Kein Rückzieher 4

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Ich hatte gerade die Bestellung durch gegeben als es an der Tür klopfte. Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, ging sie auch schon auf und Kerstin steckte ihren Kopf rein. „Hey Baby, ich hab für dich Besuch mitgebracht"-„Besuch?" Direkt gingen mir alle Bezirksleiter und Niederlassungsleiter durch den Kopf und ich hoffte, nicht einer würde es sein. Man hätte von Kerstins Benehmen ausgehen können, aber das wäre ein Irrglaube gewesen, denn sie hätte mich auch Baby genannt, wäre der Besucher der Papst persönlich. „Nur rein in die gute Stube" sagte ich und setzte mich anständig hin und ordnete meine Bluse. „Hey Laura" irritiert von der Stimme schaute ich auf und sah direkt in die Augen von Marco. Er war wirklich wieder gekommen, was ich für absolut unmöglich gehalten hatte. Das ich ihn am Tag zuvor gesehen hatte, gab mir solch einen Kick, der mir selbst am Abend noch meine Laune auf einem sehr hohen Level hielt. Nun stand er wieder vor mir und hatte etwas in der Hand mit dem er hin und her schwenkte. „Ich hoffe du hast Samstag wirklich Zeit, denn die Ausrede mit den Karten zählt ja dann wirklich nicht mehr" breit grinsend legte er sie mir auf den Schreibtisch vor mir. „Das sind aber doch jetzt nicht ernsthaft Karten für das Spiel am Samstag oder?" ich merkte wie ich von einem Ohr zum anderen grinste und schaute immer wieder von ihm zu den Karten und zurück. „Doch klar sind es genau für das Spiel Karten, wie du bestellt hast. 3 Vip-Karten um genau zu sein"-„VIP!" ertönte es lauter hinter ihm und Kerstin kam um ihn herum gestürmt und griff sich eine der Karten. „Das ist ja irre HAHA!" quietschte sie und warf sich Marco an den Hals. „Man ist das GEIL!" jauchzte sie immer und immer wieder und ich merkte wie sich ein schlechtes Gewissen in meinem Magen langsam nach oben bahnte. „Freust du dich nicht?" sagte er freudig und doch in einem ruhigen Ton zu mir als Kerstin von ihm abließ und die Karte am abknutschen war. „Oh doch sicher Marco, ich freu mich sogar sehr!" stotterte ich leicht verlegen „es ist nur" ich wusste nicht wie ich es sagen sollte. Ihm nicht und auch Carsten nicht. „Nee Laura, hier wird kein Rückzieher gemacht. Wir waren schon ewig nicht mehr weg und das muss auch ..." sie biss sich selbst auf die Zunge und ich war ihr richtig dankbar dafür. „... wir müssen da einfach hin!" änderte sie ihren Satz und sah mich eindringlich an „und schau für Denise ist auch eine Karte dabei. Die wird sich ein Loch ins Bein freuen!" Kerstin ihre Freude über die Karte war schon fast zu vergleich mit einem extra Festtag. Dann wenn Geburtstag, Weihnachten und Ostern auf einen Tag fielen. „Marco ich weiß nicht was ich sagen soll?" sagte ich zaghaft und wusste es wirklich nicht. „Wie wäre es mit einem einfachen, Danke! Und natürlich, das du mit mir nach dem Spiel noch was Essen und Trinken gehst"-„ähm war nicht die Rede von Trinken gehen?"-„Jaaa, aber ich hab nach dem Spiel auch gelegentlich immer sehr viel Hunger. Warum also nicht das eine mit dem anderen verbinden?" Spitzbübisch schaute er mich an und ich konnte ihm gar nicht mehr wiederstehen. Ohne mir auch nur einen Gedanken über die Konsequenzen zumachen, nickte ich und stimmte zu. „Also dann am Samstag im Stadion?"-„Genau so sieht es aus. Ich freu mich und eigentlich würde ich ja gerne noch was bleiben, aber ich muss leider zum Training. Wäre gestern schon was zu spät gekommen"-„oh natürlich, also dann vielen lieben Dank!"-„Gerne" er drehte sich um und wollte raus gehen aber Kerstin stellte sich ihn in den Weg „ich mag auch noch mal danke sagen" sie war auf einmal ganz handzahm. Was sich aber direkt änderte als die Tür hinter Marco ins Schloss fiel. „OH MAN LAURA!!! Das ist soooo geil!" sie zog das Wort „geil" extra lang was mich dann doch zum Kopfschütteln brachte. „Sag mal Kerstin, bekommst du dich auch wieder ein? Das sind doch nur Karten für ein BVB Spiel"-„Nein, das sind nicht einfach nur Karten. Die spielen gegen Bayern!"-„Ja und? Wen findest du davon so toll?"-„Hä? Keinen! Das sind alles nur Bauern. Nein, aber ich hab die Jungs so lang schon nicht mehr live erlebt und dann sind das auch noch Vip Karten. Vielleicht sehe ich dann endlich Lukasz in echt"-„du warst bei einer Autogramstunde von ihm" sagte ich trocken und musste dennoch grinsen. „Du weißt selbst das wir nicht wie die kleine Äffchen zu jeder Gelegenheit fahren, da darf ich mich doch freuen wenn ich wenigsten so ... na du weißt schon" ich hatte sie endlich auf ein normales Maß an Freude gebracht und sie setzte sich mir gegen über auf den Stuhl. Ich wurde nachdenklich umso länger ich in ihr strahlendes Gesicht schaute. Hatte ich auch so ein dämliches Grinsen? Sie freute sich auf ein zufälliges Treffen mit Lukasz, ich hatte wirklich eins mit Marco und der sah verdammt gut aus. „Was ist?" von weit her kam die Stimme von Kerstin an mein Ohr und mir war es auf einmal als müsste ich anfangen zu heulen. „Ich frag mich warum Marco so eine Welle macht. Er mochte mich nie wirklich leiden und jetzt tut er so als wären wir die dicksten Freunde gewesen"-„kannst du dich nicht einfach freuen?"-„Nee Kerstin, ich habe damit gerade ein ernstes Problem"-„aber warum? Ich weiß genau das du ihn scharf findest"-„ist das so offensichtlich?"-„Ich sehe das direkt an deinem Gesicht. Als ich ihn umarmt habe, dachte ich für einen kurzen Moment, du kratzt mir gleich die Augen aus"-„quatsch keinen Blödsinn" leicht verärgert tippte ich gegen meine Stirn, winkte dann ab und suchte etwas in einer Schublade, was ich gar nicht suchte. „Ist es wegen Carsten?" Mit der Frage traf sie genau ins Schwarze und zwar ganz, ganz tief.

Und wenn es Liebe wird?Where stories live. Discover now