Kapitel 7

8.5K 283 29
                                    

Aaliyah's Sicht

Als ich am nächsten Morgen bei der Wohnung von Wolf ankomme, rast mein Herz in meinem Hals und ich habe schon seit gestern Abend einen ekelhaften Würgereiz tief in mir.

Es ist sehr ungewohnt, meinen ersten Kuss wiederzusehen und ich denke, irgendwo tief in meiner Brust glaube ich immer noch nicht, dass er wirklich da ist, wobei die Tränen seinerseits einfach zu echt waren.

Die Art wie er Sophia gehalten hat, so als wäre sie aus Glas und total sanft, das hat meine Brust verengt und auch wie er mit ihr geredet hat, so als wäre er wie fürs Vatersein gemacht; ja, das hat schon seine Spuren bei mir hinterlassen.

Als wir irgendwann zusammen in einem Café saßen, hat er mir erzählt, was er in all der Zeit getan hat und wann er anfing, mich zu beobachten.

Irgendwo finde ich das total gruselig und niemals in meinem ganzen Leben hätte ich sowas erwartet, aber ich hatte schon immer im Gefühl; ich wusste, dass er immer noch bei mir war, nur hätte ich eben nicht gedacht, dass das wirklich so ist.

Meinen Brüdern hat das natürlich überhaupt nicht gepasst und ich habe Chuck sowie auch Nate nur schwer davon überzeugen können, in Boston zu bleiben, denn wenn sie hierher gekommen wären, dann hätte ich für nichts garantieren können.

Dad sieht das alles gleichgültig, denn genau wie ich denkt er, dass Sophia einen Vater verdient und niemand es besser machen könnte als Wolf.

Er wollte die Kleine gar nicht mehr loslassen, so fasziniert war er von ihr und auch wenn ich mich nicht sofort von ihm überreden lassen wollte, habe ich die Einladung auf ein Frühstück angenommen, denn letztendlich kann Sophia sich niemals an ihn gewöhnen, wenn sie ihn nur einmal in der Woche sieht.

Meine Hände schwitzen und obwohl ich sonst immer total entspannt bin, und das trotz Baby, geht es mir heute elend.

Ich habe das ständige Gefühl zu ersticken und ich hoffe einfach, dass es mit dem schönen Anblick meines ersten Kusses wieder aufhört.

Tief durchatmend klopfe ich an der Tür und in innerhalb von wenigen Sekunden öffnet sie sich.

"Hi.", sage ich lächelnd, kann mein fettes Grinsen nicht zusammenreißen und so als hätte meine Kleine es gewusst, fängt auch sie an sich zu regen.

"Hi, freut mich, dass ihr gekommen seid.", erwidert Wolf genau so breit lächelnd und als ich ihm Sophia reiche, funkeln seine Augen.

Er scheint so sehr von ihr fasziniert zu sein, dass ich ganz in Ruhe seine Erscheinung auf mich nehmen kann.

Er trägt eine enge, zerrissene Jeans, darüber ein lockeres weißes Shirt, welches er in die Hose gesteckt hat und statt einem Gürtel, so wie ich es von ihm gewohnt bin, helfen Hosenträger.

Das Outfit wird abgedeckt von seinen schwarzen Boots und aus irgendeinem Grund gefällt mir sein neuer Style.

Es ist so anders und ich glaube, wenn jemand anderes sich so anziehen würde, dann würde es mir nicht halb so gut gefallen.

Während ich gedankenverloren meine Jacke an den Haken neben der Tür hänge, beobachte ich leise, wie Wolf die Kleinen ganz langsam entkleidet und dabei immer wieder Küsse auf ihr Kinn haucht.

Meine Nerven liegen blank und der Gedanke, dass die nächsten Minuten mit peinlicher Stille gefüllt werden, macht mir angst.

So wie ich Wolf jedoch kenne, wird er das nicht zulassen; naja, zumindest hoffe ich das.

"Ich weiß, dass du stillst, deswegen habe ich dir Tee gemacht, aber ich habe auch koffeinfreien Kaffee, wenn du willst.", sagt er lächelnd, als er mit Sophia auf dem Arm in die Küche läuft.

"Tee klingt gut.", sage ich nur und folge ihm, wobei ich von einem wunderbaren Frühstückstisch in Empfang genommen werde.

Überrascht und etwas mit der Situation überfordert, blicke ich in Wolf's grüne Augen, welche mich wiederum erwartungsvoll angucken.

"Das sieht toll aus.", murmle ich lächelnd, bevor ich den Blick wieder abwende und wie aus dem Nichts ertönt seine Stimme.

"Nein, bitte, guck mich länger an.", verlangt er sanft, schluckt hart und wie aus Reflex hebe ich natürlich sofort wieder den Kopf.

"Du bist so wunderschön.", haucht er und kommt einen Schritt auf mich zu.

"Wolf..", "Ich weiß, Lia, ich weiß. Tut mir leid.", erwidert mein erster Kuss und ich sehe an seinem Lächeln wie sehr ihn meine Distanz zerbricht, aber es muss sein.

Zu lange und oft habe ich mich in den Schlaf geweint, um ihm jetzt einfach wieder zu verzeihen.

Schweigend nehme ich Platz und nehme ihm die Kleine ab, sodass er uns den Tee einfüllen kann und kurz darauf setzt er sich dann auch schon zu mir.

"Wie war eure Nacht?", fragt Wolf und greift nach der Hand von Sophia.

Erneut fallen mir die vielen Ringe an seinen Fingern auf und genau wie bei seinem Outfit, finde ich auch diese Erneuerung viel zu gut an ihm.

"Kurz, aber schön. Deine?", antworte ich abgehakt.

"Aaliyah, ich will nicht, dass so eine Stimmung zwischen uns herrscht. Ich weiß, dass alles gerade sehr frisch ist und du dich wieder an mich gewöhnen musst, aber - können wir nicht so tun, als wäre alles ganz normal. Das erleichtert uns allen die Sache um einiges.", sagt Wolf, wählt jedes Wirt mit Bedacht und scheint allgemein plötzlich sehr konzentriert.

"Es fällt mir so schwer.", murmle ich erschöpft.

"Was?", fragt mein erster Kuss verwirrt.

Ich atme tief durch, so als könnte ich dann die perfekten Worte finden; doch leider ist das nicht so.

"Alles. Mein Kopf ist so voll und ich bin so müde. Du bist plötzlich wieder da, und während für dich alles ganz einfach ist, muss ich erstmal mit der Tatsache kämpfen, dass du wieder ein Teil meines Lebens sein willst. Ich habe eine Mauer um mich herum aufgebaut und ich weiß nicht, ob es leicht wird, diese zum Fallen zu bringen. Wolf, in meinem Leben wollte ich noch nie etwas so sehr, wie dich zu küssen, weil ich das Gefühl habe, nur durch einen Kuss komme ich endlich wieder zu mir.", seufze ich, unfähig meine Gedankengänge detaillierter zu beschreiben.

"Soll ich dich küssen?", fragt Wolf, so als hätte er genau wie ich nichts anderes im Kopf.

Mit allem was ich habe, will ich Ja sagen, aber da ist immer noch das kleine Bisschen Wut in mir, das sich krampfhaft dagegen wehrt.

"Ein Kuss kann schnell bei Sex enden und das will ich nicht.", sage ich seufzend und schüttle den Kopf.

"Du willst es, nur denkst du, dass du es nicht wollen sollst, ich kenne dich doch, Lia.", murmelt Wolf nur und streicht sanft über meinen Arm.

Augenblicklich bekomme ich Gänsehaut am ganzen Körper und mein Unterleib zieht dich heftig zusammen, sodass mir gar nicht auffällt, wie mein Puls zu rasen beginnt.

"Ich kann das nicht.", sage ich angespannt und fahre mir durch die Haare.

"Dann tu es nicht. Ich hetze dich nicht, denn am Ende wird alles so wie früher, wenn nicht sogar noch intensiver und dann werden wir uns an all das kaum noch erinnern. Wir müssen beide geduldig sein.", sagt Wolf und lächelt mich an, bevor er nach meiner Hand greift und Küsse auf meine Finger haucht.

Seine tätowierten Arme sind um einiges muskulöser als noch vor einem Jahr und während ich mit meinen Augen die Blume auf seinem Unterarm fixiere, nicke ich.

"Und jetzt lass uns was essen.", meint er nur und nimmt mir Sophia wieder ab, bevor er mir den Korb mit Bageln reicht.

Genau wie ich es von ihm erwartet habe, hat er auch dieses Mal die richtigen Worte in den perfekten Momenten gesagt und mit jedem Buchstaben habe ich mich noch ein bisschen mehr in ihn verliebt, ohne es zu wollen.

****

Riesiges Dankeschön für alle Reads, Votes und Comments! Euer Support ist der Wahnsinn und ich bin einfach so dankbar und froh, dass die Geschichte so gut ankommt!
Xoxo S

MY BADBOY 2Where stories live. Discover now