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Ich sah ihn an und merkte schon, wie ich am liebsten losheulen würde. Es war in Ordnung, dass wir uns mal eine Zeit lang nicht sahen, aber die Vorstellung, ihn nur noch an den Wochenenden zu sehen machte mir Angst. In Dallas würde er eine Menge neuer Leute kennen lernen und ein neues Leben beginnen. Er sah gut aus, vermutlich standen innerhalb kürzester Zeit alle Mädchen dort auf ihn, während mir nichts anderes übrig blieb, als auf Nachrichten und Telefonate von ihm zu warten. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass es ihm gut tat in so einer WG zu leben, wo Menschen waren, die ihr Leben ebenfalls nicht auf die Reihe kriegten. Zu dieser Sozialarbeiterin ging er jetzt schon zwei Jahre lang und eigentlich hatte sie nichts zustande gebracht. Er hatte sich kein bisschen geändert.

Geändert hat er sich erst, seitdem er mich richtig kennt.

„Ich finde das ist eine dämlich Idee", sagte ich ihm ins Gesicht, zum ersten Mal sagte ich etwas einfach nur geradeheraus ohne mir darüber Gedanken zu machen, was das vernünftigste wäre.

„Wieso?" fragte er nach und sah mich stirnrunzelnd an. Offensichtlich hatte ihm diese Sozialarbeiterin ihre Idee richtig eingetrichtert.

„In einer WG mit lauter Jugendlichen zu leben, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegen hört sich für mich nicht unbedingt wie die beste Idee an. Denen fällt bestimmt immer noch jede Menge Mist ein und du kannst dann vermutlich doch wieder nicht wiederstehen. Außerdem kann ich mit dir für die Schule lernen. Ich werde sowieso täglich lernen und dann machst du einfach mit. Außerdem hab ich da Erfahrung, ich hab nämlich schon Nachhilfe gegeben. Mit mir bist du besser dran, als in so einer WG."

Matthew seufzte und schien immer noch eine andere Meinung als ich zu haben.

„Wir können auch lernen, wenn du an den Wochenenden in Dallas bist. Außerdem lenken wir uns vermutlich nur ab."

„Keine Sorge, ich kann mich konzentrieren", wiedersprach ich scharf.

„Auch wenn ich mein Oberteil ausziehe?" er wackelte mit den Augenbrauen und ich funkelte ihn böse an. Ich konnte nicht glauben, dass er jetzt so einen dämlichen Witz machte, nachdem er mir gerade eröffnet hatte unsere Beziehung in Gefahr bringen zu wollen.

„Okay, tut mir Leid..." er atmete tief ein und wieder aus, dann sah er mich mit so einem dämlichen Welpenblick an und meinte: „Um ehrlich zu sein, dachte ich du wärst die Erste, die mich versteht. Du kannst dich doch immer so gut in andere hineinversetzen... Ich dachte du verstehst, dass ich mit meinem Vater so nah bei mir in Freiheit einfach nicht klarkomme."

Und das war der Moment, in dem mir der Kragen platzte. Ich hatte nicht vor mir meine Beziehung zerstören zu lassen, nur weil Matthew von seinen Problemen davon laufen wollte.

Ich packte meine Tasche und stand auf, aber bevor ich ging sah ich ihn an, schnaubte laut und sprach: „Du hast dir die letzten zehn Jahre von deinem Vater versauen lassen. Ja, es war unglaublich schrecklich was er getan hast du ja, ich verstehe dich vollkommen, wenn du nie wieder ein Wort mit ihm sprechen willst. Aber, lass dir verdammt noch mal nicht dein ganzes Leben von ihm kontrollieren! Ständig diese Ausreden, dass du nur so gehandelt hast, weil er das getan hat! Andere Kinder machen auch schlimme Sachen durch und müssen dann nicht alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist verprügeln!" Ich machte eine Pause um Luft zu holen, Matthew saß nur da und starrte mich entgeistert an. Gerade war es mir so was von egal, dass mich wildfremde Leute für eine Verrückte hielten.

„ Ich hab deine Polizeiakte gelesen, mehr als einmal, und trotzdem habe ich dir eine Chance gegeben. Und glaub mir, es hat mir Angst gemacht was du alles getan hast! Gib deinem Vater die Chance sich ein neues Leben aufzubauen, du brauchst kein Teil davon sein, dass verlange ich nicht einmal. Das einzige was ich von dir will, ist das du anfängst dein Leben zu leben und deinen Vater nicht mehr als Ausrede benutzt dich wie der größte Arsch aufzuführen!" ich schrie ihm die letzten Worte förmlich entgegen und dann drehte ich mich um und stapfte davon.

The Only Hope For Me Is YouWhere stories live. Discover now