Kapitel 3

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„Brady! Stehst du jetzt bitte auch endlich mal auf?"

Mum stand im Zimmer und hatte ihr strenges Gesicht aufgesetzt. Ich sah sie nur durch einen kleinen Schlitz, denn ich war zu müde um meine Augen richtig zu öffnen. Es war schon hell und ich wusste nicht wieso, denn auch wenn ich gestern etwas neben der Spur war hatte ich das Rollo heruntergelassen.

„Es ist kurz vor elf. Wir essen in einer halben Stunde!" erinnerte sie mich und stöhnte. Essen war nicht gerade was ich jetzt machen wollte. Mir war schlecht und mein Schädel tat weh, aber vor Mum musste ich so tun, als wäre ich einfach nur müde.

„Du warst doch gestern eh um zwölf da, also kannst du gar nicht so müde sein", stellte sie fest und kam zu mir ans Bett. Vermutlich hatte sie auch schon das Rollo hoch gezogen, aber ich hatte es nicht gehört, weil ich so tief geschlafen hatte.

„Ich hab gestern den ganzen Tag gearbeitet. Ich bin müde", stöhnte ich meine Ausrede und Mum seufzte. Sie wollte einen Freisitz im Garten und Dad und ich hatten die Aufgabe diesen zu errichten. Zum ersten Mal war ich neidisch auf meine kleine Schwester gewesen, die auf der Terrasse saß und lernte, während ich in der prallen Sonne schuften musste.

„Du hast getrunken", sagte Mum kalt und blickte mich böse an. Ich machte meine Augen richtig auf und blinzelte sie unschuldig an.

„Lügen ist zwecklos, dass riecht man", meinte sie knapp und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ich wollte ja nicht mal was trinken, dass hatte ich nur wegen April gemacht. Nur wegen ihr hatte ich mich bei Lexis Dad blamiert und bekam jetzt Ärger von meiner Mum. Ich wusste schon, warum ich April nicht leiden konnte.

„Das war nicht geplant", versuchte ich mich zu verteidigen und Mum hob fragend ihre Augenbrauen.

„Ach ja?" fragte sie amüsiert und ich stöhnte: „Ja", dann richtete ich mich auf und fuhr mir durch die Haare. Durch das Gel klebten sie zusammen und fühlten sich eklig an. Ich hatte leider die Locken meines Vaters geerbt und nicht die einigermaßen glatten Haare meiner Mutter. Deshalb versuchte ich sie durch jede Menge Gel und Taft glatt zu kriegen, sonst sah ich aus wie ein kleiner Pudel. Also zumindest bildete ich mir das ein.

„Was genau hat dann deinen Plan durchkreuzt nichts zu trinken?" fragte sie interessiert nach, aber ich starrte sie nur an. Ich würde ihr ganz sicher nicht von Lexi erzählen. Sie war meine Mum und nicht meine beste Freundin. Ich würde nicht mal Kaitlyn davon erzählen. Das mit Lexi war geheim, es war schon für mich peinlich genug, dass sie irgendwie nicht auf mich stand.

„Ein Mädchen?" fragte Mum weiter und ich sah sie nur für einen Bruchteil einer Sekunde erschrocken an, aber ihr reichte das, um ihre Theorie zu bestätigen. Sie war so gut in solchen Sachen. Meistens wusste sie schon was ich dachte, bevor ich es überhaupt gedacht hatte.

„Wie heißt sie denn?" kam sofort von ihr und ich stöhnte genervt. Mir war bewusst, dass ich da jetzt nicht mehr so einfach rauskam.

„Es war nicht wegen ihr. Es war wegen April", sagte ich, in der Hoffnung, dass sie es darauf beließ. Allerdings dachte ich falsch.

„Wegen April?" fragte Mum gleich nach und ich sah mich gezwungen ihr die ganze Story zu erklären. In der etwas abgeschwächten Version.

„April steht auf einen und der war gestern beschäftigt eine andere anzuflirten. Also hab ich ihn zu einem kleinen Trinkspiel überredet, damit er die Andere vergisst. Aber ich hab gar nicht viel getrunken. Maximal zwei Bier", log ich, was Mum einfach mal ignorierte.

„Ach echt? Das hast du getan?" fragte sie nach und ich nickte. Jetzt hatte ich Mums Interesse vollständig geweckt und sie kam zu mir, um sich auf meine Bettkante zu setzen. Ich hätte sie gerne gefragt, ob sie nicht was zu tun hatte, putzen oder kochen oder so, aber ich riss mich zusammen. Es bestand immer noch die Möglichkeit Ärger zu bekommen, weil ich getrunken hatte.

What girls really want.Where stories live. Discover now