Privat! 53

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Marcos Sicht

Das Training zog sich irgendwie wie Gummi und ich hatte überhaupt keine Chance mich ernsthaft zu konzentrieren. Natürlich gab es dafür eine ordentliche Abreibung vom Trainer und ich konnte nur hoffen dass die Zeit noch etwas schneller rum ging. Zur Strafe gab es 10 extra Runden und als wäre ich quer durch die Wüste gerannt, kam ich total erschöpft in der Kabine an. Eigentlich wäre jetzt direkt noch etwas Radfahren angesagt gewesen, nur darauf hatte ich noch weniger Bock und zog mein Handy aus der Sporttasche. Es fing auch noch direkt an zu klingeln und ich sah Robins Nummer, was mich wirklich verwunderte. Er wusste doch das ich beim Training war und in der Zeit eigentlich auch nicht erreichbar. "Hey Bro was los?" Ich sah mich um ob jemand in meiner Nähe war. Dabei ging es nicht darum eventuelle Lauscher auszumachen, sondern den 50 Euro Schein sparen den man bezahlen musste, wenn man in der Trainingszeit mit Handy erwischt wurde. "Du musst so schnell es geht zum Krankenhaus kommen"-"warum?"-"frag nicht lang sondern mach!" Robin hatte Vorstellungen vom Leben die ich schwer umsetzen konnte "wie stellst du dir das vor? Was ist denn überhaupt los?"-"Laura ist im Krankenhaus, also mach jetzt!" Mein Kopf schaltete sich aus und ich fing an mir die schlimmsten Sachen auszumalen. Was konnte ihr passiert sein das Robin mich aus dem Training holte? Ich dachte an Carsten und das Mädchen was mit dem blauen Auge vor mir stand. Seit dem Zwischenfall im Bowling Center hatten wir, respektive Laura, nichts mehr von ihm gehört und ich fand das auch ganz gut so. "Was ist mit ihr?"-"man Marco kannst du nicht einfach später fragen? Denise und ich sind schon unterwegs"-"ich sollte vielleicht beim Abmelden auch einen triftigen Grund angeben können. Einfach mal so, kann ich nicht weg" es war vielleicht nicht ganz richtig, denn es hätte durchaus gereicht hätte ich beim Trainer von einem privaten Problem gesprochen aber ich wollte wissen was passiert war. "Laura will ... also ja ... Laura ist ..."-"verdammt Robin! Was?!" Ich konnte deutlich hören wie er wohl mit Denise am Flüstern war nur konnte ich die Worte nicht verstehen, egal wie sehr ich mich anstrengte. "Hör zu" war er dann wieder in der Leitung "Laura ist wirklich schwanger nur es ist so dass ...", eigentlich reichte mir das schon aus um anzufangen mich umzuziehen, dennoch hoffte ich das Robin weiter sprach. "... naja sie will das Kind weg machen lassen" bei der Information setzte ich mich. Warum hatte sie so wenig Vertrauen zu mir das sie dies einfach so ohne mit mir zu reden machte? "Ist es von mir?"-"bin ich Arzt oder Genforscher?"-"Hätte ja sein können das du es weist"-"es weiß keiner also kommst du jetzt?" Ich nickte und beendete das Gespräch. In Rekordzeit zog ich mich um ohne zu duschen und gab die privaten Probleme beim Trainer an. Erst als ich im Auto saß, nahm ich mir den Moment mein Hirn wieder einzuschalten. Warum hatte Laura nicht mit mir gesprochen? Mir fielen Robins Worte wieder ein über das Mitbestimmungsrecht auch in solch einem Fall. Aber konnte ich es nicht auch einfach dabei belassen wie Laura entschieden hatte? Vielleicht würde sie es mir ja auch danach noch sagen? Nur, was wäre wenn das Kind doch von mir ist? Unmerklich gab ich mehr Gas und fuhr fast über eine rote Ampel. Wäre ich jetzt schon bereit dafür und wenn ich sie dazu überreden könnte es zu bekommen und es stellt sich dann raus ich bin gar nicht der Vater, was dann? Mit quietschenden Reifen kam ich im Parkplatz vor dem Krankenhaus zum Stehen. Den Motor stellte ich aus aber blieb weiter in einer Art Starre sitzen und hielt das Lenkrad fest. Tausend Fragen schwirrten durch meinen Kopf und für keine gab es eine passende Antwort. Ich wollte Laura nicht verlieren, das war schon mal klar und das andere würden wir sicher auch irgendwie hinbekommen wenn sie nur ehrlich zu mir wäre. Das Gebäude hob sich vor mir hoch in die Luft und ich sah langsam die Fassade hoch. Irgendwo da drin saß die Liebe meines Lebens die ich schon einmal verloren und einmal fast verloren hatte. Ich musste mit ihr reden. Ich musste wissen warum sie sich für diesen Schritt entschieden hatte. Es musste einfach einen Grund geben und den konnte nur sie mir erklären. Also stieg ich endlich aus, schloss mein Auto ab und ging in das Krankenhaus rein. Ich brauchte nicht lang um herauszufinden wo sie war und bekam so auch gleichzeitig raus das ich zu spät war. Vor dem Zimmer das man mir an der Information sagte, stand Robin und neben ihm saß Denise. Die auch direkt aufsprang als sie mich sah und mich sehr sauer anschaute "ging das nicht schneller?"-"Sorry das ich einen Job habe" verteidigte ich mich direkt mit erhobenen Händen. "Wie mir scheint seid ihr aber auch zu spät gewesen" gab ich leicht trotzig von mir. Wenn sich Laura nicht einmal von ihrer besten Freundin überreden ließ, was sollte ich dann schon bewirken können? "Sie bog gerade um die Ecke als wir ankamen" klärte mich Robin auf "und die Schwester ließ uns nicht zu ihr. Sagte was von 'schon im Halbschlaf'" fügte Denise an. Ich ließ mich auf den Stuhl plumpsen der neben mir war und ich legte meinen Kopf in meine Hände. Es war also endgültig und ich bräuchte mir kein weiteres Kopfzerbrechen machen. Das Gefühl war dennoch komisch und irgendwie konnte ich mich nicht so anfreunden mit dem das Laura sich für eine Abtreibung entschieden hatte. Davon abgesehen dass sie nicht mit mir darüber gesprochen hatte, hatte doch jedes Kind ein recht zu leben oder nicht? Ich stand selbst komplett im Zwiespalt "ich brauch frische Luft" entschied ich und stand auf. "Wir kommen mit" sagte Denise und nahm Robin an der Hand.

Wir holten in der Cafeteria was zu trinken und gingen ein Stück schweigend durch den Park der am Krankenhaus angrenzte. "Hat sie mit dir nicht darüber gesprochen?" fragte ich irgendwann Denise. "Sie hat, aber über ihre endgültige Entscheidung sagte sie mir nichts"-"aber warum kam sie überhaupt auf die Idee?"-"Ich glaube das sie es sich damit nicht wirklich einfach gemacht hat. Sie hatte mir erzählt das sie nicht sagen kann wer nun der Vater ist und sie will das mit dir nicht verbocken in dem sie das Kind behält"-"du willst mir also sagen sie hat es weg gemacht wegen mir?"-"Ich glaube schon. Es klang auf jeden Fall sehr danach"-"aber warum hat sie dann nicht einfach mit mir geredet? Wir hätten da schon eine Lösung gefunden"-"ich schätze sie wollte dich damit nicht belasten. Alles was dumm gelaufen"-"mehr als nur dumm" seufzte ich und ließ mich auf eine der Bänke fallen. Ich starrte in ein imaginäres Loch vor mir im Boden und versuchte Laura zu verstehen. Irgendwie gelang es mir auch. Ich wusste ja nicht wie ich entschieden hätte, wenn ich ohne das finden des Testes sie mir die frohe Botschaft gesagt hätte. Um mich nicht damit zu belasten, gingen mir Denise Worte durch den Kopf und wenn das auch nett gemeint war, wäre eine Lüge zwischen uns gestanden. Ich schüttelte mit dem Kopf und sah die zwei an. Denise hatte ihren Kopf an Robins Brust gekuschelt und er küsste sie auf die Haare. Scheint als hätten die beiden einen Weg zueinander gefunden, was mich sicher gefreut hätte, wären die Umstände anders gewesen. "Wir sollten zurück gehen, vielleicht ist sie schon fertig" sagte ich tonlos, stand wieder auf und ging recht zügig zurück. Als wir auf der Station ankamen, schoben sie das Bett in dem Laura lag, gerade zurück in das Zimmer was ich bis dahin nur von außen kannte. Dezent warteten wir vor der Tür bis die Schwester wieder raus kam und hinter sich die Tür schloss. "Können sie uns sagen wie es Frau Stein geht?" richtete Denise das Wort an die Frau. "Sie hat alles gut überstanden, es ist ja nur ein Routineeingriff gewesen aber sie war vorher mal kurz wach, jetzt schläft sie wieder. Es wird noch eine Zeit gehen bis die Narkose ganz weg ist"-"können wir zu ihr?" fragte ich und sie nickte. "Seien sie aber bitte leise", was hatte die Schwester erwartet, das wir Sektkorken knallen lassen und Party veranstalten? Leise klopfte Denise an und dann gingen wir rein. Es waren wenige Schritte bis zu Lauras Bett und es war gut das Denise und Robin vor mir herliefen, denn ich überlegte ob ich nicht wieder umdrehen sollte. Ich blieb an der Tür einfach stehen und sah zu wie sich Denise über Laura beugte, die Hand ihr auf die Stirn legte und ihr einen leichten Kuss auf die Wange gab. Das war eigentlich mein Job und genau das war der Grund warum ich einen Fuß vor den anderen setzte und endlich auch zu Laura rüber ging.


Und wenn es Liebe wird?Where stories live. Discover now