Kapitel 5

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Aaliyah's Sicht

Mein Herz klopft in meinem Hals und das Blut rauscht so laut in meinen Ohren, dass ich alles nur gedämpft höre.

Der Anblick von Wolf verzaubert mich, doch immer wieder denke ich an all die einsamen Nächte und den Drang zu sterben, der durch ihn entstanden ist und sofort verliert er seinen Effekt auf mich.

Seine Atmung geht genau so unregelmäßig wie meine und seine vollen Lippen sind wie immer pink.

"Es tut mir so leid, Aaliyah.", beginnt er mit heiserer Stimme, während er mich mit seinen Augen fixiert.

"Fick dich.", fauche ich nur und lasse von der Tür ab, bevor ich mich mit dem Gesicht der Wand drehe und irgendwie versuche, seine Anwesenheit zu ignorieren.

"Ich weiß, dass das, was ich getan habe, unverzeihlich ist, aber ich flehe dich an, hör mir zu.", fährt er fort, schließt die Tür und ich höre nur, wie er auch absperrt und plötzlich überkommt mich Panik.

"Sperr die Tür wieder auf!", verlange ich streng, zeige keine Schwäche durch Weinen mehr und drücke den Henkel der Tür immer wieder runter.

"Erst wenn du mir zugehört hast.", sagt er stur und guckt mich an.

Wie gerne würde ich ihm einfach nur um den Hals fallen und ihn umarmen, küssen, liebkosen, aber das verdient er nicht und so wenig Selbstachtung habe nicht einmal ich.

"Du hast mir nichts zu sagen, du Penner, mach diese fucking Tür auf.", zische ich sauer, beobachte an dem Ausdruck in seinen Augen, wie meine Worte bei ihm für Überforderung sorgen.

"Aaliyah, bitte, tu es für Sophia's Zukunft.", mit einem Mal lasse ich die Türklinke los und drehe mich komplett zu ihm.

Die Hände vor Wut zu Fäusten geballt, mit rasendem Puls und schmerzender Brust gehe ich einen Schritt näher auf ihn zu.

"Wie charakterlos muss man eigentlich sein? Du verschwindest, als ich dir sage, dass ich schwanger bin, tauchst ein ganzes, fucking Jahr nicht auf, verpasst die Geburt und die ersten drei Monate deiner Tochter und hast jetzt auch noch den Mut, mir zu sagen, dass ich an ihre Zukunft denken soll? Du bist derjenige, der beinahe alles verpasst. Du bist derjenige, der mich verlassen, verraten, enttäuscht und betrogen hat. Du bist derjenige, der meinte, dass wir alles schaffen und dann plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist. Du bist derjenige, der die Fehler gemacht und ich bin nur diejenige, die dir alles geglaubt hat, also wage es ja nie wieder, mir mit dem Gedanken an Sophia irgendwie etwas einreden zu wollen, verstanden? Sonst, und das schwöre ich bei Gott, werde ich dich zerstören.", die Worte verlassen meinen Mund ohne, dass ich es will, aber ich bin mehr als froh, endlich alles losgeworden zu sein.

Seine Augen brennen sich in meine und die Sehnsucht scheint beinahe Überhand zu nehmen, doch anscheinend ist die Wut um einiges stärker.

"Es tut mir leid, Aaliyah, du hast natürlich recht. Nur - ich weiß, dass du mich hasst, denn ich tue es ja selbst, aber als du mir gesagt hast, dass du schwanger bist, da - wusste ich einfach nicht, was ich tun sollte. Das Abhauen war eine Kurzschlussreaktion die ich bis ins Mark bereue mit allem was ich habe und - ich war auch nur fast zwei Monate weg, danach bin ich zu dir nach Seattle geflogen und Baby, ich war immer bei dir, nur wusstest du es nicht.", sagt er schnell und hektisch, sodass ich kaum etwas verstehe, zumal er so abgehakt und stotternd spricht.

"Ich muss mir das alles gar nicht geben, das ist dir klar oder? Sei froh, dass Sophia existiert, sonst würde ich mir keine Sekunde länger dein Bullshit-Gelabber anhören.", zische ich ihn an, komme jedoch nicht auf seine Attraktivität klar, denn genau wie ich es befürchtet hatte, scheint er nur noch schöner als vorher.

Seine grünen Augen scheinen aus irgendeinem Grund noch heller und intensiver zu leuchten und ich hoffe einfach, dass es daran liegt, dass er wie immer in ganz schwarz gekleidet ist und nicht an meiner Sehnsucht.

Natürlich liebe ich Wolf immer noch, daran wird sich auch nichts ändern; zumindest nicht in absehbarer Zukunft.

Aber das was er mir angetan hat ist - die Wunde ist einfach zu groß.

Ich habe mir von Anfang an geschworen, dass wenn er eines Tages wieder auftauchen sollte, ich ihm den Kontakt zu Sophia nicht verbieten werde, aber ihn definitiv von mir fernhalten werde.

Auch wenn ich ihn vermisse und am liebsten alles vergessen würde, muss ich ihn erst genau so leiden lassen, wie er mich, damit er mich versteht.

Während ich ihn anstarre, ist sein Gesichtsausdruck sanft und besorgt, erfüllt mit Zärtlichkeit und purer Liebe; jedoch ist auch Schmerz gut zu erkennen.

Was mir jedoch fehlt und worüber ich irgendwo auch froh bin, ist die eisige Fassade die er sonst immer hatte.

Sie scheint wie weggeblasen und ob es nun an mir liegt oder allgemein einfach an unserer Situation, kann ich nicht sagen.

"Das weiß ich, Baby und ich danke dir so sehr dafür.", "Hör auf mich so zu nennen, Wolf, wir sind nicht zusammen.", sage ich streng und doch genieße ich den Nachklang seiner Stimme in meiner Brust.

Ohne das von mir gesagte zu beachten kommt er einen Schritt auf mich zu und legt seine mit vielen Ringen beschmückten Hände an meinen Hals.

Aus irgendeinem Grund entziehe ich mich nicht von seinem Griff; vielleicht weil ich seine Nähe so sehr vermisse und jetzt gerade wirklich die Sehnsucht zu siegen scheint.

"Aaliyah, ich habe einen Fehler gemacht und bitte, alles was ich von dir will, ist mir die Möglichkeit zu geben, es wieder gut zu machen. Egal wie schwer du es mir machst, ich werde es auf mich nehmen, nur bitte - lass es mich versuchen. Ich liebe dich zu sehr, um dich einfach gehen zu lassen.", flüstert mein erster Kuss mir zu und streicht mit seinem Daumen über meine Wange, während er mir sanft in die Augen blickt.

Seufzend atme ich aus, schaffe es endlich, mich von ihm zu lösen und das tue ich einfach, weil ich keine Kontrolle über mich selbst habe, wenn es um ihn geht.

"Aber du hast mich - uns einfach so verlassen.", erwidere ich um einiges ruhiger als noch vor ein paar Minuten.

Schreien wird mich nicht weiterbringen, denn letztendlich ist alles nun passiert und egal wie laut und viel ich brülle, es wird nichts ändern.

"Und das war der größte Fehler meines Lebens, bitte glaub mir. Ich werde es wieder gut machen, ich verspreche es dir, aber du musst mich lassen.", erwidert Wolf und als ich an seinem Körper entlang blicke, fällt mir auf, dass er doch tatsächlich ein schwarzes Hemd unter seinem schwarzen, langen Trenchcoat trägt, welche mit zerrissenen Skinny Jeans in derselben Farbe, das Outfit vollenden.

Ich bemerke, wie ich mich langsam verliere und seufzend schließe ich die Augen, so als wäre es leichter, wenn ich ihn nicht sehe.

"Okay. Aber nur für Sophia.", sage ich schluckend, fahre mir durch die Haare und gucke dann wieder in sein Gesicht.

Die Art wie meine Brust warm wird, als ich Wolf dabei beobachte, wie seine Augen zu funkeln beginnen und sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht bildet, sagt alles, was ich nicht erklären kann.

MY BADBOY 2Where stories live. Discover now