Pech und Schwefel 54

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Denises Sicht

Lauras Gesicht sah sehr blas, eingefallen und verheult aus. Vorsichtig strich ich meiner besten Freundin über die Wange und sprach leise auf sie ein, doch sie zeigte keine Reaktion sondern schlief einfach weiter tief und fest. Warum hatte sie das alleine gemacht? Warum wollte sie nicht wenigstens mich an ihrer Seite für solch einen Schritt haben? Waren wir nicht immer wie Pech und Schwefel gewesen? Wir hatten gemeinsam so viel erlebt und so viele Dummheiten begangen, dann hätte sie mich doch auch dafür haben können. Ich wusste nicht was mich trauriger machte, der Umstand dass sie es alleine machte oder das sie es überhaupt gemacht hatte. "Man Laura was hast du nur gemacht" flüsterte ich leise und merkte einen Klos im Hals. Meine Hand die ich auf dem Bett ab stützte wurde von einer anderen umschlossen und als ich hinsah war es Robin. Er zog mich leicht weg von meiner Freundin was ich überhaupt nicht wollte und durch leichte Gegenwehr auch kundtat. Robin nickte in Richtung Marco, der aussah wie ein begossener Pudel. Ich verstand und ging einen Schritt nach hinten um Marco Platz zu machen doch er blieb stehen und schaute nur. Was in ihm wohl vorging? Ich konnte es mir gar nicht so vorstellen und konnte nur ahnen dass es ihm ähnlich wie mir ging. "Denise?" Irritiert schaute ich nach unten und sah das Laura gerade dabei war ihre Augen aufzumachen. Wieder sagte sie kaum hörbar meinen Namen und ich beugte mich direkt zu ihr runter. „Hey Süße, ja ich bin da"-„Gott sei Dank" hauchte sie in mein Ohr und dann gab sie leicht schmatzende Geräusche von sich. „Ich hab Durst. Meine Zunge fühlt sich an wie ein Pelz" sie verzog ihre Mundwinkel zu einem Grinsen, was ihr nicht ganz gelang und ich musste deswegen Schmunzeln. Ich sah mich um, konnte aber nichts zu Trinken entdecken und sah zu Robin und Marco. „Ich hol was" sagte Robin und schob, den immer noch in einer Starre verweilenden Marco vor sich her. „War das Robin?" Ich nickte und lächelte. „Du hast uns gerade erwischt als wir bei unserem zweiten Frühstück waren"-„ach ja?" Wieder nickte ich nur und strich ihr sanft über die Stirn. „Wer war das noch?" Laura zog ihre Stirn kraus und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Mhmm, Marco?"-„Was?" Sie riss ihre Augen auf und es schien als würde sie das direkt bereuen und legte ihre Hand vor das Gesicht. "Warum ist Marco da?" Nuschelte sie zwischen ihren Fingern hindurch. „Weil ich das wollte?"-„Spinnst du?" Ich wollte das du kommst und nicht jeden den du kennst"-„sorry, aber er ist doch dein Freund?"-„Na und? Ich wollte nicht das ..."-„ja genau du wolltest nicht das ..." unterbrach ich sie und merkte das meine Führsorge nachließ und einer kleinen Wolke von Wut Platz machte. „Ich hab mich Robin darüber gesprochen und er war irgendwie genau meiner Meinung. Marco hätte ein Recht gehabt zu wissen was los ist. Wie stellst du dir denn diese Beziehung vor mit solch einer Lüge? Marco hat den Schwangerschaftstest gefunden, den du so toll in den Mülleimer geschmissen hast und konnte natürlich eins zu eins ausrechnen was Sache ist ..."-„Er hat was?!" Nun richtete sie sich auf und stützte sich auf ihre Hände. „Was hat er?"-„Er wusste das du schwanger bist!"-„Warum hat er dann nichts gesagt?"-„Sag die, die selbst die Schnauzte nicht aufbekommt! Ich glaube ja wohl es war deine Aufgabe ihm das zu sagen oder nicht?" Es bahnte sich ein handfester Streit an, das merkte sich sofort. Dennoch war es schwer die Gefühle gerade unter Kontrolle zu bekommen die zwischen uns als Spannung sorgten. „Mensch Laura, ich wusste nicht das du davon ausgingst das Marco dämlich ist! Is er nämlich nich und er liebt dich!"-„Das weiß ich, dennoch ist das doch scheiße! Wie steh ich denn jetzt da?"-„Ja wie wohl? Du hast doch einfach die Scheiße hier allein durchgezogen. Weißt als Freundin, ach nee, als beste Freundin hätte ich erwartet dass du mich über solch einen Entschluss in Kenntnis setzt! Aber nein, das Fräulein muss ja allein alles machen! Was bin ich eigentlich in deinen Augen? Der Arsch des Monats?"-„Sag mal spinnst du jetzt ganz? Ich bin hier weil ich das Kind verloren hab!" Den Rest vom Satz brüllte sie schon richtig, schloss dann die Augen und ließ sich zurück fallen in das Kissen. Ihre Worte hallten aber in mir nach und ich brauchte einen Moment um es zu begreifen. Sie hatte gar nicht abgetrieben sondern erlitt eine Fehlgeburt? „Dann wolltest du das Kind behalten?"-„Ich weiß es nicht"-„wie jetzt?" nun war ich komplett verwirrt. „Naja ich war heute beim Arzt weil ich es eigentlich vorhatte, also das weg machen doch dann sagte der Arzt das es wohl ... ja ... also das es wohl von der Natur schon entschieden wurde" sie fing an zu weinen und es tat mir leid. Mir tat alles leid. Vor allem der Streit und ich zog sie ihn meine Arme und heulte mit. Keine von uns hörte die Jungs zurückkommen, wir hatten uns einfach nur fest in den Armen und suchten Trost. Ich reagierte erst als sich eine Hand auf meinen Rücken legte, dann löste ich mich von Laura und suchte direkt in meiner Handtasche nach Taschentücher. „Alles klar?" Hörte ich Robins sonore Stimme leise und ich nickte nur beim Suchen in meiner Tasche. Endlich hatte ich ein Päckchen gefunden und gab Laura ein Tuch und schnaubte selbst auch lautstark in eins der Taschentücher. „Hier, was zu trinken" Marco reichte Laura eine Flasche Wasser, die er schon geöffnet hatte und Robin gab auch mir eine Cola. „Danke und Marco, ich glaub wir müssen reden" sagte Laura leise. „Sollen wir raus gehen?" fragte ich direkt und Robin gab mir die Antwort in dem er meine Hand nahm und daran zog. „Ich glaub das brauchen wir nicht zu fragen" und ich ging ihm schon hinterher. Er hatte natürlich Recht, es war eine dumme Frage und doch, war es nicht wieder etwas bei dem eine gute Freundin beisteht?

Vor dem Zimmer setzte sich Robin auf einen der Stühle und zog mich auf seinen Schoß, dabei erklärte ich ihm meinen Zwiespalt und trank aus meiner Flasche. „Ich glaube dass es besser ist wenn die zwei das alleine jetzt klären" gab er mit leicht fester Stimme von sich, was dennoch keinen Widerspruch dulden ließ. „Laura hat mir gesagt was passiert ist"-„naja so schwer dürfte das ja wohl nicht zum vorstellen sein"-„nein, du verstehst das falsch. Sie ist nicht hier weil sie abgetrieben hat"-„wie jetzt?" Mit großen schaute er mich an und ich schlang meine Arme um seinen Hals, legte meinen Kopf zwischen meinen Arm und seinen Hals und merkte, dass ich mich selbst auch irgendwie auf ein Baby gefreut hatte. Wenn ja auch nicht meins, aber so als Tante, hätte ich es mir sehr gut vorstellen können. Leise und traurig erzählt ich ihm dann was Laura mir gesagt hatte und ich hörte von ihm nur ein komisches Brummen. „Wie steht denn dein Kinderwunsch?"-„Muss noch nicht sein" gab ich ehrlich zu und war erstaunt über seine Frage. „Ich hätte mich für Laura gefreut und wäre gern eine Tante für das Kind, aber ich kann wirklich noch was warten. Zudem braucht ein Kind doch ein Nest und nicht so was Loses wie ich es bis jetzt immer hatte"-„naja, das ist ja hoffentlich jetzt erstmal vorbei" ich hörte deutlich das Kichern raus aus den letzten Worten und schaut zu ihm auf. „Du bist doof" grinste ich zurück und wir küssten uns und das so lang bis sich jemand erst leise und dann lautstark räusperte. Als wir uns umsahen, sahen wir eine alte Krankenschwester die uns sehr vorwurfsvoll anschaute. „Hier kommen auch Kinder zu Besuch" sagte sie in einem Ton bei dem einem das Blut gefror. „Wir sind auch kein Hotel, also bitte ich sie, sich zu benehmen und ihre Aktivitäten in ihr vier Wände zu verlegen" sie machte auf dem Absatz kehrt und ging. Wir sahen uns an und mussten anfangen zu lachen „die hat wohl keine Ahnung von einem guten zwischen Snack" gluckste Robin vor sich hin und auch ich dachte direkt zurück an unser Frühstück aber auch mein Magen, denn wirklich was zu essen gab es ja nicht. Das Knurren war so laut, das selbst Robin es hörte und wieder anfing zu lachen. „Hast du Hunger? Ich mein, wirklich abstreiten kannst du es ja nicht" sagte er und legte seine Hand auf meinen Bauch. „Essen wäre wirklich nicht schlecht aber einfach so gehen mag ich auch nicht"-„hat ja keiner gesagt. Wir können ja nach den beiden nochmal schauen und dann gehen". Den Vorschlag befand ich für gut und stimmte dem zu also standen wir auf und ich klopfte vorsichtig an die Tür von Lauras Zimmer. Ich wartete nicht wirklich ab bis ich ein „Herein" hörte und machte die Tür auf. „Hey ihr zwei" Marco saß auf Lauras Bett und sie sahen nicht aus als hätten sie gestritten oder wären sich nicht mehr einig. Laura lächelte sogar mich an und meinte „ist alles gut, kommt rein"-„ja?" Sie nickte und wir gingen ganz in das Zimmer rein. Marco hatte Lauras Hand in seinen und sie sahen wirklich sehr zufrieden und irgendwie, trotz der ganzen Umstände sehr glücklich aus. „Ihr habt euch also ausgesprochen?" Diesmal nickten beide und mir wurde es richtig leicht ums Herz. „Wie lang musst du eigentlich jetzt hier bleiben?"-„Naja, es hieß wenn bis heute Nachmittag nichts ernstes passiert, kann ich nach Hause"-„was soll denn passieren?"-„Nachblutungen"-„ach so! Ich hab Hunger und wir wollten was essen gehen wenn das ok ist für dich?"-„Sicher ist es das für mich, ihr könnt mir ja was mitbringen. Ich hätte nämlich auch riesen Hunger und wie man weiß, ist ja Krankenhausessen nicht so toll"-„was magst du denn haben?" Fragte Marco „denn ich hätte ehrlich gesagt auch was Hunger"-„musst du nicht zurück zum Training?" Es klang sehr verängstig von Laura und Marco schüttelte aber direkt den Kopf „unter den Umständen nicht"-„ich hätte da ne Idee" schaltete sich Robin dazwischen und wir sahen ihn alle an. „Wir könnten doch Pizza bestellen wenn das ok ist?" Es war die beste Idee, die er haben konnte und wurde direkt bombardiert mit Pizzen die er bestellen musste. Als wenig später der Lieferservice kam, war die Krankenschwester nicht begeistert und bekam leicht Schnappatmung, doch ich nahm die Pizzen nur mit einem breiten Grinsen entgegen und Robin zahlte alles.


Und wenn es Liebe wird?Where stories live. Discover now