Anstoßpunkt 12

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„Na was sagst du?" Das was ich sah, war einfach wunderschön und für jemanden der kein Fußball mochte, absolut nicht zu verstehen. Das Stadion lag absolut ruhig da. Kein Mensch weit und breit. Nur Marco und ich standen da und gingen dann Hand in Hand durch den Spielertunnel raus aufs Feld. An der Rasenkante blieb ich stehen, atmete tief ein und bekam meinen Mund nicht mehr zu. So oft hatte ich schon von einem der Ränge oder direkte von der Süd auf dieses Spielfeld geblickt, doch anders herum niemals. Klar gab es Stadionführungen und bei einer war ich auch mal. Diese war aber schon zick Jahre her und vor allem, sie war an einem Samstagmittag. Die Sonne schien und um mich herum stand eine Traube von Menschen. „Du sagst ja gar nichts"-„es ist unbeschreiblich" langsam drehte ich mich auf meinem Absatz und schaute in jede Richtung des Tempels der in den Farben des Vereins leuchtete. Als ich einmal rum war, sah ich direkt in das Gesicht von Marco der mich anstrahlte wie ein kleiner Junge. Der Junge von damals der mich foulte und mir eine lange Nase drehte. Doch jetzt war er ein Mann und ich war nicht mehr das kleine Mädchen mit den langen rostbraunen Zöpfen. „Es gefällt dir also?" fragte er mich ganz leise, so dass ich ihn fast nicht gehört hätte und ich nickte. „Hab ich es mir doch fast gedacht" er schwellte seine Brust die fast vor Stolz drohte zu platzen. Ich war gewillt ihm in den Magen zu boxen, nur damit die Luft raus ging aus dem aufgeblasenen Gockel. Ich ließ es aber bleiben, denn wir waren doch nun erwachsen, da macht man solche Sachen einfach nicht mehr. Ich strich mir eine Strähne hinters Ohr, sah zur Südwand rüber und ließ meine Gedanken freien Lauf. „Wie war das erste Mal?"-„Was?"-„Na dein erstes Mal?"-„Laura?" Fragend schaute ich zu ihm und sah seinen verwirrten Blick, „och Marco, ich mein das erste Mal hier zu spielen. Was hast du denn geglaubt?" Ich kicherte verschmitzt, schüttelte leicht den Kopf und schaute wieder zurück. Ich fühlte seine Nähe an meinem Rücken, denn es wurde wärmer. Dann streifte sein Atem meinen Hals und er flüstere in mein Ohr. „Ich kann es nicht wirklich in Worte fassen, aber ich glaube es ging mir genauso, wie es dir gerade geht", wissend nickte ich nur und brachte meinen Blick fast nicht von der Tribüne die schwer im Dunklen lag und doch schimmerte in Gelb und Schwarzen Licht. „Du hast es wirklich geschafft. Deine Eltern müssen extrem stolz auf dich sein. Fußball aus Leidenschaft, für die Heimat, für diesen Verein. Echte Liebe"-„Ja" es klang weiter weg und auch der leichte kühle Wind der durch das Stadion ging, traf wieder meinen Rücken. Ich sah über meine Schulter, „meinst du ich darf mal zur Mitte?" Er schaute sich um, was ich ihm gleich tat und wir sahen keinen der es hätte verhindern können. „Ich glaub schon" er packte meine Hand und rannte los. Das ging keine drei Schritte gut, schon strauchelte ich wegen meiner Schuhe „Sekunde, warte!" Schnell warf ich meine Schuhe achtlos von meinen Füßen, griff wieder nach seiner Hand und wir flitzten weiter. Das kühle nasse Gras unter meinen Füßen war im ersten Moment richtig unangenehm, aber schnell gewöhnte ich mich dran. Bei der Mitte angekommen, stellte ich mich genau auf den Anstoßpunkt und drehte mich erneut im Kreis. „Wahnsinn" jauchzte ich und schlug mir gleich die Hand auf den Mund, weil es mir peinlich war und auch schallte. „Es ist unglaublich! Voll bekloppt oder?" zischte ich zwischen meinen Fingern hindurch und Marco war einfach nur am Grinsen. „Man du hast solch ein Glück Marco, weißt du das eigentlich?"-„Ich bin auch jeden Tag dafür dankbar"-„ich würde gerne mit dir tauschen"-„spielst du gar nicht mehr?"-„Nein"-„kann ich nicht verstehen, du warst gut. Für ein Mädchen"-„für ein Mädchen?"-„Na bist du doch auch" wir lachten beide auf und das Echo kam von vier Seiten zurück. Wir bemühten uns zwar schnell wieder die Ruhe zu finden, aber so wirklich gelingen wollte uns das nicht. Doch plötzlich brüllte jemand los und wir zuckten beide zusammen. „Hey? Was ist denn da los? Was suchen sie auf dem Platz?" Wir schauten woher die Stimme kam und sahen jemand der von der anderen Seite des Spielertunnels zu uns kam. Marco griff wieder nach meiner Hand und wir rannten lachend zurück. Unterwegs schnappte sich Marco meine Schuhe im vollen Lauf und wir kicherten noch immer als wir im Spielertunnel ankamen und immer noch nicht aufhörten zu rennen. Als wir so weit wie möglich weg waren, merkte ich Seidenstechen und musste anhalten. „Oh man, das war nicht schlecht" keuchte ich und lehnte mich an eine Wand, zog mir meine Schuhe an und versuchte zu Atem zu kommen. „Du bist zwar immer noch schnell aber wie du hier gerade rum röchelst hältst du auch keine 90 Minuten mehr aus oder?" Ich konnte nur den Kopf schütteln als Antwort. „Aber warum sind wir überhaupt weg gerannt? Du hättest doch sicher nicht wirklich Ärger bekommen oder?"-„Ich hab keine Ahnung, ich hab das noch nie gemacht" gestand er mir und wir lächelten uns an. Ich war also die erste mit der er so etwas Verrücktes und gleichzeitig unglaublich schönes gemacht hatte? Es war sich schwer vorzustellen irgendwie und ich fragte mich warum er das überhaupt tat. Nur der alten Zeitenwillen? Der Mann gab mir ein Rätsel nach dem anderen auf. „Magst du mit mir auf den Schreck noch was trinken gehen?"-„Schon wieder? Hast du morgen nicht Auslauftraining oder so?"-„Naja die erste Einheit hatte ich ja eben schon. Magst du?" Sein Blick den er auf einmal hatte machte mich nervös, weil ich es einfach nicht einschätzen konnte. Ich konnte so oder so die ganze Situation nicht einschätzen aber dieser Blick ging mir durch alle Knochen. Verstohlen sah ich auf die Uhr und überlegte mir ob es wirklich so Sinnvoll war dies zu tun. „Ich glaube es ist besser wenn wir nach Hause gehen ... ähm also jeder in seins meine ich jetzt"

Und wenn es Liebe wird?Where stories live. Discover now