Kapitel6

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Zacks Sicht

„Wir fahren mit meinem Auto!", ruft Nate und rennt wortwörtlich aus der WG. Lachen folge ich ihm, obwohl mir eher nicht nach lachen ist. Ich kann nicht glauben, dass ich tatsächlich auf dem Weg zu meinen Eltern bin. Unten auf der Straße steige ich auf der Beifahrerseite ein und warte darauf, dass Nate los fährt. Als ich vor neun Jahren mit meiner Familie aus den USA her gezogen bin, sind wir gegenüber von Nate eingezogen. Wir zwei haben uns fast sofort angefreundet und sind seit dem beste Freunde. Wir sind gerade mal ein paar Minuten unterwegs, als wir an einer roten Ampel halten und Nate sagt: „Ist das nicht Emma?" Ich schaue in die Richtung die er mir zeigt. Tatsächlich steht dort Emma vor einer Kirche. Sie trägt ein Kleid, was ich ihr niemals zugetraut hätte, es ist bis oben geschlossen, mit langen Ärmeln und einem Rock der bis zu den Knien geht. Ehrlich gesagt ist das Ding scheußlich, sowas würde ich im Schrank einer Pfarrerstochter erwarten. Sofort ziehe ich mein Handy raus und schreibe ihr. Wir haben gestern noch Nummern getauscht, worüber ich echt froh bin.

Hübsches Kleid! lg Zack :)

Bevor ich sehen kann, ob sie die Nachricht sofort liest und wie sie reagiert, fahren wir auch schon wieder los. „Gestern sah sie um einiges heißer aus", grinst Nate. Ich muss gestehen, dass ich gestern nicht so wirklich auf ihre Klamotten geachtet habe, was schon eher untypisch für mich ist. „Ach was? Ich fand das Kleid heiß", lache ich und bekomme dann eine Antwort von Emma:

Bist du doch ein irrer Stalker? o.O

Ich muss über ihre Antwort ziemlich lachen, schreibe aber schnell, damit sie nichts falsches von mir denkt:

Nein!! Nate und ich sind gerade an dir vorbei gefahren :)

„Was ist so lustig?", will Nate sofort wissen und natürlich erkläre ich ihm was los ist. Auch er muss grinsen und kann sich natürlich keinen Kommentar verkneifen: „Klär sie dir und befrei sie schnell von diesem hässlichen Fetzen!" Wieder vibriert mein Handy und ich lese schnell die Antwort von Emma:

Vergesst bitte sofort, dass ihr mich gesehen habt!!! BITTE!!! Dieses Kleid ist schrecklich!

Lachend teile ich Nate mit was Emma geschrieben hat. Er lacht nur und meint, diesen Anblick würde er niemals vergessen. Die restliche Fahrt zu meinen Eltern schreibe ich noch mit ihr, bis sie sich verabschiedet, weil sie jetzt mit ihrer Familie essen müsse. „Wir sind da! Bist du bereit?", reißt mich Nate aus meinen Gedanken. „Sehe ich so aus? Lass uns rein gehen!", antworte ich und steige aus seinem Auto. Er folgt mir. An der Tür bleibe ich zögernd stehen, soll ich klingeln oder einfach rein gehen. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, reißt meine Mutter die Tür auf und zieht mich in eine Umarmung. Ich erwidere die Umarmung etwas steif, was sie ignoriert. Nachdem sie mich begrüßt wendet sie sich Nate zu. „Nathanael! Es ist schön dich zu sehen, ich wusste nicht, dass Zack dich mitbringt!", begrüßt sie ihn ebenfalls mit einer Umarmung. Es ist ziemlich süß wie sie Nate einfach immer Nathanael nennt und es dazu noch amerikanisch ausspricht. „War auch eher spontan", grinst Nate. Gemeinsam gehen wir ins Haus und werden von meinem Vater und meinem Zwillingsbruder Cody begrüßt. Die Begrüßung ist eher unterkühlt und steif, aber ich bin es gewöhnt. Cody und ich konnten uns nie leiden und für meinen Vater bin ich das schwarze Scharf der Familie. Bei Zwillingen sollte man meinen, sie würden sich verstehen und sie würden immer zusammen halten, aber so war es bei Cody und mir nie. Nach der Begrüßung hilft mein Vater meiner Mutter und so stehen Nate, Cody und ich im Wohnzimmer.

„Wo bleibt Mr Mosby? Ich warte noch auf den Tag, in dem er rein kommt und wir uns in einer Folge Hotel Zack und Cody wiederfinden", grinst Nate. Seit neun Jahren bringt er solche Sprüche immer wieder, ich finde es eigentlich ziemlich amüsant aber Cody hasst es wie die Pest, weshalb es Nate auch so viel Spaß macht. „Und ich warte noch auf den Moment in dem du erwachsen wirst!", antwortet Cody genervt. „Und du bist ganz offensichtlich immer noch ein langweiliger Spießer!", kontert Nate. Auch Nate kommt mit meinem Bruder nicht klar. Bevor diese Konversation in einen Streit ausarten kann, werden wir von Mom gerufen. Das Essen verläuft eher schweigend, immer mal wieder fragt Mom Nate oder mich etwas, aber danach schweigen wir wieder. Die ganze Zeit frage ich mich, warum ich eigentlich hier bin, es kann ja nur sein, dass meine Eltern etwas von mir wollen, sonst hätten sie nie gesagt, ich solle zum Essen kommen.

Beim Nachtisch rückt mein Vater schließlich mit der Wahrheit heraus. „Wie lange willst du eigentlich noch diesen Schwachsinn mit der Musik durchziehen?", fragt er mich. Habe ich schon erwähnt, dass mein Vater ein reicher Geschäftsmann mit einer eigenen Firma ist und alle verachtet, die nicht auch erfolgreich sind?
Dementsprechend begeistert war er auch von meiner Studienwahl und meinem Plan nicht in seiner Firma anzufangen. Anstatt zu antworten schaue ich ihn nur an und warte darauf, dass er fortfährt. „Nach Codys Studium wird er mich vertreten und mit mir die Firma leiten. Und ich möchte, dass du auch in der Firma anfängst!", lässt er dann nicht Lange auf sein Anliegen warten. „Ich habe bereits gesagt, dass ich mit deiner Firma nichts zutun haben will und ganz bestimmt nicht für dich oder Cody arbeiten will", antworte ich und versuche dabei wirklich ruhig zu bleiben. „Aber Schatz, überlege doch mal was für Chancen du hättest", versucht meine Mutter doch ich würge sie ab. „Chancen? Ist klar. Cody wäre mein Chef und ich wäre der dumme Bruder, der es zum Sekretär geschafft hätte und den Kaffee kochen kann oder was? Ich will nichts mit der Firma zutun haben und damit Basta", antworte ich und stehe auf. Ohne ein weiteres Wort verlasse ich das Esszimmer und stürme nach draußen. „Vielen Dank für das Essen, es war wirklich lecker", höre ich noch, wie sich Nate verabschiedet, doch dann bin ich schon draußen. In der Einfahrt lehne ich mich an Nates Auto an und zünde mir eine Zigarette an. Ich wusste, dass irgendwas im Busch ist, ich hätte damit rechnen müssen, dass es um die Firma geht. „Wenigstens hast du deine Wut diesmal nicht an meinem Auto ausgelassen", grinst Nate. Das letze Mal, als wir zusammen bei meinen Eltern gewesen sind, bin ich so wütend gewesen, dass ich gegen sein Auto getreten hatte und eine Beule hinterlassen habe. „Einmal die Bekanntschaft mit deiner Faust zu machen, hat mir gereicht!", grinse ich. Ich bin damals so wütend gewesen, dass erst ein Schlag von ihm mich runter geholt hat. „Was hältst du von einer Runde Sport?", fragt Nate dann. „Klingt wirklich gut!", stimme ich zu. Also machen wir uns auf den Weg zurück zur WG um Sportsachen zu holen.

Not all good girls are good girlsWhere stories live. Discover now