Prollkiste für Zuhälter 13

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Marcos Sicht

Irgendwie war es schade, zum einen, dass sie nichts mehr mit mir trinken gehen wollte und zum anderen, das die Zeit so schnell verging. Gerne hätte ich mir mit ihr noch einen längeren Abend vorgestellt und ich überlegte mir die ganze Fahrt über, wie ich sie fragen konnte nach einem neuen Treffen. Laura gab mir nur hin und wieder Anweisung wo lang ich musste als wir in dem Ortsteil ankamen in dem sie wohnte, sonst war es sehr schweigsam. Ob sie wohl immer noch an das Stadion dachte? Sie machte mir den Eindruck als hätte ich ihr damit wirklich eine enorme Überraschung gemacht. Immer wieder sah ich zu ihr rüber, verstohlen, vorsichtig, so dass sie es nicht mitbekam. „Da vorne rechts und dann bei dem dritten Haus auf der linken Seite bitte" kam es von der Seite und ich fand es schade dass die schweigsame Fahrt schon zu Ende war.

Ich hatte das Licht im Fenster gleich gesehen und auch das Lauras Körperhaltung sich änderte entging mir nicht. Mit gemischten Gefühlen nahm ich diese Erkenntnis auf und wusste dies alles nicht so recht einzuordnen. Hatte sie nicht gesagt dass keiner auf sie warten würde? Aber warum sollte sie so ein großes Haus alleine haben? Oder wohnte sie gar noch bei ihren Eltern? Ich parkte und machte den Motor aus, "ein großes Haus" ging es auch schon über meine Lippen und sie sah mich irgendwie traurig an. "Naja, bis vor kurzem war ich hier auch nicht allein und wie mir scheint bin ich es auch nicht mehr" ich kapierte nicht ganz was sie mir damit sagen wollte und schaute sie fragend an. "Ich ... ich war ... nein ich bin erst seit wenigen Stunden Single. Kannst du dich noch an meinen Freund erinnern der mich zur Arbeit und zur Berufsschule gefahren hat?"-"der Kerl mit der Prollkiste die aussah wie von einem Zuhälter?"-"ähm ... dein Auto ist es auch nicht gerade ein Arbeiter-Auto der Mittelklasse" ich wusste nicht ob sie diese Bemerkung ernst meinte, es klang sehr zynisch. "Halli hallo Fettnäpfchen" nein sie meinte es wohl nicht ernst was mich beruhigte. "Ich fürchte du hast es falsch aufgefasst und ich suche gerade irgendwie nach einem Satz der den Spruch was witziger erscheinen lässt. Mir will nur nix einfallen" sie lachte zwar auf, aber es klang nicht so frei wie kurz zuvor noch im Stadion. „Ja ich erinnere mich"-„ok, mit dem wohnte ich hier"-„ich komm immer noch nicht ganz mit"-„ich war bis gestern Abend noch mit ihm zusammen und eigentlich ging ich davon aus das er ausgezogen ist"-„da Licht brennt ist es wohl nicht wirklich der Fall, oder hast du es vergessen auszumachen?" Sie schüttelte mit dem Kopf „ich ... also Denise und Kerstin waren gestern hier um meine Sachen zu holen und haben ihn erwischt mit einer anderen". Sie fing an mir eine Geschichte zu erzählen die oft unterbrochen wurde mit „ist auch egal"-„im groben"-„es ist halt so" und ich versuchte es zusammen zusetzten. Erst klang es etwas verwirrend für mich da irgendwie nicht den Faden zu verlieren doch dann wurde mir klar was ihr passiert war. „Er war wirklich nicht nett zu dir"-„ja ich weiß"-„soll ich mit rein kommen? Vielleicht ist ja nur ein Licht an was vergessen wurde und ich geh, wenn aber nicht, bist du nicht alleine"-„ach was nee, ich hab das bis jetzt geschafft dann werde ich es auch weiter packen" sie lachte kurz auf und doch war es wieder wie der pure Sarkasmus. „Ich werde mir den Abend nicht verderben lassen von so einem. Wir machen es anders, du bleibst kurz hier und ich geh nachschauen. Wenn er da ist kannst du mich zu Denise fahren. Wäre das ok für dich?" Ich bot ihr meine Hilfe an, die sie ablehnte und dann fragte sie mich so etwas? „Klar warte ich, aber ich kann auch mit zur Tür gehen"-„quatsch nee, das wäre zu viel verlangt und zudem bin ich doch ein großes Mädchen" sie zwinkerte mir zu und stieg auch schon aus. Das ungute Gefühl grummelte in meinem Magen und lag dort schwer. Sie war wirklich alt genug um ihre Probleme allein aus der Welt zu schaffen und ich sollte mich auch nicht einmischen. Wer war ich schon in ihrem Leben? Ich blieb dennoch aufmerksam und schaute zu ihr rüber. Sie hatte schon die Tür aufgeschlossen und rief nach ihrem Ex-Freund. Sie ging rein, ließ aber die Tür so weit offen, dass ich ungehindert in die Diele schauen konnte. Immer weiter ging sie rein und rief immer wieder, irgendwann hörte ich ihr rufen nicht mehr und konnte nicht abschätzen ob sie nun aufgehört hatte oder was passiert war. Ich legte meine Hand auf den Türgriff, bereit ihr hinterher zu gehen wenn es nötig war und doch zögerte ich. War es denn nicht schon nötig? Nein, es konnte ja auch schlicht und ergreifend daran liegen, dass sie so weit ins Haus rein ist, oder sogar das Stockwerk gewechselte hatte, dass es nun mal nicht mehr möglich war sie zu hören. Ich war hin und her gerissen zwischen Gentleman und übertriebenem Eifer. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir aber das überhaupt noch gar nicht so viel Zeit vergangen war und doch juckte und brannte es in meinen Finger diese verdammte Tür aufzumachen und ihr hinterher zu gehen. Nervös kaute ich auf meiner Lippe herum um dann endlich den Schritt zu gehen. Ich hatte gerade ein Fuß auf den Bürgersteig gesetzt als Laura ankam. Sie lächelte, was mich direkt beruhigte und ich wünschte mir dennoch sie würde wieder in mein Auto einsteigen. „Hey, du kannst fahren. Es war wirklich nur eine Lampe die brannte"-„und die musstest du jetzt so lange suchen?" Ja es klang wie ein Vorwurf und es war auch irgendwie einer. „Naja ich wollte ganz sicher gehen, dass wirklich keiner im Haus ist. Du kannst also fahren"-„ok, dann tu ich das mal" ich setzte mich zurück in mein Auto, schloss die Tür und ließ zeitgleich das Fenster runter. „Danke" sagte sie und mir ging nur eins durch den Kopf, wann würde ich sie wieder sehen?

Und wenn es Liebe wird?Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz