Einen Versuch wert

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„Bleib“

Die Worte waren nur geflüstert und brachten Harrys Bewegungen trotzdem zum Halten.

„Bleib!“, wiederholte ich ein wenig lauter als er sich immer noch nicht bewegte. Meine Stimme schien ihn aus seiner Trance zu holen denn er drehte sich jetzt zu mir und war in drei Schritten schon vor mir. Seine Lippen trafen sanft auf die meinen und seine Hände umrandeten mein Gesicht als wäre ich aus Porzellan. Zärtlichkeit lag in jeder seiner Berührungen und eine bisher nicht erlebte Geborgenheit erfüllte mich. Auch wenn der Weg hierher mehr als nur kompliziert war, so war er es doch wert gewesen. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und hielt ihn fest, ich wollte ihn nie mehr loslassen.

Als die Luft knapp wurde legte er seine Stirn gegen meine. Ich schloss meine Augen und genoss einfach seine Nähe, die Wärme seines Körpers.

„Du bist mein Kryptonit, Jules“, flüsterte er außer Atem.

„Hör auf deine Songs zu zitieren“, murmelte ich, konnte mir ein Grinsen aber nicht verkneifen.

Ich öffnete meine Augen und sah ein schelmisches Glitzern in seinen.

„Ich wollte nur sehen ob du es bemerken würdest“, antwortete er grinsend. Ich boxte ihn leicht gegen die Brust.

„Idiot“, antwortete ich lächelnd und befreite mich aus seiner Umarmung. Seine Hand fing mich wieder ein und zog mich wieder an ihn, wo meine Lippen wieder auf seine trafen. Etwas Besitzergreifendes lag in diesem Kuss. Seine Hand strich meinen Rücken entlang und hinterließ Gänsehaut auf ihrem Pfad. Ein angenehmes Kribbeln überkam mich, als stände ich unter Strom. Ich lächelte in den Kuss hinein und ließ mich von ihm nach oben tragen.

***************

Federleichte Fingerspitzen strichen über meinen nackten Rücken und weckten mich sanft. Ich lag halb auf Harrys Brust und genoss das Gefühl von Geborgenheit, dass ich in seinen Armen spürte.

„Wie lang bist du schon wach?“, fragte ich, meine Augen immer noch geschlossen. Ich spürte, wie er leicht lachte.

„Schon etwas länger“, antwortete er und strich mir durch die Haare. Sein Brust vibrierte leicht während er sprach. „Ich hatte Angst, dass ich wieder alleine aufwachen würde...“

Schlechtes Gewissen überkam mich plötzlich und ich öffnete meine Augen. Ich drehte mich um, damit ich ihn ansehen konnte.

„Tut mir Leid“, sagte ich leise. „Ich war mit der ganzen Situation überfordert“

Harry legte einen Arm um mich und zog mich näher. „Ist okay“, nuschelte er in meine Haare. Wir verweilten so ein paar Augenblicke.

„Weißt du noch, wo wir uns zum ersten Mal getroffen haben?“, fragte ich ihn plötzlich und dachte an die Zeit zurück, die wir miteinander verbracht hatten. Es war nun schon fast ein halbes Jahr her, seit ich damals für das Konzert nach London gekommen war.

„31. März, Trafalgar Square, nach dem T-Mobile Karaoke Flashmob, du bist volle Kanne in mich reingelaufen“, antwortete Harry mit seiner tiefen Stimme und brachte seinen Brustkorb zum Vibrieren. Ich lächelte bei der Erinnerung.

„Was hast du damals gedacht?“, fragte ich neugierig.

„Ich hatte innerlich schon um Hilfe gerufen, ich dachte du wärst irgendsoein verrückter Fan“, antwortete Harry und hielt einen Moment lang inne, als würde er sich die Szene noch mal vor Augen spielen. Ich selber konnte mich daran erinnern, als wäre es gestern: Die warme Sonne, die ganzen Menschen, der Flashmob und Sophie, und dann natürlich die Karambolage mit Harry, der seine graue Beanie trug. „Du hattest auch irgendwas geschrien, ich konnte nicht verstehen was, aber ich war kreischende Fans ja gewöhnt. Und tja, dann bist du mit mir zusammengeprallt“, erzählte Harry weiter und sah mich an. „Ich konnte dich gerade noch so auffangen, bevor du eine äußerst schmerzhafte Begegnung mit dem Boden gemacht hättest. Du lagst praktisch in meinen Armen, die Augen vor Schreck noch geschlossen und ich dachte: die darf mich gerne noch mal umrennen.“

You've got that One ThingWhere stories live. Discover now