26

22.2K 1.2K 77
                                    

Wenn man glücklich war schien die Zeit irgendwie noch schneller zu verstreichen. Wir hatten bereits die erste Hälfte der Sommerferien hinter uns gebracht und ich fing vor zwei Wochen an in Austin zu arbeiten. Dort half ich bei einem befreundeten Anwalt meines Vaters aus, während seine Sekretärin im Urlaub war. Es war eigentlich ganz interessant und die Mittagspausen konnte ich in der Innenstadt Austins verbringen. Was darin endete, dass ich auf zwei Wochen schon zu viele neue Klamotten gekauft hatte, weil ich immer wieder zufällig was fand, das mir gefiel. Manchmal war es auch ein bisschen langweilig in der Arbeit, aber dann lehnte ich mich einfach in meinem Schreibtischstuhl zurück und stellte mir vor, wie es war, wenn ich mal meine eigene Kanzlei hatte.

Matthew war schon seit dem Anfang der Sommerferien mit Arbeiten beschäftigt, wodurch wir uns eigentlich nur abends und an den Wochenenden sahen. Aber ich glaube, das war auch gut so. Zu verlockend wäre die Idee gewesen die ganze Zeit aufeinander zu hängen. Ich wollte ja schließlich selbständiger werden und mich nicht so an ihn kletten, wie ich es vielleicht gerne täte.

Wenn wir uns trafen machten wir meistens nicht allzu spektakuläre Dinge zusammen, was vor allem daran lag, dass ich nicht wollte, das er unnötig Geld für mich ausgab. Ein paar Mal waren wir baden, die meiste Zeit war er bei mir zuhause und wir sahen Filme am Laptop an. So wie heute.

„Ich bin froh wenn der Film vorbei ist, er ist echt gruselig" murmelte ich und hielt mir mal wieder die Hand vors Gesicht um dem nächsten Schockmoment aus dem Weg zu gehen. Matthew hingegen starrte gebannt auf den Laptop, der auf seinen Beinen lag.

Ich war mir fast sicher, dass ich heute Nacht nicht gut schlafen konnte, Horrorfilme beeinflussten mich immer viel zu sehr. Vermutlich würde ich schon Angst bekommen, wenn ich bald aufs Klo ging. Die Rollos in meinem Zimmer waren heruntergelassen und der Laptop brachte das einzige Licht ins Zimmer. Wobei es mittlerweile draußen auch dunkel war, als ich vorher auf mein Handy sah war es kurz vor zehn. Es gab keine festen Zeiten, wie lange Matthew bleiben durfte. In ein paar Wochen wurde ich immerhin siebzehn und langsam fingen mich meine Eltern an wie eine Erwachsene zu behandeln. Außerdem schienen sie wirklich kein Problem mit Matthew zu haben und vertrauten uns. Bis jetzt gab es auch noch keinen Grund zur Sorge, meistens küssten wir uns nur, wobei ich glaubte, dass Matthew nicht mehr machte, weil er Angst hatte mich zu verschrecken. Auch wenn ich mittlerweile anfing mehr zu wollen, irgendwie hatte ich nicht mehr so große Panik davor, dass er mich nackt sah. Zudem fing ich immer mehr an ihm zu vertrauen.

„Okay, ist vorbei" Matthew klappte den Laptop zu, wodurch es dunkel im Zimmer wurde. Ich hörte wie er ihn neben das Bett lag und dann näher zu mir kam, bis er mit seinem Kopf gegen meinen stieß.

„Ups, sorry" schmunzelte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn, also zumindest ging ich davon aus, dass er meine Stirn treffen wollte. Es wurde dann doch fast mein Haaransatz, aber es war auch wirklich stockfinster.

„Ich glaub wir sollten ein Licht anmachen, bevor das hier noch mit einer Beule endet", murmelte ich und wollte mich zu meinem Nachttisch ausstrecken um die Lampe dort anzuknipsen. Allerdings hielt mich Matthew an der Hüfte zurück und zog mich zu sich, bis ich gegen in gepresst wurde.

„Auch wenn du das Licht anmachst, wird das hier wohl mit einer Beule enden", nuschelte er, während er versuchte meinen Nacken zu küssen. Alles nicht so leicht, wenn es dunkel war.

„Wie bitte?" fragte ich dämlich nach, weil ich nicht verstand was er meinte.

„Naja, denk mal nach" murmelte er und strich mit seiner Hand meine Seite entlang. Obwohl ich noch ein T-Shirt trug schüttelte es mich leicht. Und dann ging mir ein Licht auf. Wie peinlich, dass ich da nicht selber draufgekommen war.

The Only Hope For Me Is YouWhere stories live. Discover now