Netter Kerl 17

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Mit verschlungenen Armen und einer Tasse Kaffee stand ich am Fenster und schaute in den frühen Morgenhimmel. Ich musste gleich zur Arbeit und war mir am Überlegen ob ich Marco absagen sollte. Am Sonntag hatten wir am Nachmittag noch ein paar Zeilen ausgetauscht, wo wir uns treffen wollten und wann aber umso näher der Termin, oder das Date, nun kam, umso mehr befürchtete ich das es keine gute Idee war. „Morgen" hörte ich eine Stimme hinter mir und als ich mich umdrehte, sah ich in das verschlafene Gesicht von Denise. Sie rieb sich ausgiebig ihre Augen und gähnte in einem Stück. „Man, man, man warum muss ich auch ausgerechnet bei einem Frisör arbeiten der montags offen hat? Wo sind die schönen alten Zeiten hin als es in meinem Beruf noch Anstand und Ehre gab?" Sie goss sich einen Kaffee ein und schlurfte mit halb offenen Augen raus auf den kleinen Balkon um zu rauchen. Ich konnte bei dem Anblick nur schmunzeln und tapste ihr hinterher. „Wann musst du los?" fragte sie mich mit einem zugekniffenen Auge und wartete aber nicht auf eine Antwort von mir „du weißt ja das ich dich sehr liebe, ich könnte nämlich noch locker eine Stunde schlafen"-„ich muss in gut einer halben Stunde los, das müsste uns reichen. Zudem hab ich gesagt das ich mit dem Bus fahren kann"-„ja ja ich weiß, aber mit dem Auto sind wir schneller. Warum machst du nicht endlich den Führerschein? Carsten hast du ja jetzt nicht mehr der dich überall hinfährt und da er das eh nicht immer gemacht hat, brauchst du es auch nicht mehr als Ausrede zu nehmen"-„ich hab das gerade nicht in der Planung"-„dann mach ma. Wann triffst du dich mit Marco?" Ich setzte mich auf den Klappstuhl der neben dem kleinen Gartentisch stand und stellte meine Tasse ab. „Es könnte sein das ich ihm absage", das waren dann wohl die richtigen Worte um Denise wach zu bekommen „spinnst du!" donnerte sie los und sie sprang auf „ich glaub du hast wirklich einen Knall. Du gehst da gefälligst hin und wenn du nicht freiwillig dahin gehst, mach ich es mit Gewalt!"-„Ha, ha ist klar. Ich weiß nicht was das soll? Er war nie so wirklich nett zu mir und auf einmal soll ich mich jetzt ständig mit ihm treffen? Das macht doch ..."-„rede nicht weiter, kommen eh nur Ausreden raus. Du gehst da hin und Punkt. Ist doch Quark egal warum wieso und weswegen er dich sehen will. Genies es gefälligst! Er ist doch ein netter Kerl. Aber so was kennst du ja nicht, für dich gab es ja immer nur Carsten. Oder spielt er immer noch eine Rolle für dich?" Denise hatte den ganzen Sonntag damit verbracht, mir tief in mein Gewissen zu reden. Erklärte mir, dass sie über all die Jahre nur die Klappe gehalten hat weil sie meine Freundin ist und nicht wollte das ich sauer auf sie sei. Aber nach der ganzen Sache der letzten Tage, änderte sie ihre Meinung. Ihre Meinung setzte sie nun auch rigoros durch. "Ich will mich nicht raus reden. Ich gebe nur zu bedenken"-"ich will mich nicht raus reden. Ich gebe nur zu bedenken" äffte Denise mich mit einer Fratze nach um sich dann gespielt den Finger in den Hals zu stecken und würg Geräusche von sich zu geben. Dann sog sie den Rauch wieder tief in ihre Lunge „kannst du dir schenken" nuschelte sie mit der Zigarette im Mundwinkel und zog ihre Wollsocke hoch. "Ich geh schnell duschen, anziehen und dann fahren wir und dann sag mir endlich wann ihr euch verabredet habt, damit ich weiß ob ich dich holen muss oder nicht" sie machte die Kippe aus, nippte an ihrem Kaffee und stolperte zurück in die Wohnung. Sie ließ mich also allein mit meinen Gedanken und Zweifel zurück. Ich dachte an die wenigen Worte die Marco und ich uns geschrieben hatten. Wir wollten uns erst im Vapiano treffen aber da ich das nicht mochte, machte ich den Vorschlag mit dem Florian. Er stimmte direkt zu und da ich bis 19 Uhr auf jeden Fall arbeiten musste, schlug er mir vor mich abzuholen. Dem ich natürlich wiedersprach und mir selbst überlegte wie ich schnell von A nach B kam um mich frisch zu machen. Ich war schon drauf und dran mir zu überlegen einfach alles mit in den Laden zu schleppen um mich nach Ladenschluss im Lager aufzufrischen. Was mit Sicherheit ein Spaß für Kerstin wäre, die mir mit Rat und Tat ungefragt zur Seite stehen würde. Bei dem Gedanken wurde es mir ganz anders und ich rannte ins Schlafzimmer zu meiner Tasche. Ich wühlte unkontrolliert darin rum und hatte keine Ahnung was ich da überhaupt machte. „Packst du?"-„Nee ich such was zum Anziehen"-„du hast doch was an?"-„Ja aber ... Mist" fluchte ich, denn irgendwie hatte ich nichts was ich hätte anziehen können für solch ein Date. „Ach, Marco hatte mir den Vorschlag gemacht mich nach der Arbeit abzuholen und ich war damit aber auch nicht wirklich einverstanden. Ich kann ja schlecht mit meinen Arbeitskleidern mit ihm essen gehen und jetzt ist mir eingefallen das Kerstin und überhaupt ... oh Mist ... keine Ahnung" verzweifelt saß ich auf dem Boden, beide Hände voll mit Klamotten und zog eine Schnute. „Ok Stopp! Ich versuche mal zusammen zu fassen. Du willst dich im Laden fertig machen und weil Kerstin da ist, ist dir lieber wenn du schon vorbereitet bist" Denise lachte auf als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Hier, ich hab was für dich" sie ging an ihren Schrank und holte ein hübsches Kleid heraus. „Das ist ein Sommerkleid"-„super! Du hast ja doch richtig Ahnung. Dann ist es noch nicht so schlimm mit dir wie ich schon dachte"-„ja aber wenn es kalt wird?"-„Setzt ihr euch in sein Auto. Er hat bestimmt Standheizung und hier noch ein Jäckchen dazu" sie hielt mir die zwei Sachen entgegen, die ich dankend an mich nahm und dann verschwand sie wieder. Als wir zur Tür raus gingen, hielt sie mir noch eine kleine Schminktasche hin. „Hier pack das auch noch ein. Damit du auch was Farbe ins Gesicht bekommst. Damit kennt sich Kerstin ja wirklich aus und du kannst dich beruhigt von Marco bei der Arbeit abholen lassen" aufmunternd lächelte sie mich an und wir gingen.

Und wenn es Liebe wird?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt