Ein besserer Ort

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Diesmal war sie es, die unruhig in dem Zimmer auf und ab lief und ihre Hände knetete während Felix auf einem der Barhocker saß und sie dabei beobachtete. Sie hatte sich nach dem Wiedersehen mit Pan doch noch dazu entschlossen Felix alles zu erzählen, inklusive allem, was sie über die unbekannte Dame wusste.

Nach langen Minuten, in denen nur das Knarren der Holzdielen unter ihren Füßen zu hören war, blieb sie stehen und fuchtelte mit den Armen durch die Luft: „Ich kann nicht so tun, als wüsste ich nicht, was er getan hat. Aber ich kann auch nicht einfach zu ihm hingegen und es sagen. Ich habe das Gefühl, dass ich ihn brauchen werde. Ich meine dieses Unerledigte Geschäft. Es hat etwas mit meinen Brüdern..."

„Ich frage mich, was seines ist", warf Felix ein und ließ Avis mitten im Satz verstummen.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und begann wieder auf und ab zu laufen: „Ich dachte früher immer, ich kenne ihn und auch als er mir Dinge verschwieg dachte ich, ich kenne ihn genug. Doch wie sich herausstellt kenne ich ihn gar nicht."

„Wenn du ihn nicht kennen würdest, wüsstest du nicht, wie man mit ihm spricht."

Avis nickte.

„Du hast nur nie an die ganzen Dinge gedacht, zu denen er fähig sein könnte. Da gibt es einen Unterschied. Ich zum Beispiel dachte immer nur, er gewinnt, wird immer gewinnen. Für uns. Aber er hat nur für sich gewinnen wollen, denn genau wie du sagtest sind wir nur Figuren in seinem Spiel."

„Ich weiß, du hast ja recht."

Felix fasste sie am Arm und stoppte sie: „Allerdings wissen wir, dass wir nur Figuren sind. Zeit endlich das Team zu wechseln." Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.

Plötzlich waren sie in eine Rauchwolke gehüllt und standen Sekunden später in einer sehr großen Höhle. Genau vor ihnen klaffte ein tiefer Abgrund über dessen Mitte eine Art Steg hing.

„Immer wieder eine freudige Nachricht, wenn man davon erfährt."

Avis und Felix fuhren herum.

„Was soll das sein und wer sind Sie?", fragte Felix.

„Wir hatten noch nicht das Vergnügen, mein Name ist Hades. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, Junge, ich begrüße nicht jeden der hier ankommt persönlich."

„Felix."

Hades gestikulierte wild mit der Hand. „Wie dem auch sei, ich sehe, ihr seid etwas überrascht." Er deutete hinter Avis und Felix zum Abgrund. Als sie sich umdrehten war es nicht bloß ein Steg, der über der Mitte endete, sondern eine Brücke, die sich in großen weißen Wolken verlor.

„Was ist das?"

„Ihr wisst es also tatsächlich immer noch nicht? Der Junge..."

„Felix", warf Felix erneut ein.

Blaue Flammen schossen aus Hades Kopf empor. Jetzt sah er wieder so aus, wie vor ein paar Tagen. „Unterbrich noch einmal den Herren der Unterwelt und ich überlege mir die Sache mit deiner Erlösung noch einmal!" Dann beruhigte er sich wieder: „Nun gut. Dein Unerledigtes Geschäft ist gelöst, Glückwunsch, du darfst zu einem besseren Ort aufsteigen", sagte er halbherzig und Avis wurde das Gefühl nicht los, dass er von seinen Aufgaben als Herr der Unterwelt gelangweilt und sogar genervt war. „Worauf wartest du noch, los!"

Felix starrte von Avis zu der Brücke und wieder zu Hades. „Was war mein Unerledigtes Geschäft? Ich bin erst wenige Stunden hier, wie ist das möglich?"

„Zeit hat hier unten nichts zur Sache, wie du sie nutzt zählt. Und du hast geschafft, was die wenigsten dieser verdammten Seelen schaffen. Du hast mit der Vergangenheit abgeschlossen, dich von jemandem abgewendet, den du zwar geliebt hast aber der genau diese Liebe ausgenutzt hat, um seine Ziele zu erreichen." Hades atmete einmal tief durch. „Reicht das an Gefühlsduselei?"

Felix wandte sich nun Avis zu: „Scheint, als wäre es doch nicht so schwer", er lächelte leicht. Avis fiel auf, dass sie Felix noch nie so ehrlich lächeln gesehen hatte.

„Ja, scheint so."

„Wir werden uns wiedersehen, versprochen?"

Sie zog ihn in eine feste Umarmung und flüsterte: „Ganz bald, Felix. Versprochen. Und jetzt geh schon", sie löste sich von ihm und schob ihn in Richtung der Brücke.

Kurz bevor er hinter den Wolken verschwand sah er sie noch einmal an lächelte dabei immer noch.

Es war sicherlich kein neues oder gar besonderes Ereignis gewesen. Jedoch lag etwas in seinem Blick, das sie nicht ganz zuordnen konnte.

„Sie hat mir zwar verboten dir etwas anzutun, aber ich muss gestehen, du bringst mir jetzt schon viel zu viel Unruhe in meine schöne Stadt."

„Sie meinen die Stadt, die Sie nach Storybrookes Ebenbild erbaut haben? Sie waren nie dort, habe ich recht? Was liegt Ihnen an einer Küstenstadt?"

Er trat an sie heran und deutete mit einem Finger auf sie: „Siehst du, genau das meine ich." Er machte eine Handbewegung und eine Rauchwolke umgab Avis.

Als der Rauch sich lichtete, ragten Gitterstäbe zwischen ihr und Hades empor. Sie sah sich um und erkannte, dass sie in einer Zelle stand.

Mit einem amüsierten Ausdruck im Gesicht begann Hades: „Ich glaube dies hier ist ein besser Ort für dich." Dann verschwand er.

Nur das schwache Licht einer Fackel erhellte den Gang ein wenig. Weitere Zellen reihten sich nebeneinander auf, doch sie alle waren leer. Sie war völlig allein. Erschöpft glitt sie an der kalten Wand herunter. Sie musste erst einmal verstehen was überhaupt passiert war. Innerhalb von wenigen Minuten war so vieles passiert. Hades hatte gesagt, dass Zeit hier keine Rolle spielt. Wie lange konnte er sie hier gefangen halten, bevor die unbekannte Dame ihn zwang sie frei zu lassen? Sie hoffte bloß, dass es nicht allzu lange dauern würde.

Once Upon A Time - Losing AverilWhere stories live. Discover now