10 Jahre jünger 10

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Mit Sonnenbrillen an einem recht bewölkten Tag saßen wir im Stadion und verfolgten mit riesiger Begeisterung das Spiel. Bedauerlich war es nur das der BVB schon in den ersten 10 Minuten ein Tor kassiert hatte, dennoch gaben die Jungs nicht auf und versuchten einfach alles. Leider ohne Erfolg, ganz im Gegenteil. In der zweiten Halbzeit mussten sie noch ein Tor einstecken, was einfach nur total blöd lief. „Oooh ich könnte mich so aufregen über dieses Bauernvolk" plusterte Kerstin sich neben mir auf und bekam richtig rote Wangen. „Sie sind einfach gut" kam es von der anderen Seite, „man kann sich nicht einmal über den Schiri ärgern, denn der war richtig gut. Es hat einfach nicht gereicht, aber ein Bier würde mir noch reichen" Denise stand auf und ging an uns vorbei. „Würdest du vielleicht mal auf uns warten? Ich mag auch noch was" maulte ihr Kerstin hinterher und wenig später hatten die zwei ein neues Bier und ich eine Cola. „Was los Mäuschen? Dicken Kopf" grinste mich Denise über ihren Glas Rand hinweg an. „Nein, ich will nur nicht direkt besoffen vor Marco stehen"-„aaaach stimmt ja, du hast ja noch ein Date. Ich denke wir werden dich dann gleich mal alleine lassen oder?" Verschwörerisch rempelte mich Denise leicht an und grinste. „Warum? Wir wollen nur etwas trinken. Ich schätze nicht das Marco was dagegen hätte wenn ihr dabei seid"-„HA da wäre ich mir nicht so sicher. Wenn er dich nicht nett finden würde, hätte er sicher nicht dafür gesorgt dass du gerade hier bist. Also Süße, genieß es und wir beide ..." sie hakte sich bei Kerstin unter „ ...wir werden mal schauen wer sonst noch so da ist und zudem muss ich mal"-„super Idee Denise" stimmte diese direkt zu und sie gingen davon. Ich setzte mich an den Tisch, schaute aus dem Fenster und wartete ab. Der Blick runter auf das Spielfeld war für mich in diesem Augenblick einfach atemberaubend, auch wenn meine Mannschaft verloren hatte, war ich erfüllt von Euphorie und Adrenalin, dass das Blut in meinen Ohren rauschte. Dann sah ich das Spiegelbild von Marco und wie er sich mit Denise unterhielt, dann sah er zu mir rüber. Ich drehte mich zu ihm und winkte leicht verlegen. Ich wollte um keinen Preis zu sehr auffallen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, was mich fast umhaute, kam er auf mich zu und mir wurde es auf einmal irgendwie komisch. „Hey, du bist wirklich da. Das freut mich wahnsinnig" begrüßte er mich und streckte mir seine Hand hin. ~Wie förmlich~ ging es mir durch den Kopf, nahm aber seine Hand. Für dies das er mich so feste umarmte bei unserem Wiedersehen, war das wirklich sehr harmlos und ich überlegte mir ob ich ihn an mich ziehen sollte für eine Umarmung. Dann fiel mir aber wieder ein, dass ich doch nicht auffallen wollte und ließ es sein. „Nun ich konnte ja schlecht ja sagen und dann doch nicht auftauchen oder?"-„Ich wäre zumindest wirklich sehr enttäuscht gewesen" er setzte sich mir gegen über und schaute mich wortlos an, was nur in Sekunden richtig unangenehm wurde. Nicht auf negative Art, sondern einfach verlegen und beschämt zu gleich. „Ich kann es immer noch nicht glauben dass ich dich getroffen habe. Was für ein Zufall. An dem Morgen ging bei mir gerade alles schief und dann stehst du auf einmal vor mir. Nach all den Jahren!" Er redete wieder einmal wie ein Wasserfall, was mich wirklich amüsierte. „Ja, wirklich ein Zufall. Wobei es ja nicht wirklich ein so großer Zufall wäre, wenn du hin und wieder mal zum Einkaufen gekommen wärst"-„das stimmt auch wieder aber ich hatte dafür irgendwie keine Zeit und es lag ja auch nicht wirklich auf meinem üblichen Weg"-„hast auch wieder recht"-„zudem wäre es ja auch keine Garantie gewesen das du da bist, selbst wenn ich hin und wieder mal da einkaufen gegangen wäre"-„ist ja schon gut" lachte ich auf. „Wie fandst du das Spiel heute?" Eine tiefe Sorgenfalte entstand zwischen seinen Augen und ich versuchte ihm zu erklären wie ich das Spiel gesehen hatte. Marco stimmte mir in einigen Punkten zu und in anderen versuchte mir zu erklären was der eigentliche Plan von manchen Spielzügen war. Irgendwann merkte ich das sich mein Magen meldete und das zu Recht. Ich hatte durch das späte Aufstehen noch gar nichts gegessen und irgendwie auch über das ganze Spiel hinweg keinen Hunger gehabt, was sich nun schlagartig änderte. „Ähm ich mag dich nicht unterbrechen, aber wie war das nochmal mit dem Essen?"-„Oh ja, stimmt. Jetzt da du es sagst hab ich auch Hunger. Wollen wir gleich hier was essen oder sollen wir wo anders hin gehen?"-„Warum nicht gleich hier? Wenn wir schon mal an einer Quelle sitzen" ich kicherte, er grinste und mir kam es vor als wären wir 10 Jahre jünger. Ich konnte mich auf einmal wieder daran erinnern, dass mich Marco schon einmal zum Essen eingeladen hatte. Es war nach einem Spiel was meine Mannschaft haushoch verloren hatte. Wie diese Geistesblitze kam es mir wieder in den Sinn. Ja er hatte mich eingeladen und das obwohl er mich die ganze Zeit geärgert hatte. Warum hatte er mich eingeladen? Es war damals eine Portion Pommes die wir uns teilten, weil keiner von uns beiden genug Geld dabei hatte. „Was ist?" Sachte schüttelte ich mit dem Kopf „nichts"-„du grinst wie ein Honigkuchenpferd"-„oh! Naja ich dachte gerade an etwas" meine Mundwinkel mussten sich noch weiter hoch gezogen haben. „Darf ich wissen an was du gedacht hast?" Ich sah ihn an und überlegte ob er sich vielleicht auch daran erinnern konnte. „Ich dachte an eine Portion Pommes die wir uns geteilt haben" ungläubig schaute er mich an und man konnte genau sehen das eine Erleuchtung durch ihn durch ging „klar, das war nach einem echt miesen Spiel von euch. Wow, das ist echt lang her. Mhmm, diesmal habe ich genug Geld dabei und ich schätze es reicht für mehr als nur eine Portion Pommes"-„heißt das du lädst mich ein?"-„Na klar". Wenig später hatten wir Schnitzel mit Pommes und Salat vor uns stehen.


Und wenn es Liebe wird?Where stories live. Discover now