Kapitel1

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Emmas Sicht

„Emma!", die Stimme meines besten Freundes und seine Hand auf meiner Schulter holen mich zurück in die Realität. „Mh..", murmele ich und drehe meinen Kopf zu ihm. Meinen Kopf habe ich auf meinen Armen gebettet, welche auf dem Tisch liegen. Vor Stunden kam meine beste Freundin an und war der Meinung es sei eine super Idee feiern zu gehen. Während meine Freunde also in dem Club in dem wir sind Spaß haben, sitze ich am Rand an einem Tisch und sterbe fast an Kopfschmerzen. „Emma? Alles gut?", fragt Ben mich, er schaut mich ziemlich besorgt an. Vorsichtig richte ich mich auf. Ben sitzt neben mir und meine beste Freundin sitzt uns gegenüber. Beide schauen mich immer noch fragend an. „Ich habe Kopfschmerzen. Ich gehe lieber!", antworte ich. „Ich schreibe meinem Bruder, dass er uns abholen soll!", antwortet Vivienne sofort und zieht ihr Handy aus ihrer Tasche. „Schon gut, Viv! Ich komm alleine nach Hause, du brauchst wegen mir noch nicht gehen!", antworte ich schwach. Hätte ich mal nicht auf sie gehört, ich hatte schon Kopfschmerzen als wir los sind und wusste dass es nur schlimmer werden würde, aber nein auf Erfahrungen höre ich ja nicht! Super gemacht! lobe ich mich selber. „Kannst du vergessen, du gehst mir so nicht alleine nach Hause", dass ist Viviennes letzte Meinung und ich werde wohl kaum so dumm sein und sie davon abhalten. „Em, geh schon mal raus und warte draußen vor der Tür auf mich, ich komme sofort, muss nur noch schnell aufs Klo!", weißt Viv mich an. Gehorsam verabschiede ich mich von Ben und gehe dann nach draußen vor den Club.

Normalerweise stehen immer unzählige Raucher vor der Tür, zum Glück für mich bin ich jedoch alleine. Die Nachtluft tut ziemlich gut nachdem es drinnen so warum und stickig war. Um nicht ganz einsam auszusehen zieh ich mein Handy heraus und blicke auf den Display. Es ist gerade mal halb eins, ich hätte echt gedacht, es sei später.

Als neben mir die Tür aufgeht, hoffe ich, dass es Vivienne ist. Schnell blicke ich von meinem Handy auf, doch muss feststellen, dass sie es nicht ist. Ohne dass der Typ, der aus dem Club kommt, Notiz von mir nimmt, geht er ein Stück weiter vom Eingang weg direkt zum Aschenbecher. Genervt schaue ich wieder auf mein Handy. Natürlich weiß ich, dass ich noch nicht lange warte und dass Mädchen immer etwas länge brauchen, aber es wäre echt toll, wenn sie jetzt sofort hier auftauchen würde.

Das unbestimmte Gefühl beobachtet zu werden reißt mich aus meinen Gedanken und lässt mich aufschauen. Der Typ am Aschenbecher schaut mich über seine Zigarette, die er gerade anzündet, hinweg an. Ich spüre richtig wie sein Blick einmal von Oben bis Unten und wieder Hoch wandert. Meinerseits betrachte ich ihn auch ganz kurz und schaue ihn dann fragend an! Er trägt schwarze Skinny Jeans, schwarze DrMartens, ein weises T-Shirt und eine schwarze Lederjacke. Seine Haare stehen gekonnt in alle Richtungen ab, die Farbe kann ich bei den Lichtverhältnissen hier draußen nicht ausmachen. Dann legt er den Kopf leicht zur Seite, sodass an seinem Mundwinkel etwas aufblitzt, vermutlich ein Piercing. Verdammt sieht er gut aus! Nicht schlecht Herr Specht!! Sexy Hexy! Innerlich schüttele ich nur den Kopf über meine Gedanken. Ich versuche ein Grinsen zu unterdrücken und schaue ihn einfach weiter an. Soll er doch reden, wenn er schon so guckt. „Was machst du denn hier draußen? Die Party steigt doch drinnen!", fragt er mich schließlich. „Warten.", antworte ich mehr aus Höflichkeit als aus Interesse ein Gespräch mit ihm zu führen. „So ganz alleine hier draußen?", fragt er weiter. „Du stehst doch auch alleine hier draußen.", schnappe ich zurück. „Touch!", lacht er, „Du hast mich erwischt. Ich bin übrigens Zack." „Emma.", antworte ich. „Worauf wartest du denn, Emma?", will Zack dann wissen. „Bist du ein Stalker oder so?", antworte ich mit einer Gegenfrage. Darauf muss Zack wieder lachen und antwortet dann: „Nein, nein! Tut mir leid. Ich wollte nicht so aufdringlich sein!" „Auf eine Freundin", beantworte ich ihm dann seine Frage von vorhin. „Muss wohl eine nette Freundin sein, wenn sie dich hier draußen alleine stehen lässt, ich könnte ja tatsächlich ein irrer Stalker sein", überlegt Zack. Während unseres Gespräches ist er ein paar Schritte näher gekommen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher was ich von der ganzen Aktion halten soll. Er scheint nicht gerade ein irrer Stalker zu sein, zumindest sieht er nicht so aus. Psycho-Derek sah am Anfang auch nicht aus, wie ein irrer Stalker. Und dann war er doch ein verdammt kranker Stalker!! Mischt sich mein Unterbewusstsein ein. Ich ignoriere es gekonnt, denn ich befinde mich in keinem Hollywoodfilm und auch keiner amerikanischen Serie. 
Okay langsam mache ich mir doch sorgen um Viv, vielleicht ist sie ja ins Klo gefallen. „Wir befinden uns in keiner amerikanischen Serie, ich denke nicht, dass du ein Stalker bist!", teile ich Zack dann mit. Worauf dieser nur lachen muss. „Ach hier bist du Zacky Boy. Schau mal wen ich getroffen habe. Die Kleine heißt Viv und steht total auf Rock.", grinst der Typ. Es ist ziemlich eindeutig, dass er schon einen sitzen hat. „Vivienne!", sage ich um die Aufmerksamkeit meiner besten Freundin zu bekommen, die gerade eben Zack abcheckt. „Vivienne also. Bist du die Freundin die Emma hier draußen mit den Stalkern alleine warten lässt?", grinst Zack und mustert auch Viv einmal gründlich. „Und du bist der irre Stalker?", kontert diese und lächelt anzüglich. An mich gerichtet murmelt sie eine Entschuldigung: „Sorry, dass es so lange gedauert hat!" „Augen weg! Reserviert!", ruft der andere Typ aus und torkelt auf Zack zu. Bevor er fallen kann, hält Zack ihn an der Schulter fest und lacht: „Entspann dich, Mann"

Von der Straße aus ruft jemand unsere Namen. Das ist eindeutig Vivs Bruder, mein Retter an diesem Tag. „Unser Stichwort. Ciao.", sage ich an Zack gewandt und marschiere in Nicos Richtung los. „War nett dich kennen zu lernen, Emma! Dich auch Vivienne!", zwinkert Zack uns zu. „Ich ruf dich an Süße.", lallt der Typ, dessen Namen ich immer noch nicht weiß. Als wir außer Hörweite sind frage ich Vivienne entsetzte: „Du hast dem Typen doch wohl nicht wirklich deine Nummer gegeben, oder?" „Und wenn es so wäre?", antwortet sie naiv. Ich kann nur innerlich den Kopf über Vivienne schüttelt, äußerlich lasse ich es lieber, denn das würde nur unnötig wehtun. „Wir haben gerade mal halb eins und ihr wollt schon nach Hause?", fragt Nico, als wir bei ihm angekommen sind. „Ja! Ich habe Kopfschmerzen und will einfach nur nach Hause!", antworte ich und lasse Vivienne und Nico stehen. Schnell laufe ich zu seinem Auto und setzte mich auf die Rückbank. Einfach nur noch schlafe! Denke ich und schließe die Augen. Als vorne zwei Auto Türen zuknallen zucke ich zusammen und ein Schmerzimpuls schießt durch meinen Kopf. Erleichtert registriere ich wie der Motor startet und wir losfahren, zum Glück ohne weitere Zwischenfälle.

„Emma! Wir sind da!", sagt Nico leise und rüttelt leicht an meiner Schulter. Langsam steige ich aus dem Auto aus, ich bin noch etwas Benebelt von dem bisschen Schlaf. „Danke fürs Abholen", bedanke ich mich dann und schließe leise die Tür. „Kein Ding. Schaffst du es alleine rüber zu dir?", antwortete er. „Ja, das schaffe ich, ansonsten schlaf ich unter meinem Fenster.", scherze ich leicht. „Okay, dann. Gute Nacht und schlaf gut!", verabschiedet Nico sich. „Danke du auch, Nico.", antworte ich und laufe rüber zu unserem Garten. Unsere Grundstücke werden nur durch einen niedrigen Holzzaun getrennt, der mir früher immer unendlich hoch erschein. Jetzt hüpfe ich mit Leichtigkeit drüber. Notiz an mich selber, niemals hüpfen mit Kopfschmerzen. Da mein Zimmer im Erdgeschoss liegt, kann ich durchs Fenster rein und raus wie es mir gefällt. Während ich noch durch unseren Garten laufe, geht im Nachbarhaus bereits das Licht im oberen Stockwerk an. Vivienne und Nico haben die ganze obere Etage für sich, dafür habe ich sie früher immer beneidet, aber heute weiß ich so ein Zimmer mit Gartenzugang richtig zu schätzen. Mein Zimmerfenster habe ich wie immer unverschlossen gelassen und schiebe es leise auf. Wenn meine Eltern wüssten, dass ich nicht im Bett liege, sondern in einem Club war, kann ich mein Überleben vergessen. 
Leise schleiche ich in die Küche um mir ein Kühlakku zu holen und eine Schmerztablette zu nehmen. Zurück in meinem Zimmer ziehe ich einfach nur meine Hose aus und lege mich ins Bett.

Not all good girls are good girlsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt