Ex bleibt Ex 19

1.8K 55 1
                                    

Ich sah wie wir uns deutlich immer weiter von der Innenstadt entfernten und ich überlegte mir wohin Marco wohl mit mir fuhr. Dann steuerte er auf die Autobahn zu und ich musste dann doch mal fragen „ähm wohin fahren wir denn?"-„Ich dachte mir, wir könnten an der Rheinpromenade was trinken"-„an der was? Rheinpromenade? Seit wann haben wir das denn in Dortmund?" ich schaute verwundert in seine Richtung und wartete auf eine Antwort. Marco sah konzentriert auf die Straße und ich glaubte schon fast er würde mich nicht über sein Vorhaben aufklären. „Naja Dortmund hat das wirklich nicht aber Düsseldorf schon. Mir ist eingefallen das es dort heute den letzten Seenachtabend gibt"-„Düsseldorf?" Ich sah auf die Uhr und überlegte mir ob er mich veräppeln wollte. Wir hatten schon fast halb 11 und die Fahrt würde sicher fast eine Stunde gehen. Marco wurde langsamer und er sah kurz zu mir rüber was ich im Augenwinkel sehen konnte. „Nicht ok?" Wäre es Samstag wäre es sicher ok gewesen, aber so? Ich biss mir auf die Unterlippe und hörte auf einmal die Stimme von meinen Freundinnen „du musst auch mal etwas verrücktes machen. Das Leben ist zu kurz um immer ernst zu bleiben". Sie hatten Recht! Zu lang hatte ich einfach nur ein Leben was genau nach Plan lief. Diesem typischen 5 Jahres Plan, in dem alles genau durchgespielt war. Arbeiten, kochen, Mann beglückt und alles für die Zukunft ausgebaut um ein sorgenfreies Dasein zu haben. „Nein, es ist ok. Ich war da noch nie. Gelesen hatte ich schon mal was davon, ist bestimmt schön da" log ich, denn ich hatte noch nie etwas davon gehört. Doch die Tatsache das ich ein weiteres Mal etwas mit Marco zusammen tat, was ich sonst nie tun würde, erfüllte mich auf einmal mehr als alles andere. „Super dann beeilen wir uns mal" Marco drückte das Gaspedal durch und wir sausten über die Autobahn. Meine persönliche Rekordzeit für die Strecke wurde erreicht, denn es ging gerade mal gut eine halbe Stunde bis wir am Ziel waren. Ich zweifelte nicht daran dass der Abend weiter so gut verlaufen würde wie er schon beim Essen anfing. Es war einfach schön in Marcos Gesellschaft auch interessierte es mich nicht mehr warum ausgerechnet ich seine Zuwendung bekam. Was einmal war musste ja nicht immer noch so sein. Man änderte sich ja nun auch im Laufe der Zeit. Das Seenachtfest war ein Augenschmaus für jeden der gerne Träumte. Verliebte Pärchen konnten sich Papierschiffchen geben lassen, in dieses ein Teelicht gestellt wurde und dann wurde es auf Reisen geschickt. Wir standen am Geländer und sahen den vereinzelnden Booten zu die seicht im Wasser schwammen. „Das ist wirklich eine hübsche Idee"-„warst du noch nie hier?"-„Nein" hätte ich aber gewusst wie schön es ist, wäre ich bestimmt schon mal hier gewesen, dachte ich mir im Stillen. „Komm lass uns was trinken gehen" Marco hielt mir seine Hand hin und wie selbstverständlich nahm ich sie wieder. Es war nur ein kleines Stück bis zu dem Lokal und wir suchten uns einen Tisch draußen aus. Große Korbstühle mit dicken Kissen und flauschigen Decken luden auch dazu ein es sich gemütlich zu machen. Der Wind zog wirklich frisch um meine nackten Beine und ich überlegte mir ob es nun peinlich war sich in die Decke einzuwickeln oder es einfach nur zweckdienlich war und somit überhaupt nicht dämlich aussah. Da vereinzelnd Gäste auch da saßen die sich die Decke über die Beine gelegt hatten, tat ich es doch auch und kaum saßen wir, konnten wir auch schon etwas bestellen. Wenig später hatte ich einen heißen Kaffee in der Hand und nach all dem was Marco und ich zu reden hatten, war auf einmal Stille zwischen uns. Es lag aber nicht daran das wir nichts mehr gehabt hätten zum Reden, sondern das wir beide einfach nur uns umschauten. „Magst du zum nächsten Heimspiel wieder ins Stadion kommen?"-„Naja du weißt ja wieviel Karten ich brauche" gab ich trocken als Antwort und er lachte auf. „Das heißt also Ja?"-„Ich würde schon gerne, denn Spaß hat es auf jeden Fall gemacht"-„dann werde ich sehen was sich machen lässt und dann kommt vielleicht deine Freundin auch zu ihrem Autogramm ganz ohne meine Hilfe" wieder schwiegen wir bis Marco das Schweigen ein weiteres Mal unterbrach. „Was ist jetzt eigentlich mit deinem Ex?" Ich konnte nichts dafür, ich musste schlucken. Hatte Marco etwas davon mitbekommen? Wusste er dass ich ihn angelogen hatte? Nein, das war paranoid, denn es würde bedeuten das ich Marco unterstellen würde er wäre nicht gefahren sondern hätte sich um das Haus herum gedrückt oder hätte uns gesehen wie wir zum Haus raus sind um ins Krankenhaus zu fahren. „Was sollte mit ihm sein? Er ist mein Ex mehr nicht und es sollte auch so bleiben"-„ok" ich sah ihn an doch er schaute nur rauf in den Nachthimmel. Was sollte die Frage? Mein Durcheinander in meinem Kopf wurde gestoppt durch einen Blick auf die Uhr. Wie konnte es sein das die Zeit mit Marco immer so schnell verging? Ich sträubte mich innerlich komplett gegen die Vernunft die mir sagte, dass es Zeit wurde den Heimweg anzutreten. Meine Hand ging automatisch zu Marco und ich umschloss vorsichtig seine Hand. Nein ich wollte nicht hier weg! Nicht weg von hier und nicht von diesem Mann. Die Berührung brachte Marco dazu mich anzusehen und er gab ein fragendes „mhmmm" von sich. „Ich glaub wir müssen fahren" sagte ich leise, immer noch mit dem inneren Kampf das Gegenteil zu sagen von dem was ich wollte. „Oh, ok. Kann man wohl nicht ändern oder?"-„Naja können könnte man schon. Wenn ich morgen früh nicht aufstehen müsste" lächelte ich milde. Wir zahlten und gingen noch einmal rüber zum Geländer weil ich noch einmal die kleinen Schiffchen anschauen wollte. „Warte, bin gleich wieder da" sagte Marco und war auch schon weg. Als er wieder kam hatte er seine Hand schützend über der Flamme eines Teelichtes, das in einem kleinen Papierboot stand. „Ich hab mir sagen lassen das es nicht nur für verliebte sei, sondern auch für Freunde" sagte er und strahlte über das ganze Gesicht. „Lassen wir es zusammen fahren?"-„Sicher!" stimmte ich direkt zu und wir stapften den kleinen Weg runter ans Wasser. „Na dann, Schiff ahoi" Marco setzte es ins Wasser und ich gab dem Papier einen kleinen Schups. Wir standen stramm, salutierten und fingen an zu lachen. Nein, ich wollte wirklich nicht zurück in den Alltag sondern einfach mit Marco weiter das Leben kosten, wenn auch nur als Freunde.

Und wenn es Liebe wird?Where stories live. Discover now