Kapitel 9

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Meine Mum behauptete gern mal, dass Männer merkwürdige Stimmungen einfach nicht bemerken würden. Angeblich war das sowohl bei meinem Vater, als auch bei ihren Brüdern, öfters der Fall und ihrer Meinung nach war ich, was so was anging, auch nicht besonders sensibel. Wobei, wenn ich so nachdachte war ich generell nicht besonders sensibel. Aber das würde ich nicht so offen vor ihr zu geben. Oder vor irgendjemand anderem.

Generell würde ich eigentlich ihre Behauptung unterstützen. Meine kleine Schwester war mir schon so oft beleidigt gewesen und ich hatte es gar nicht mitbekommen. Um ehrlich zu sein, fand ich es immer ganz angenehm, wenn sie nicht mit mir gesprochen hat. Dass sie mich damit eigentlich bestrafen wollte, hatte ich nicht gerafft. Würde sie mich wirklich bestrafen wollen, dann müsste sie eher das Gegenteil machen. Also mich die ganze Zeit zu labern. Schon allein beim Gedanken daran bekam ich Kopfschmerzen.

Aber genug von meiner Schwester und meiner Mutter, denn beide waren jetzt zuhause, da wo ich auch gerne wäre. Ich wollte einfach nur weg von hier, denn, dass zwischen uns vier eine merkwürdige Stimmung herrschte, checkte sogar ich.

Wer es hingegen nicht wahrnahm war Lexi.

Oder aber, sie tat einfach nur so, als würde sie es nicht bemerken. Ja, das war gut möglich, denn Frauen hatten doch Antennen für so Gefühlszeug.

Während Matthew und Kaitlyn eine Fresse wie sieben Tage Regenwetter zogen und vor allem Kaitlyn ständig sarkastische Bemerkungen von sich gab, lachte Lexi einfach darüber. Oder über sich selber, wenn sie den Ball mal wieder in eine ganz andere Richtung warf. Sie war wirklich niedlich und ich wäre jetzt lieber mit ihr alleine, anstatt später mit Matt nach Hause zu fahren, der mich auf der Fahrt vermutlich killen würde.

Ein kleines bisschen konnte ich ja verstehen, dass er sauer war. Trotzdem fand ich, dass er ziemlich übertrieb und er gerade eher einem kleinen Mädchen, als einem siebzehnjährigen Jungen glich.

Wenn er nicht werfen oder fangen musste hatte er die Arme vor der Brust verschränkt und warf alle paar Sekunden tötende Blicke zu mir. Was nicht besonders angenehm war.

Ja okay, er hatte mal was gesagt, dass er Lexi gut fand, aber wenn ich ehrlich war wusste ich gar nicht mehr, was er genau gesagt hatte.

Er hatte doch einfach nur gesagt, dass er sie mochte, oder? Da war nichts mit unsterblicher Liebe oder so nem Zeug?

Ich war also der Meinung, dass Matt übertrieb. Genauso wie Kaitlyn.

Die war zum einen sauer auf mich, weil ich sie gestern angelogen hatte.

Okay, ja, ich gab es zu, dass war nicht unbedingt eine Glanzleistung von mir, aber ich hatte es ja nicht getan, um ihr zu schaden. Ich wollte einfach nur nicht, dass sie mir tausend blöde Fragen zu Lexi und mir stellte. Wobei es nach heute vermutlich eher hunderttausend sein würden. Also wie gesagt, ich hatte keine bösen Absichten, als ich sie angelogen hatte. Ich wollte mich einfach nur schützen.

Dann war Kaitlyn natürlich auch noch scheiße drauf, weil sie ganz genau raffte, dass Matt, wegen der Lexi-Sache, auf mich sauer war. Ziemlich kompliziert alles und das obwohl man sich am Wochenende eigentlich entspannen sollte. Gerade fühlte ich mich allerdings gestresster, als während der Prüfungszeit.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, wie der Ball auf mich zuflog und mich an der Schulter traf. Also, dass er mich an der Schulter traf bemerkte ich schon, da Matt, der den Ball geworfen hatte, wohl all seine Aggressionen in den Wurf gepackt hatte. Während der Ball von mir abprallte und am Boden aufschlug, verzog ich schmerzverzerrt mein Gesicht.

„Oh fuck", fluchte ich und hielt mir meine schmerzende, rechte Schulter. Während Matt mich nur selbstgefällig anblickte und Kaitlyns Gesichtsausdruck nach „Geschieht dir Recht" aussah, kam Lexi zu mir und legte ihre Hand auf meine Schulter. Oder genauer gesagt, legte sie ihre Hand auch so halb auf meine linke Hand, was mich minimal nervös werden ließ.

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