Unerledigtes Geschäft

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Zögernd trat sie in den blau leuchtenden Gang hinaus, wilde Schatten tanzten an den Wänden. Auf irgendeine Weise erinnerte es sie an die Echohöhlen auf Neverland, die einzigen Höhlen die ihr bisher bekannt waren. Auch diese hier bargen Geheimnisse.

Niemals zuvor hatte sie derartige Flammen gesehen aber irgendwie hatte sie sich bereits damit abgefunden, dass es im Moment weitaus wichtigere Dinge gab als der Ursprung des blauen Feuers.

Bald kam sie an eine Weggabelung und spähte zuerst in den Gang zur ihrer Linken hinein. Dort brannten jedoch keine blauen Fackeln an den Wänden, aber irgendetwas war dort in der Dunkelheit. Sie spürte etwas. Die Anwesenheit von jemandem. Das Gefühl kam ihr unwirklich vertraut vor, jedoch konnte sie es nichts und vor allem auch nicht jemandem zuordnen.

Wie in Hypnose trat sie näher auf den schwarzen Schlund zu. Ein Schritt nach dem anderen. Tiefer und immer tiefer in das endlose Dunkel. Plötzlich schoss ein Schmerz durch ihren Körper und ließ sie gegen die kalte Wand stolpern. Keuchend stützte sie sich an dem unebenen Stein ab. Nun wurde ihr zudem auch noch schwindelig und wirre Stimmen drangen an ihr Ohr. Doch konnte sie keine Worte verstehen, nur das anwachsendes Unwohlsein in ihrem Körper. Panik stieg in ihr auf. Sie wollte umkehren, doch konnte sie nicht erkennen aus welcher Richtung sie gekommen war. Wie in Trance stolperte sie schließlich an die Wand gelehnt in eine Richtung. Ein paar Mal stolperte sie beinahe und schürfte beim Versuch sich an dem rauen Stein festzuhalten ihre Hände und Arme auf. Allerdings spürte sie den Schmerz kaum durch den benebelnden Schleier, der über ihr lag.

Ganz unverhofft spuckte der schwarze Gang sie aus und sie stand wieder in einem in blaues Licht getauchten Gang. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob dies derselbe Gang war aus dem sie gekommen war aber im Moment war sie einfach nur froh wieder etwas sehen zu können.

Langsam spürte sie ihren Körper wieder und somit auch die Schmerzen der offenen Wunden. Rote Striemen zogen sich über ihre Arme und Beine, einige waren bloß harmlose Kratzer andere jedoch tiefe Schnittwunden. Sie presste ihre Zähne zusammen und zog scharf die Luft ein.

Nach einer Weile blickte sie zurück in die Dunkelheit und erneut bahnte sich dieses merkwürdige Gefühl von Panik und Angst heran. Doch bevor es erneut über sie herfallen konnte machte sie kehrt und rannte los. Angetrieben durch Adrenalin und dem Wunsch endlich aus diesen verfluchten Höhlen herauszukommen.

Was hätte sie im Moment dafür gegeben in den Echohöhlen zu sein, anstatt hier. Dort hätte sie wenigstens gewusst wie zu handel wäre.

Sie rannte so schnell sie konnte, immer darauf bedacht dem blauen Licht zu folgen.

Als sie um eine Biegung trat stand plötzlich eine dunkle Gestalt vor ihr. Abrupt stoppte sie und stützte ihre wunden Hände keuchend auf ihre Oberschenkel ab. In dem flackernden Licht konnte Avis nicht genau erkennen um wen es sich handelte, jedoch spürte sie eine gewisse Vertrautheit ihr gegenüber.

„Averil Jones", begann die Fremde mit einer weiblichen Stimme. Der Klang ihres vollen Namens ließ sie aufhorchen. „Du wurdest erwartet."

Avis fragte sich, ob sie noch irgendetwas anderes zu hören bekam. „Das hörte ich bereits, aber bitte, nennen Sie mich nicht bei diesem Namen", entgegnete Avis.

Die Fremde lachte kurz auf: „Ach ja, ich vergaß. Du legtest deinen Namen schon vor einigen Jahren ab, habe ich Recht? Avis Stracany, lautet er nun, wenn ich mich nicht irre..."

Ein wenig verwirrt, dass diese Dame so viel über sie wusste, unterbrach Avis sie: „Entschuldigen Sie, wer genau sind Sie, aber vor allem: wer erwartet mich?"

„Oh, das wäre dann wohl meine Wenigkeit! Aber alles zur seiner Zeit. Du wirst zuerst einmal hier herauskommen müssen..."

Wiederum wurde sie von Avis unterbrochen: „Der Herr diesen Ortes sagte mir, dass der blau erleuchtete Tunnel mich zu den Antworten auf meine Fragen bringen würde."

Avis spürte wie die Dame lächelte. „Ich meine nicht nur diesen Tunnel, Liebes! Ich meine die Unterwelt. Dafür brauchst du ein klein wenig mehr, als nur diesen Tunnel und ein wenig Licht. Du brauchst dein Unerledigtes Geschäft, vielmehr sollst du es lösen und beseitigen. Dann erst kann ich dir alles erzählen!", erklärte sie. Dann trat sie an Avis vorbei und verschwand um die Ecke um die Avis zuvor gerannt war. Dabei hatte Avis noch so viele Fragen. Deshalb folgte sie ihr, doch als sie ebenfalls um die Ecke trat war die fremde Dame verschwunden. Der kahle lange Gang lag vor ihr ohne die geringste Spur von jemandem.

Kopfschüttelnd und verwirrt folgte sie weiter dem Tunnel. Ein Unerledigtes Geschäft also. Woher sollte sie wissen, was ihres war? Sie beschloss trotzdem erst einmal aus diesem Tunnelsystem heraus zu gelangen. Und dann Antworten zu finden. Hoffentlich.

Once Upon A Time - Losing AverilWhere stories live. Discover now