Kapitel 17: Unterstützung an meiner Seite

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Geschockt starrte Pyero mich. "Das ist...Woher weißt du das?" Er war von mir zurückgewichen, so als wäre ich die Böse hier. "Dako hat mir das vor ein paar Wochen erzählt, weil er will, dass ich mich raushalte und die Königin einfach sterben lasse. Als Gegenzug würde Nevary uns beide, wenn er die alleinige Macht hat, einfach gehen lasse. Wir könnten zusammen sein und keiner würde uns mehr stören. Weder deine Schwester, noch mein widerlicher Bruder."

"Das klingt verlockend", flüsterte der Prinz. Er hatte sich wieder neben mich fallen lassen und legte seine warme große Hand auf meine Schulter. Sogar durch die dicke lederne Jacke konnte ich seine Hitze spüren. "Aber das können wir nicht machen. Es ist unsere Pflicht als Adelige unsere Bedürfnisse und Wünsche unterzuordnen." Traurigkeit war in seinen Augen zu sehen, die sonst immer so freudig strahlten.

"Ich weiß. Das war auch mein Gedanke und deswegen habe ich meine Tante im nahen Wald aufgesucht und sie hilft mir meine Macht zu erwecken. Damit es keiner erfährt trage ich diesen lästigen Helm. Ich werde Nevary und Dako aufhalten und sie töten, wenn es in der Stadt, wo das Attentat stattfinden soll, zum Kampf kommt. Und danach sind wir frei Pyero. Die Welt kann sich erholen von den Wunden, die Nevary ihr zugefügt hat."

Pyero nickte." Das ist ein sehr guter Plan. Es wird alles besser werden und vielleicht ändert Skylar dann auch ihre Meinung über uns beide..." Er stockte und überlegte. Seine Augen wurden auf einmal groß. "Du hast gesagt in der Stadt. Du meinst aber doch nicht etwa bei der Parade der Königsfamilie oder?"

"Doch genau die meine ich", bestätigte ich seine Rückschlüsse. "Aber die ist ja erst in zwei Wochen. Bis dahin werde ich komplett meine Kräfte beherrschen. Schau nicht so geschockt. Ich schaffe das." Ich musste grinsen, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Doch als er ohne Regung blieb wurde ich auch wieder ernst und fragte mit zittriger Stimme:" Was ist denn?"

"Weißt du das etwa nicht? Das Fest wurde auf morgen vorverlegt, weil in zwei Wochen Gäste aus Laenda kommen werden und die Angelegenheiten mit denen können wir nicht verschieben."

Panisch sprang ich auf. "Nein das kann nicht sein. Das schaffe ich nicht bis morgen. Warum hat Skylar mich als Anführerin der Leibgarde nicht informiert?!"

Ich schlug mir die Hände vors Gesicht und drehte Kreise. Das konnte alles nicht wahr sein. Warum war das Schicksal immer gegen mich. Nie sprang auch nur ein klitzekleiner Vorteil für mich heraus.

"Skylar wollte, dass es nur so wenige Menschen wie möglich erfahren, damit keiner Zeit hat einen Aufstand gegen Nevary zu planen, der dieses Jahr ja zum ersten Mal den Umzug begleiten wird. Jetzt verstehe ich auch warum. Allerdings dachte ich, dass sie wenigstens dich einweihen wird. Schließlich musst du für Sicherheit sorgen."

"Ich muss... Ich muss zu meiner Tante und den Rest meiner Kräfte erwecken." Ohne auf Pyero zu achten und völlig fertig mit den Nerven schnappte ich mir mein Schwert von Boden und rannte aus dem Raum. Von Weiten vernahm ich verzweifelte Rufe von dem Prinzen, dass ich warten solle, aber ich nahm sie gar nicht wirklich war und versuchte nur so schnell wie möglich zu den Ställen zu gelangen. Ich hatte keine Ahnung wie ich das alles schaffen sollte. Alashanee hatte gesagt, dass man sehr vorsichtig sein musste und so immer nur Stück für Stück die Drachenseele aus ihren Kokon in mir befreien durfte, denn sonst könnte es sein, dass mein Körper mit der Macht nicht klar kam und es so zu einer Überhitzung und Tod kommen konnte.

Doch ich hatte nun wohl keine andere Wahl mehr als einfach zu hoffen, dass ich stark genug war nicht zu sterben bevor ich Nevary getötet hatte.

Schließlich war ich an den Ställen angekommen. Ich öffnete die schwere Holztür, sprang die Stufen hinab und rannte zu Sturmwind. Ein Knappe war sofort an meiner Seite und wollte mir helfen. Doch ich stieß ihn einfach nur grob zur Seite, was eigentlich nicht meine Art war und trenste den Hengst. Für einen Sattel hatte ich keine Zeit. Ich musste jede Sekunde nutzen um zu trainieren und mir genau zu überlegen wie ich Morgen vorgehen sollte. Sturmwind sträubte sich etwas gegen mein hektisches Vorgehen, aber schließlich folgte er mir in den Innenhof. Der Knappe half mir beim Aufsteigen und ich musste das Pferd stark zurückhalten, dass es nicht gleich lospreschte, wie es dieser feurige Hengst gerne tat.

Pyero tauchte schnaufend neben mir auf und schwang sich auf eine sandbraune Stute mir weißer Blässe. Auch er hatte auf einen Sattel verzichtet und ich war gespannt ihn so reiten zu sehen. "Unglaublich wie schnell du bist", brachte er schwer zwischen den einzelnen Luftstößen hervor. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich mitkommen werde."

Dankbar nickte ich ihm zu und lockerte den Griff an meinen Zügeln. Sofort galoppierte der Hengst an, indem er einen Luftsprung nach vorne machte. Es war wirklich eine Kunst dieses Tier zu reiten, ohne gleich nach wenigen Sekunden auf dem Boden zu landen.

Ich lehnte mich tief über den Pferderücken und ließ ihn einfach laufen. Sturmwind kannte den Weg schon auswendig und ich musste nur aufpassen, dass wir keine Passanten in der Stadt umritten.

Pyero folgte mir so gut es mit seiner deutlich langsameren Stute ging. Schnell waren wir am Stadttor angekommen und die Wächter, die mich schon kannten, öffneten die Tore weit, als sie mich von Weiten sahen.

Es war heute ein schwüler Tag. Dichte Wolken verdeckten die Sonne am Horizont und sorgten dafür, dass sich die Hitze der letzten Tage hier unten anstaute. Ich bekam schlecht Luft und im Wald wurde es nur noch schlimmer. Sturmwind hielt die drückende Luft kaum aus. Er war schon so langsam geworden, dass Pyero uns eingeholt hatte. Zusammen trabten wir nun weiter, da wir nicht wollten, dass unsere Tiere noch einen Zusammenbruch erlitten.

Wir alle kamen klitschnass bei dem Anwesen meiner Tante an. Die Pferde ließen wir an einem runden Brunnen trinken. Pyero tauchte seinen Kopf in das kühle Nass und strich sich die Haare nach hinten. Diese Frisur stand ihm außerordentlich gut. Der strenge Look war eine gute Alternative zu seinen sonst so wuscheligen Haaren. Der Prinz bemerkte meinen Blick, der bestimmt für sich alleine sprach, dass ich ihn gerade mega sexy fand und spritzte mich lachend mit Wasser voll. Ich hob abwehrend die Hände, musste aber trotzdem lachen und ihn dann schließlich ebenfalls nassmachen.

Plötzlich tauchte Alashanee neben mir auf und blickte verwundert auf Pyero. Abrupt hörte dieser mit dem Quatsch auf und verneigte sich leicht vor meiner Tante. "Einen schönen Tag wünsche ich. Mein Name ist Pyero von Alayron und ich bin Saliras.... Freund." Bei dem Wort "Freund", welches er durch seine Betonung eindeutig als mehr als nur normale Freunde gemeint hatte, machte mein Herz einen kleinen Sprung vor Glück. Doch schnell kam ich wieder in die Realität zurück. Wir hatten schon genug Zeit damit verbracht herumzualbern.

Erst stand meine Tante etwas ratlos herum, dann ging sie auf Pyero zu und umarmte ihn fest. "Saliras Freund ist auch ein Freund von mir." Der Prinz war leicht überrascht, doch dann erwiderte er die Umarmung, die unter Adeligen eigentlich sehr unüblich war. Doch Alashanee war auch keine gewöhnliche Frau.

"So und nun erzählt mir mal warum ihr beide so eilig zu mir gekommen seid?"


Time to ReignWo Geschichten leben. Entdecke jetzt