Kapitel10

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Emmas Sicht

Der Club ist ziemlich voll, aber noch ist es so leise, dass man sich ohne Probleme unterhalten kann. Zack und ich stehen entspannt am Rand an einem Tisch und unterhalten uns. „Die Band müsste jetzt gleich auf die Bühne kommen!", überlegt er und schaut kurz auf seine Uhr. „Sehr gut. Was ist denn jetzt eigentlich genau deine Aufgabe heute Abend?", frage ich. „Du meinst unsere Aufgabe! Wir müssen eigentlich nur gelangweilt in der Ecke stehen und uns die Musik anhören. Dabei müssen wir ein bisschen auf Technik und Bühnenpräsens achten, aber auch wie die Band beim Publikum ankommt", erklärt er lächelnd. „Das klingt nach einer Menge", gebe ich zurück. „Wir können uns die Arbeit ja aufteilen. Du guckst wie dir die Band gefällt und wie sie beim Publikum ankommt. Ich kümmere mich um den ganzen Rest. Und weil das hier ja immer noch ein Date ist, werden wir einfach unseren Spaß haben und uns nicht so sehr auf das ‚Geschäftliche' konzentrieren", grinst Zack und lehnt sich ein Stück über den Tisch zu mir rüber. „Das klingt nach einem sehr gutem Plan. Gibt es da, wo du arbeitest, eigentlich auch so krasse Agenten, die in Anzügen deprimiert in einer Ecke stehen und dann zu den Bands gehen und ganz seriös Visitenkarten verteilen?" „Ja auch die gibt es bei uns. Wir haben zwar nur zwei, die andern sind total normal gekleidet", lacht Zack. „Was meinst du mit normalen Klamotten? Skinny Jeans so wie du oder normal geschnittene Jeans?", frage ich lachend. Zack trägt wie auch die letzten Male eine schwarze Skinny Jeans mit DrMartens, diesmal träger er jedoch ein schwarzes Bandshirt von Fall out Boy, das ziemlich locker sitzt und wahrscheinlich sogar ein bisschen zu groß ist. Aber es sieht verdammt gut aus. „Was ist an Skinny Jeans bitte nicht normal. Aber die meisten tragen weiter geschnittene Hosen.", lacht Zack und schaut an sich runter. „Nein du hast recht Skinny Jeans sind normal, nur ich kenne kaum Typen die welche tragen.", lache ich. „Das kann man ändern.", überlegt Zack. „Gut Mr-Skinny-Jeans und wie stellen wir das an?", lache ich. „Ich werde wohl genug Leute kennen, die ich dir vorstellen kann, Nr.6. Wenn wir schon beim Thema sind. Devil, Noah und Alex tragen auch Skinny Jeans.", antwortet Zack. An Devil und Noah erinnere mich sogar, und Noah hat mir auch den Spitznamen Nr.6 gegeben. Aber wer Alex sein soll, weiß ich nicht. „Wer ist denn Alex?", frage ich verwirrt. „Ach genau, Alex kennst du noch gar nicht. Er ist der Drummer der Band, die du letzten Samstag gehört hast.", erklärt Zack. „Ach du meinst den Heißen?", lache ich um Zack zu ärgern. „Ja der Heiße. Also ich stelle gerne den Kontakt her, wenn du lieber mit ihm ausgehen willst.", sagt Zack total ernst und holt sein Handy aus seiner Tasche. Wie passt das überhaupt noch zusätzlich in die Hose? „Danke, muss aber nicht sein. Ich gebe mich auch mit Lied-Gitarristen zufrieden. Muss nicht direkt ein Drummer sein.", lache ich. „Gitarristen sind also auch gut genug für den Groupie.", grinst Zack. „Ja, aber im Zweifelsfall tut's ein Bassist auch.", mein Grinsen ist breiter als das von dieser gruseligen Katze aus Alice im Wunderland. „Treib es nicht auf die Spitze Nr.6. Ich hab die Autoschlüssel und weiß wo wir sind, im Gegensatz zu dir.", lacht Zack. „Ich find bestimmt einen anderen Gitarristen der mich nach Hause fährt.", lache ich und schaue mich suchen um. „Nimm doch den da drüben auf der Bühne.", flüstern Zack mir von hinten ins Ohr und zeigt zur Bühne, dabei liegt sein Arm auf meiner Schulter. Interessiert schaue ich zur Bühne, wo gerade fünf Typen sich mit ihren Instrumenten fertig machen. Aber die Band interessiert mich gerade ziemlich wenig. Zacks Nähe und die Tatsache, dass sein Arm immer noch meine Schulter berührt macht mich ganz kirre. Das Gefühl ist unglaublich gut, aber da ist sofort wieder diese Stimme in meinem Kopf, dass ich nachher die mit gebrochenem Herzen bin. Langsam drehe ich mich zu Zack um und glaube sogar für ein paar Sekunden, dass er mich küssen wird doch er grinst nur breit und sagt: „Du kannst natürlich auch sagen, dass du viel lieber mit mir zusammen bist und ich fahre dich später wieder nach Hause." „Das könnte ich natürlich sagen, aber wo bleibt dann der Spaß?", antworte ich. Sein Arm auf meiner Schulter ist mir nur allzu bewusst. Und ich muss mich richtig darauf konzentrieren ruhig weiter zu atmen und dabei nicht seine Lippen anzustarren die nur wenige Zentimeter von mir entfernt sind. „Ich bin mir sicher der Spaß lässt uns nicht im Stich.", flüstert er mir ins Ohr. Dabei lehnt er sich extra nah zu mir herunter. Sein Atem streicht meinen Hals und ich vergesse beinah zu atmen. Wird er mich jetzt küssen? Will ich dass er mich jetzt küsst? Was ist nur los mit mir?

Und dann zucken wir beide zusammen. Von der Bühne ertönt dieses unglaublich schrille und unangenehme Quietschen, wie wenn man mit einem Mikrofon zu nah an den Lautsprecher kommt oder so. „Sorry Leute.", ertönt eine ziemlich raue Stimme. Darauf geht ein Raunen durch die Menge vor der Bühne. „Das gibt definitiv Abzüge in Sympathie und Technik.", flucht Zack. „Ich hab's mir überlegt. Ich bin viel, viel lieber mit dir zusammen.", stöhne ich. Meine Ohren tun immer noch weh, obwohl das Geräusch schon längst weg ist. Die Stimmung von vorhin ist ganz eindeutig weg, genauso wie Zacks Arm von meiner Schulter. Und verdammt ich weiß nicht ob ich das gut oder schlecht finden soll. „Wusste ich es doch. Dann bin ich mal gespannt, was wir noch zu hören bekommen.", grinst Zack und lehnt sich entspannt an der Wand hinter sich an.

Eine Weile unterhalten wir uns wirklich gut über andere Gigs auf denen er schon war, einmal ist er in so einer Art Cowboy Kneipe gelandet. Das muss wohl sehr witzig gewesen sein, er als tätowierter Rocker in einer Bar voller Cowboys. Von da aus sind wir irgendwie auf Rockstar Fantasien gekommen, da Zacks Ego viel zu Groß ist und er sich für einen Rockstar hält. Aber ‚Hey!' lassen wir ihm seine Illusion und immerhin hatten wir beide unseren Spaß. Zudem haben wir herausgefunden, dass meine Rockstar Fantasie Ozzy Osbourne ist und Zack heimlich von Pete Wentz träumt.

„Ich glaube wir haben gerade die ersten Lieder der Band verpasst", fällt mir plötzlich auf. „Das kann nur bedeuten, dass die Band gar nicht so gut ist. Willst du tanzen?", grinst Zack dann breit und schaut dabei kurz hinter mich in die Menge, die ziemlich am feiern ist. „Ehm...Ja, warum nicht", antworte ich.

Wir tanzen gefühlt eine Ewigkeit, als mich von hinten irgendjemand so fest anstößt, dass ich aus dem Gleichgewicht komme und Zack mich auffangen muss, damit ich nicht auf dem Boden lande. „Pass doch auf!", ruft Zack dem Typen zu der eine Entschuldigung nuschelt und abzieht. „Alles okay bei dir?", fragt Zack dann mich, er hält mich immer noch fest. Ich nicke schnell, denn mir geht es wirklich gut. „Wollen wir eine Pause machen und was trinken?", frag er dann. Wieder nicke ich nur, ich bin so unglaublich fasziniert von seinen Augen und vor allem diesen starken Armen die mich halten, dass ich meiner Stimme nicht wirklich traue. Zack blickt mich prüfend an und dann ändert sich etwas in seinem Blick. Ein paar Sekunden sehen wir uns einfach nur an, bis er sich zu mir runter neigt und mich küsst. Im ersten Moment bin ich in einer Art Schock Starre, doch ich befreie mich schnell daraus und küsse ihn zurück. Das Metall von seinem Piercing fühlt sich kühl und richtig gut an. Er kann unglaublich gut küssen. In meinem Inneren findet eine Art Gefühlsexplosion statt. Zack zieht mich näher an sich. Mir ist gerade alles egal. Nur Zack und ich. Vorsichtig tastet sich seine Zunge vor. 
Viel zu schnell löst Zack sich von mir und grinst mich verschmitzt an. „Was zu trinken!", sagt er und führt mich an der Hand aus dem Gedränge und zurück zu dem Tisch an dem wir vorhin schon standen. „Bleib hier, ich bin gleich wieder da!", befiehlt er und dreht sich um. Oh man, ist das gerade wirklich passiert? Mein Körper ist so voller Adrenalin, das mir all meine Zweifel, die Zack betreffen, komplett egal sind. Ich kann mir auch morgen noch Gedanken darüber machen und im Zweifelsfall auch alles bereuen. Zack ist im Nu zurück mit zwei Gläsern. „Cola.", grinst er und stellt eins vor mich. „Jammi, Zucker und Koffein.", jubele ich und nehme einen Schluck. Mir ist so heiß vom Tanzen und dem Kuss gerade, dass die kalte Cola gerade richtig kommt.

Not all good girls are good girlsWhere stories live. Discover now