Kapitel 18

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Mittwochnachmittag fuhr ich nicht direkt nach dem Training nach Hause, sondern legte einen Umweg über Kaitlyns Haus ein. Sie war die ganze Woche lang schon merkwürdig drauf und nicht wirklich gesprächig, weshalb ich mir überlegte, sie zu besuchen. Ihre Mum war im Vorgarten und mähte die kleine Fläche, auf der sie Rasen wachsen ließen.

Ich stellte meinen Wagen in der Einfahrt ab und stieg aus.

„Hallo, ich wollte Kaitlyn besuchen. Ist sie oben?" fragte ich nach. Ihre Mutter sah mich verwirrt an stellte den Rasenmäher ab, da sie mich anscheinend nicht richtig verstanden hatte. Als es still war sah sie mich nochmal fragend an und ich sagte: „Ich komme wegen Kait." Weshalb sollte ich auch sonst da sein. Kaitlyn hatte keine Geschwister und ihre Mutter würde ich wohl kaum besuchen.

Nun nickte sie verstehend.

„Sie ist oben und macht Hausaufgaben", erklärte sie mir. Dann zeigte sie auf die offene Haustür und meinte: „Geh einfach rein."

Ich nickte und sperrte meinen Wagen ab, ehe ich ins Haus ging und meine Schuhe auszog. Kaitlyns Eltern lebten getrennt und da ihr Vater in einer anderen Stadt lebte, sah sie ihn kaum. Ich fand das gar nicht so schlecht, weil mich ihr Vater immer für ihren Freund hielt und jedes Mal, wenn er sie besuchte, musste ich mir missbilligende Blicke von ihm gefallen lassen, weil er Angst hatte, ich würde seine Tochter verletzen. Ihre Mum hingegen hatte schon vor langer Zeit begriffen, dass wir einfach nur Freunde waren und war deshalb auch nicht beunruhigt, wenn wir alleine im Zimmer waren.

Früher war ich auch manchmal bei ihr über Nacht geblieben, aber seit der Middle School machten wir das nicht mehr. Außer, es waren noch mehrere Freunde dabei. Wir hatten selber beschlossen, dass es irgendwie merkwürdig war im selben Bett zu schlafen und unsere Eltern fanden das wohl auch ganz gut.

Als ich die Treppe nach oben stieg und dabei immer zwei Stufen auf einmal nahm, hörte ich schon Musik aus ihrem Zimmer kommen. Ich war mir fast sicher, dass sie keine Hausaufgaben machte, denn Kait brauchte immer absolute Ruhe, um sich zu konzentrieren. Während ich in meiner freien Zeit meistens etwas Sportliches machte, hockte Kait liebend gerne zuhause und sah Youtubevideos. Sie konnte Stunden damit verbringen Musikvideos, Schminktipps oder Interviews ihrer Lieblingsmusiker zu sehen. Neben mir hatte sie zwar noch sei Freundinnen, Nicole und Ricarda, bei den Cheerleadern war, aber irgendwie machten die beiden auch nicht viel anderes Zeug. Und dann telefonierten sie natürlich noch miteinander. Stundenlang. Obwohl Nicole nur eine Straße weiter wohnte.

Ich fragte mich was Lexi so in ihrer Freizeit machte. Vielleicht sollte ich sie das nächste Mal unauffällig über Hobbys ausfragen.

Vor Kaitlyns Zimmer klopfte ich kurz an und wartete vorsichtshalber, bis sie mich herein bat. Einmal war ich einfach reingegangen und sie war nur in Unterwäsche bekleidet auf ihrem Bett rumgehüpft. Schwer zu sagen, für wen von uns beiden diese Situation unangenehmer gewesen war.

„Ja?" hörte ich sie fragen und drückte nun die Klinke herunter. Obwohl sie damit rechnen musste, dass gleich jemand in ihr Zimmer kam, zuckte sie total zusammen, als sie mich sah. Kait lag auf dem Bett und hatte das Jahrbuch vom letzten Jahr in der Hand, positiv zu vermerken war, dass sie vollständig bekleidet war. Das Jahrbuch klappte sie jetzt aber sofort zu und sah mich mit großen Augen an. Sie platzierte das Buch neben dem Bett und ich fragte mich, was sie darin nachgesehen hatte.

„Was machst du denn hier?" fragte sie überrascht nach und ich schloss die Tür hinter mir.

„Ich dachte, ich komm mal vorbei. Ist alles in Ordnung?"

Ich ließ mich auf ihrem Schreibtischstuhl nieder. Irgendwie war es doch immer ein bisschen komisch, zu zweit auf dem Bett zu sitzen.

„Ja schon", antwortete sie mir und klang nicht gerade überzeugend. Ich hob nur leicht eine Augenbraue und sie stöhnte.

What girls really want.Where stories live. Discover now