Kapitel 6

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Wolf's Sicht

Beinahe vor Freude und Erleichterung weinend folge ich Aaliyah aus den Aufzug in Richtung Kinderstation und die Nervosität die meinen Körper erfüllt, je näher wir dem Zimmer kommen, ist abartig.

Zum ersten Mal werde ich meine Tochter in die Arme schließen und die Vorfreude wird mich gleich umbringen. Mike weiß, dass ich Aaliyah niemals verlassen habe, denn auch wenn ich für meine kleine Elfe unsichtbar war, bin ich ihrem Bruder einige Male über den Weg gelaufen.

Natürlich sind bereits ein paar Schläge gefallen und am liebsten hätte ich mir selbst nochmal eine reingehauen, doch da Mike eine gute Rechte hat, habe ich es gelassen.

Der Anblick meiner großen Liebe hat mir regelrecht die Sprache verschlagen, denn auch wenn ich sie seit einem Jahr fast jeden Tag gesehen habe, ist es nochmal etwas ganz anderes, wenn sie direkt vor mir steht.

Die Ohrfeige habe ich mehr als alles andere verdient und auch ihre Kälte mir gegenüber ist berechtigt bis ins letzte, aber aus irgendeinem Grund stört es mich nicht, denn wir sind wieder vereint und ab jetzt kann mich wirklich nichts und niemand mehr von meiner Elfe und meinem Engel fernhalten.

Aaliyah schweigt seit wir das Zimmer verlassen haben und ich genieße trotz vorhandener Distanz ihre Nähe.

Meine Fingerspitzen brennen regelrecht, so sehr will ich sie berühren und natürlich bin ich seit dem Moment im Aufzug hart wie ein Stein, aber ich versuche es so gut wie es eben geht zu verbergen.

Ich weiß, dass auch Aaliyah erregt ist, das erkenne ich zu gut an dem Funkeln in ihren Augen und ihrer angespannten Haltung, aber so wie es aussieht und genau so wie ich es erwartet habe, wird sie in absehbarer Zeit nicht einmal meine Hand schütteln.

"Ich werde es Mike kurz sagen und die Kleine dann herbringen. Warte hier.", sagt Aaliyah monoton, guckt mich nicht an und wie aus Reflex lasse ich meine Finger unter ihr Kinn gleiten, damit unsere Blicke aufeinandertreffen.

"Es tut mir leid.", flüstere ich schluckend.

"Leere Worte stillen meinen Schmerz nicht; nur Taten können es.", erwidert Aaliyah und überrascht mich, indem sie nach meiner Hand greift, einen Kuss mit ihren vollen Lippen auf meine Finger haucht und dann wortlos das Zimmer betritt.

Ich höre wie die beiden Geschwister kurz diskutieren und dann die Stimmen erlöschen, bevor ich schon wieder die wunderbare Erscheinung meiner Elfe erblicke.

In ihrem Arm trägt sie die kleine Seele, welche mir im ersten Moment bereits das Herz geklaut hatte und auch jetzt wieder die Kontrolle über all meine Gefühle nimmt.

Genau wie kurz nach ihrer Geburt, kann ich auch jetzt die Tränen nicht zurückhalten, als ich den kleinen Menschen erblicke, der zur einen Hälfte aus meinen und zur anderen aus den Genen meiner großen Liebe besteht.

Schluckend und total überwältigt von all der bedingungs- und endlosen Liebe in mir dieser kleinen Seele gegenüber, gehe ich auf Aaliyah zu und strecke schluckend die Arme aus, merke erst in dem Moment, wie sehr ich zittere.

Ganz langsam und vorsichtig überreicht meine große Liebe mir unsere Tochter und der erste Hautkontakt ist fast genau so überwältigend wie ihr Anblick.

Mein Herz rast und in meiner Brust ist kaum noch Platz.

Ich streiche sanft mit meinem Finger über ihre weiche, dicke Wange, während ihre grünen Augen mich anleuchten und als ich nach ihrer winzigen Hand greife, umschließt mein kleiner Engel augenblicklich meinen Zeigefinger, so als würde sie wissen, dass ich ihr Dad bin.

Mehrere Tränen finden ihren Weg über meine Wange zu meinem Kinn und ich habe Angst zusammenzubrechen.

"Hi, mein Engel.", flüstere ich ihr zu, während ich ihren Geruch einatme, der mich noch besser beruhigt als der ihrer Mutter.

Meine Lippen finden sofort ihre Stirn und schluchzend hauche ich einen Kuss auf ihre Stirn, bevor ich mehrere Küsse auf ihren Wangen verteile.

Ihr kleiner Körper ist so winzig, dass ich angst habe, sie kaputt zu machen.

"Du bist so wunderschön.", murmle ich ihr zu, lächle breit, als ihre Finger sich um meine Kette schließen.

"Sie heißt...", "Sophia Rosalie Winchester, ich weiß und ich liebe den Namen.", unterbreche ich Aaliyah und kann nicht aufhören wie ein Kranker zu lächeln.

Das Gefühl in mir ist so unbeschreiblich und ich glaube niemand, der kein Vater ist, wird es jemals verstehen können.

"Danke, dass du es mir erlaubst, sie zu sehen, Aaliyah.", sage ich und gucke in ihre Augen.

"Sie verdient einen Vater.", murmelt meine kleine Elfe nur, bevor sie sich durch die Haare fährt und sich räuspert.

"Ich liebe dich, hörst du? Du bist die schönste, reinste und einzigartigste Seele die ich jemals zu Gesicht bekommen habe.", sage ich in einer viel zu hohen Stimme, streiche erneut über ihre Wange und werde dieses Mal doch tatsächlich mit einem Lächeln belohnt und es ist ein purer Traum.

"Sie ist so surreal.", hauche ich fasziniert und gucke Aaliyah an.

"Ja, das ist sie.", erwidert die Liebe meines Lebens stolz.

"Sie hat deine Augen.", fügt sie noch hinzu, beobachtet jede meiner Bewegungen und als ich meinen Kopf zu ihr drehe, schaut sie schnell weg.

"Danke, Aaliyah, du glaubst gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Du gibst mir noch eine Chance, obwohl ich so ein Wichser bin.", erwidere ich und lege Sophia langsam mit dem Bauch auf meine Brust, sodass ihre kleine Nase an meinem Hals liegt und ich ihre sanfte Atmung spüre.

"Warte, Wolf, ich möchte nichts mehr mit dir anfangen, nur damit das Mal erwähnt ist. Du hast mir das Herz gebrochen, verdammt - du hast mich mehrmals getötet. Die Wunden sind zu tief. Ich liebe dich, aber in eine Beziehung will ich nicht. Nicht mit dir. Der einzige Grund für deine zweite Chance ist Sophia, vergiss das bitte nicht.", erklärt sie mir, hat wahrscheinlich keine Ahnung, wie schlimm mein Herz gerade blutet.

Meine Brust ist so eng, dass ich regelrecht fühle, wie meine Lungen langsam zu kollabieren beginnen.

Mein Mund ist ganz trocken und meine Kehle ist zugeschnürt, sodass das Atmen nochmal schwerer wird als sowieso schon.

"Nie wieder?", frage ich verzweifelt, schlucke hart; naja, so gut es geht.

"Das mit uns hätte sowieso niemals auf Dauer gehalten, Wolf, wir sind zu verschieden.", antwortet Aaliyah nur und ich glaube, ihr ist nicht annähernd klar, wie sehr sie mich gerade quält.

"Das stimmt nicht und das weißt du. Ich werde auf dieses Thema nicht weiter eingehen, einfach weil es zu frisch ist, aber glaub ja nicht, dass du mich loswirst. Aaliyah, ich liebe und begehre dich. Niemals in meinem Leben werde ich aufhören, dich zu wollen und damit meine ich alles von dir. Ich habe dich niemals aufgegeben und habe auch nicht vor, es zutun. Egal wer sich mir in den Weg stellt, du gehörst mir.", sage ich streng, kann mich kaum zusammenreißen.

Ihre Augen funkeln vor Verlangen und Liebe, während meine wahrscheinlich mit einem Lustfeuer gefüllt sind denn aus irgendeinem Grund verspüre ich wieder das heftige Bedürfnis sie zu nehmen, aber leider muss ich mich gedulden.

Ihr Outfit macht es mir auch nicht wirklich einfach, denn letztendlich würde es jedem schwerfallen, bei so engen Jeans konzentriert zu bleiben.

Während wir uns nur anstarren, spüre ich wie die Kleine sich langsam zu regen beginnt und lächelnd blicke ich zu ihr herunter.

"Ich glaube, sie hat Hunger.", sagt Aaliyah schluckend und guckt mich schüchtern an, bevor sie mir unsere Tochter abnimmt und wir zusammen das Zimmer betreten.

Ab jetzt muss ich wirklich zeigen, dass hinter meinen Worten mehr als nur Leere steckt und ich weiß, wie schwer es wird, doch für diesen wunderschönen Anblick würde ich solche Schwierigkeiten immer wieder auf mich nehmen.

Es ist, als wäre Sophia wie gemacht für die Arme meiner großen Liebe und sie selbst sieht auch so aus, als wäre sie fürs Muttersein geboren.

Ob ich ein genau so guter Vater werde, wird sich mit den nächsten Monaten zeigen und das ist nun mein nächstes Ziel, denn das ist es, was Sophia verdient.

MY BADBOY 2Where stories live. Discover now