Nacht

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Mitten in der Nacht wachte Avis auf. Sie spürte den gleichmäßigen Atem Peters gegen ihren Nacken. Sie drehte ihren Kopf und sah ihn an. Im Dunkel der Höhle konnte sie sein Gesicht nur Schemenhaft erkennen. Während er schlief war er nicht mehr als jeder andere Junge auf dieser Insel. Ein Lächeln huschte über Avis Gesicht. Sie bereute was sie ihm am Abend vorgeworfen hatte. Er hatte sich um sie gekümmert. Immer. Sie hatte sich ausgeschlossen gefühlt aber vielleicht war sie es gewesen, die sich abgewandt hatte. Avis schob die Decke beiseite und stand auf. Sie wollte an die frische Luft.

Barfuß schlenderte sie über die unebenen Pfade und lauschte dem Zirpen der Grillen. Irgendwann fiel ihr auf, dass sie sich sehr weit vom Lager entfernt hatte und wollte bereits umkehren, als sie ein Lichtschein nicht allzu weit entfernt erkannte. Neugierig schlich sie sich heran. Doch sie war überrascht zu sehen, dass es sich bei der Lichtquelle bloß um eine Kerze handelte, die in der Mitte einer kleinen Lichtung stand.

Avis spürte, dass irgendwas nicht stimmte, deshalb blieb sie im Schutz des Dickichts stehen und beobachtete die Ränder der Lichtung. Eine Zeit lang geschah nichts doch dann trat eine Gestalt in den Lichtkreis der Kerze. Sie musterte ihn im schummrigen Licht. Es war Killian. Das Metall seiner Hakenhand blitzte gefährlich im flackrigen Kerzenlicht. Sie wusste nicht was es war aber irgendetwas stimmte an dem Gesamtbild nicht.

„Ich weiß, dass du hier bist. Komm raus, Averil!", forderte er sie auf.

Etwas zögernd trat sie hervor. „Ist das eine Falle?"

Killian lachte spöttisch: „Nenn es wie du willst!" Er machte einem Schritt auf sie zu. Avis blieb jedoch standfest und erwiderte seinen starren Blick.

Im nächsten Augenblick spürte sie kaltes Metall an ihrer Kehle. Es geschah viel zu schnell, als dass sie hätte reagieren können. Schneller, als es möglich gewesen war. Er hatte sie also bewusst hierher gelockt um was? Sie mitzunehmen? Als Geisel?

„Ich wusste, dass du kommen würdest!", hörte sie ihn ganz nah an ihrem Ohr.

„Du hast gehofft, dass ich kommen würde. Da gibt es einen Unterschied!", zischte sie ihrem großen Bruder zu. Sie versuchte ruhig zu bleiben, aber es fiel ihr schwerer als es hätte sein sollen. „Okay, ich mache dir ein Angebot, Killian: Nimm Emma und verschwinde von hier!"

„Dieses Angebot hört sich nur allzu bekannt an, als ob ich es bereits bekommen und abgelehnt hätte..."

„Und deswegen frage ich dich noch ein letztes Mal: Wirst du das Angebot annehmen?". Stille folgte. Avis schluckte. Sie hatte Angst. Etwas an dieser Situation stimmte ganz und gar nicht.

Endlich senkte Killian seinen Kopf an ihr Ohr und flüsterte: „Ich werde dieses Angebot, wie ihr es nennt, nur annehmen, wenn du mit mir kommst!"

„Niemals!", schoss es viel zu schnell aus ihrem Mund heraus und sie verfluchte sich dafür.

„Dann tut es mir Leid, Averil. Ich halt es nicht mehr länger aus, dich so zu sehen. Ich möchte nicht, dass du hier bleibst!", mit diesen Worten ließ er Avis los, stieß sie zu Boden und zog sein Schwert.

Sie starrte ihn entsetzt an. Ihr Körper war wie gelähmt. „Du würdest mich lieber töten, als mich hier am Leben zu lassen?"

„Aye." Seine Antwort klang kalt.

Im selben Augenblick blitzte Killians Schwert im Licht auf und stieß zu ihr hinunter, bohrte sich durch ihren Körper.

Viel zu spät erkannte Avis was an der Situation nicht stimmte. Es war nicht der Killian, der auf die Insel gekommen war. Es war ihr Bild von ihm. Ein Bild das niemand von ihm kannte außer ihr selbst.

„Das ist nicht möglich, du bist nur...", ihre Stimme zerbrach. Ihr Blick wurde schwarz und ihr Körper erschlaffte.

Once Upon A Time - Losing AverilOnde histórias criam vida. Descubra agora