Gebrochene Herzen

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Milah war nicht mehr nach Hause gekommen. Avis hatte viele Stunden gewartet, bis sich in ihr der Verdacht breit machte, dass Milah niemals wieder kommen würde. Dies war nicht Milahs Haus, es war ihres. Es gab keinen Zweifel daran. Die Kleidung, die wie für sie gemacht ordentlich in dem Schrank gelegen hatte, die spärliche Möblierung. Alles wies erneut auf die Machenschaften der unbekannten Dame hin. Die unbekannte Frau, die ganz Underbrooke im Griff hatte, inklusive Hades.

Langsam schlenderte sie durch die Straßen. Nun bemerkte sie die verstohlenen Blicke, die die anderen Bewohner ihr im Vorbeigehen zuwarfen. Auch gingen die meisten ihr aus dem Weg. An der breiten Hauptstraße blieb sie erneut vor dem hell erleuchteten Diner stehen. Jedoch entschloss sie sich nach langem Zögern dazu nicht noch einmal hinein zu gehen. Als sie sich vom Tor abwendete und die Straße entlanglief, fiel ihr auf, dass sie sich auf der Straße befand, die aus der Stadt führte.

Sie blickte auf und erstarrte, als sie die große schlaksige Gestalt erkannte, die auf sie zu kam. Auch der Junge blieb stehen, dann verzog sich sein Gesicht zu einem Grinsen und er kam mit großen Schritten auf sie zu. Kurz vor ihr blieb er stehen. Sie sahen sich an und dann fiel Avis ihm um den Hals.

„Felix!", flüsterte sie.

Er drückte sie fester an sich. „Ja, ich bin es tatsächlich. Du warst am morgen fort. Pan dachten zuerst, dass du zurück zu Killian bist aber...", er stockte und schob sie von sich weg. „Avis, es tut mir so leid!"

Sie schüttelte langsam den Kopf. „In gewisser Weise war ich bei Killian. Er hat mich...umgebracht."

„Unmöglich!", unterbrach er sie. „Ich habe ihn und die Anderen die ganze Nacht beobachtet. Er hat das Lager der Retterin nicht auch nur für eine Minute verlassen. Außerdem haben wir deine Leiche nie gefunden. Es war der Schatten, der Pan schließlich mitteilte, dass du tot wärst."

Avis starrte Felix nur an. Sie konnte nicht glauben, was er ihr gerade erzählt hatte. Doch dann dämmerte es ihr. „Der Schatten", flüsterte sie.

„Was?", Felix schien sichtlich verwirrt.

„Es war nicht Killian! Ich wusste, dass etwas an dem Bild nicht stimmte, doch konnte ich nie den Finger drauf legen. Jetzt, als du das gerade gesagt hast ist es mir wieder in den Sinn gekommen." Ihre Stimme war schnell und aufgeregt.

Felix packte sie beruhigend an den Schultern. „Was ist dir in den Sinn gekommen?"

Tränen stiegen ihr in die Augen. „Pan hat mich töten lassen und wollte mich denken lassen, es wäre Killian gewesen."

Felix musste schlucken: „Dann sollte das, was ihr dir jetzt zu sagen habe nicht mehr sonderlich erschütternd sein." Er sah sich um: „Gibt es hier einen Ort, an dem wir ungestört reden können?"

Sie hatte Felix zu Milahs Haus, beziehungsweise ihrem Haus, geführt. Nun saßen sie dort auf dem Sofa, wie sie und Milah Stunden zuvor.

„Was wolltest du mir nicht draußen erzählen?", fragte Avis.

„Nachdem du weg warst hat Pan darauf bestanden alles trotzdem genauso zu machen, wie er vorher gesagt hatte. Im Schädelfelsen ist es dann unerwartet zur Konfrontation mit den Anderen gekommen. Ich war nicht selbst dabei aber Henry hat sein Herz nicht gegeben, so viel steht fest." Felix stand auf und lief ein paar Schritte im Raum auf und ab. „Sie dachten sie hätten Pan besiegt, ihn in einer Art Dose gefangen und den Schatten haben sie irgendwie im Segel gefangen, um mit der Jolly Roger fliegen zu können. Ich bin mit ihnen mitgegangen, genau wie Harlow und Devin und ein paar der Jüngeren."

„Und der Rest? Sind sie...?", fragte Avis vorsichtig nach.

Felix unterbrach sie hastig: „Nein, nicht doch! Sie leben noch, jedenfalls taten sie das, als wir Neverland verließen. Sie wollten einfach dort bleiben. Ich hätte ebenfalls bei ihnen bleiben sollen."

„Wieso? Was ist passiert?"

Felix setzte sich wieder. „Auf dem Schiff kam Pan zu mir. Er war irgendwie in Henrys Körper gelangt. Er sagte, er habe einen Plan, ich müsse nur mitspielen..."

Avis atmete scharf ein: „Das hast du gemacht?"

„Avis, ich hätte auf dich hören sollen! Was du vor ein paar Tagen am Strand zu mir gesagt hast, das wir nur Mittel für Pan sind... Er hat mich einsperren lassen. Ich war in einer dreckigen Zelle eingesperrt, während er im Körper von Henry munter durch Storybrooke lief." Er schnaubte verächtlich.

„Du hast ihm selbst dann noch geglaubt?" Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage.

Felix stützte seinen Kopf in die Hände. „Irgendwann kam er dann und hat mich befreit. Er hatte Zutaten für einen Fluch mit dem er ein neues Neverland in Storybrooke erschaffen wollte. Ich sagte ihm noch, dass ich immer wusste, dass er gewinnen würde." Er seufzte und schloss die Augen. „Eine Zutat nach der anderen hat er in diesen Brunnen geworfen, doch dann hatte er inne gehalten. Ein mulmiges Gefühl stieg in mir hoch, als ich fragte ob noch etwas fehlen würde."

„Was war es, das fehlte", hakte Avis nach und legte Felix eine Hand auf die Schulter.

„Das Herz dessen, was er am meisten liebe."

Avis spürte, wie sie zu zittern begann.

„Ich dachte er meinte seinen Sohn aber als ich nachfragte erklärte er nur, dass er ihn nie geliebt habe. Mein zweiter Gedanke galt dir." Er sah sie an.

„Was hat er gesagt?"

„Früher einmal."

Avis presste ihre Zähne zusammen und kämpfte gegen die Tränen an. Im Grunde hatte sie es gewusst aber sie hatte so sehr daran geglaubt, dass Pan sie wirklich liebte. „Erzähl bitte weiter."

Felix schaute zu Boden. „Er begann mir zu erklären welche Gründe es für Liebe gäbe. Loyalität und Freundschaft."

„Du hast immer zu ihm gehalten und niemals auch nur im Geringsten hinterfragt."

Er nickte nur. „Genau das hat er auch gesagt und da wusste ich es. Avis ich hatte so schreckliche Angst. Er hat mir einfach mein Herz herausgerissen und...", seine Stimme brach ab.

Sie konnte sich gut vorstellen, was dann passiert war. Schweigend saßen sie nebeneinander.

„Ich vermute, er hat es geschafft. Peter Pan scheitert nie", flüsterte er noch in die Stille hinein.

Once Upon A Time - Losing AverilWhere stories live. Discover now