Kapitel 10

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Wolf's Sicht

Sonst vergehen die Stunden in der Uni immer wie im Flug, doch natürlich genau an dem Abend, wo ich es kaum erwarten kann, zu Aaliyah zu fahren, zieht es sich unfassbar schlimm in die Länge.

Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich gedankenverloren auf meine Uhr starre, hoffend, dass so die Zeit schneller vergeht, doch vergeblich.

Zum ersten Mal seit Monaten ist mein Notizbuch komplett leer und auch wenn wir gerade wirklich bei einem Thema sind, das mich bis in den letzten Nerv reizt, kann ich mich einfach nicht dazu überwinden, meine ganze Aufmerksamkeit dem Unterricht zuzuwenden.

Die Blicke meines jungen Professors sind nicht unbemerkt geblieben, doch gerade ist einfach das einzige woran ich denken kann, Aaliyah.

Ihr Abgang von heute Mittag lässt mich einfach nicht in Ruhe und bis ich ihr alles über Robin und mich erzählt habe, werde ich meine Ruhe auch nicht finden.

Als nach gefühlten Tagen dann doch endlich alle anfangen, ihre Taschen zusammenzupacken, springe auch ich angespannt aus meinem Sitz und greife nach meinem Rucksack, bevor ich in meinen Stiefeln in Richtung Ausgang laufe.

"Mr Marriott, könnte ich Sie kurz einen Moment sprechen?", ertönt die tiefe Stimme meines Dozenten und überrascht gucke ich ihn an.

"Natürlich, Dr. kingsley.", antworte ich nervös, spiele mit meinen Ringen und blicke in die blauen Augen des Mannes, der mich seit fast vier Wochen belehrt.

"Sie waren heute sehr - unaufmerksam. Dürfte ich vielleicht fragen, ob es einen expliziten Grund dafür gibt?", fragt er höflich und schluckend wend eich den Blick ab.

"Ich muss noch ein Missverständnis klären und deswegen konnte ich mich nicht konzentrieren. Aber ich verspreche Ihnen, dass es wieder besser wird, sobald ich mein Leben wieder auf die Reihe bekommen habe.", erkläre ich ihm verwirrt, seufze leise und schiebe meine Mütze zurecht.

"Sie sind so jung, Mr Marriott, was könnte sie in ihren jungen Jahren denn bereits so aus der Reihe bringen?", fragt der Mann nachdenklich, beobachtet meine Reaktion und interessiert sich überhaupt nicht für die Mengen an Schülern die sich von ihm verabschieden.

"Die Liebe meines Lebens, Dr. Kingsley.", erwidere ich und bei dem Gedanken an die grünen Rehaugen meiner kleinen Seele schleicht sich ein schmerzendes Lächeln auf meine Lippen.

"Ist es nicht noch ein wenig zu früh, für die Große Liebe?", "Nicht, wenn man bereits Vater ist. Guten Abend noch, Dr. Kingsley.", meine ich nur noch, lächle nickend und verlasse dann als letzter Student den Saal.

Es ist, als würde ich zum Auto laufen, aber sobald ich erstmal mitten im Verkehr stecke, scheine ich keinen Meter voranzukommen und ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass das Schicksal will, dass ich leide.

Immer wieder versuche ich Aaliyah zu erreichen, doch natürlich geht sie nicht an meine Anrufe, was mir irgendwo auch sowas von auf den Sack geht, weil - letztendlich wollen wir beide, dass das zwischen uns wieder funktioniert, aber sie scheint mir nicht einmal entgegenkommen zu wollen.

Eine halbe Stunde später, komme ich endlich total erschöpft bei Aaliyah's Haus an und ihren Wagen vor der Tür zu sehen ist wie ein Geschenk.

Nervös und sehnsüchtig klopfe ich an der Tür, hoffe einfach nur, dass ich meine kleine Seele so schnell wie möglich wieder in meine Arme schließen kann.

Als die Tür sich öffnet, erblicke ich eine etwas ältere, aber immer noch sehr hübsche Dame vor mir, die mich irgendwie an jemanden erinnert, doch ich weiß, dass ich sie noch nie gesehen habe.

MY BADBOY 2Where stories live. Discover now