Kapitel 13: Für eine einzige Nacht

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Pyero hatte darauf bestanden, dass ich es mir in seinem Bett bequem gemacht hatte.
Jetzt wo ich in einem ruhigen Raum war und nicht tausend verschiedene Einflüsse auf einmal auf mich wirkten kamen die Schmerzen auf einen Schlag zurück.
Pyero zerriss am Bauch mein Kleid entfernte den blutdurchtränkten Verband.
"Wie kannst du es nur mit dieser Wunde aushalten?!", fragte er geschockt. Du bist wirklich hart im nehmen. Ich glaube nicht einmal Dako würde mit so einer Wunde noch aufrecht stehen können."
Ich zuckte nur mit den Schultern. Auf einmal war ich zu müde. Selbst zum antworten fehlte mir die Kraft. Dabei fragte ich mich, ob es an den Schmerzen lag, oder ob es die aussichtslose Situation war, in der ich mich befand. Hoffnungen ruhten auf mir, die ich nie erfüllen würde können. Auch wenn nicht mehr das ganze Volk an mich glaubte, so hatte ich doch einen so starken Willen, dass ich wusste, dass ich eine Lösung finden musste, auch wenn ich und anscheinend auch alle anderen wussten, dass es aussichtslos war. Meine Gedanken drehten sich nur noch um einen Punkt.
Doch dann setzte Pyero sich neben mich aufs Bett und begann meine Wunde zu säubern. Ich beobachtete ihn, wie er vorsichtig und fürsorglich meine Haut abtupfte und eine Salbe auftrug.
"Ich danke dir", flüsterte ich als er fertig war.
Er drehte seinen Kopf zu mir und unsere Blicke trafen sich.
"Gern geschehen". Er hatte seine Stimme ebenfalls gesenkt. "Ich kann eine so hübsche Frau wie dich doch nicht einfach leiden lassen." Er zwinkerte und stieß ein Lachen hervor. Ich grinste.
Noch immer harrten seine Augen in den meinigen. Langsam beugte er sich zu mir. Kam immer näher. Die Luft begann zu knistern. Ich vergaß alle Schmerzen und Sorgen, eine Tiefs Sehnsucht entflammten ihn mir. Ich konnte es kaum erwarten, dass er so nahe war, dass ich Seins Haut auf mir spüren konnte. Und dann tragen seine Lippen endlich auf meine.
Erst war er zögerlich und wartete auf meine Reaktion.
Verständlich, dachte ich, denn schließlich waren Verbindungen zwischen Adeligen eher politisch, nicht durch Gefühle entstanden. Es war so herrlich verboten, was wir taten. Doch es war mir egal. Verdammt, ich wollte doch auch nur einmal glücklich sein. Einen positiven Grund musste mein Leben doch haben. Ich musste die Chance ergreifen und mir das nehmen, an dem mein Herz wirklich hing.

Also umfasste ich mit meiner rechten Hand seinen Kragen und zog ihn zu mir hinunter. Er stützte sich ab, damit er meinen Bauch nicht berührte und strich mit seiner rechten Hand an meiner Wange entlang.
Er küsste mich erneut und diesmal war es intensiver. Er hielt sich nicht mehr zurück und ich ebenso wenig.
Ich drückte mich fest an ihn, suchte seine Nähe, denn das war es, was ich nun wirklich brauchte. Er hatte eine wundervolle Anziehungskraft auf mich.
Wir drehten uns auf die Seite, lagen Kopf an Kopf. Er umfasste meinen Kopf und blickte in meine Augen. Ich sah, dass er Tränen in seinen Augen hatte.
"Was ist denn?", wollte ich besorgt wissen.
"Ich bin nur so unglaublich glücklich dich kennen gelernt zu haben. Du hast mich aus dieser tiefen grauen Welt hinausgezogen, mich zurück ins Leben geholt. Du hast ja keine Ahnung wie es ohne dich war."
Nun traten auch mir die Tränen in die Augen. Er war so unglaublich süß und dass er offen über seine Gefühle redete machte ihn so unglaublich sexy.
"Ich muss dir danken", flüsterte ich. "Du hast mich gerettet. Und dafür kann ich dir niemals genug Danke sagen. Ich liebe dich." Das Ende des Satzes hauchte ich nur noch, war mir noch nicht mal ganz sicher, ob es Pyero überhaupt verstanden hatte. Doch bevor er mich erneut küsste, raunte er ein 'ich dich auch' in mein Ohr.

In Pyeros Armen aufzuwachen war das wundervollste Gefühl der Welt. Die Sonne schien warm in sein Gemach und ließ sein Gesicht strahlen.
Ich fühlte mich in seiner Nähe so geborgen und sicher, dass ich mir wünschte die Zeit würde stehen bleiben. Doch ich wusste, dass das hier nicht für Dauer sein konnte, denn alles Schöne verging eines Tages. Es wehte davon wie Herbstblätter im kalten wilden Wind, eines anbrechenden Winters.

Und natürlich hatte ich mit meiner Vermutung recht. Als er aufwachte verließ er eilig das Gemach und kehrte nach einigen Minuten zurück. "Ich habe verhindert, dass irgendwelche Diener uns hier stören werden."
Ich richtete mich eingehüllt in eine seiner Bettdecken auf und blickte ihn verständnislos an.
Er schien nervös zu sein, konnte nicht stehen bleiben und mir direkt in die Augen schauen.
"Pyero bitte. Was ist los. Erkläre es mir."
Er nickte, kniete vor mir nieder und umfasste meine Hand:" Es ist meine Schwester. Sie will, dass ich jemanden heirate, der reich ist und viel Land hat. Jemanden, der Alayron zugute kommt. Bis jetzt hatte ich ihr nie widersprochen und ich wusste auch, dass sie recht hatte. Sie war die Königin und ich musste in gewisser Weise nach ihren Regeln leben. Schließlich bin ich das einzige an Familie was sie noch hat. Ich bin das wichtigste für sie. Deswegen will ich, dass sie mit mir zufrieden ist. Und daher weiß ich auch, dass sie es niemals zulassen würde, dass wir beide ein Paar sind. Denn bitte verzeihe mir, wenn ich es so offen sage, aber du hast keine Zukunft. Dein Bruder hat zu viel Macht, als dass irgendjemand etwas wirklich ernsthaftes gegen ihn unternehmen könnte.
Eher würde sie dich aus dem Schloss werfen oder schlimmeres. Wenn du nicht mehr unter ihrem Schutz stehen würdest, gäbe es auch nichts mehr, was Nevary davon abhalten könnte dich zu töten.
Salira, das hier muss enden. Noch bevor es richtig begonnen hat, denn ich will dich nicht in Gefahr bringen. Dafür bist du mir zu wichtig.
Wir können nicht glücklich werden. Und deswegen bitte ich dich jetzt zu gehen. Es darf keiner jemals von dieser traumhaften Nacht erfahren. Wir müssen Abstand voneinander halten. Ich hoffe du kannst das verstehen?!"

Ich musste hart schlucken. Ein Klos hatte sich in meinem Hals gebildet. Tapfer kämpfte ich gegen die Tränen an, die mich innerlich anschrien ihnen freien Lauf zu lassen. Aber nicht hier und jetzt.
"Ich verstehe", presste ich hervor. Für mehr würde meine Stimme nicht halten.
Ich wollte es uns beiden nicht noch schwerer machen und verließ deswegen ohne ein weiteres Wort, noch immer nur mit der Decke bekleidet sein Gemach.

Als ich den Flur hinuntereilte konnte ich meine Tränen nicht mehr halten. Sie rannen unaufhaltsam meine Wangen hinab und verschleierten meinen Blick. Schluchzend stolperte ich voran, bis ich gegen jemanden stieß, den ich aufgrund der schlechten Sicht nicht wahrgenommen hatte.
Als ich hinaufschaute erkannte ich Dako, der hämisch grinsend auf mich runter blickte.
"Schön dich zu sehen Salira", sagte er grinsend. "Ich muss etwas mit dir besprechen".

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