichzeitig holte ich aus und verpasste ihm eine lange Wunde quer über die Brust, als seine Waffe von seinem Angriff auf mich noch nach unten gerichtet war. Er stöhnte und stolperte aus meiner Reichweite. Ich sah, dass es ihn sehr schmerzte, denn er biss grinsend die Zähne zusammen und betrachtete die Wunde. Blut quoll hervor und färbte sein dunkelbraunes Gewand in der Farbe des Todes.

„Nicht übel. Für eine Prinzessin versteht sich."
Selbst jetzt wo ich ganz offensichtlich besser gewesen war als er, versuchte er sich noch herauszureden und seinen Fehler zu entschuldigen.

Aber es gab auch keine Entschuldigung und Vergebung für das, was er Jonah, Bey, Maron und allen anderen in Valam angetan hatte. Er sollte bezahlen dafür, dass er mit seinen Rittern ein unschuldiges Dorf zerstört hatte. Wegen ihm war Adoris gestorben und das würde ich ihm nie verzeihen können.

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