Erwartet

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Sie schlug die Augen auf und blinzelte ein paar Mal, bevor sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dennoch konnte sie kaum ihre Hand vor Augen erkennen. Sie lag auf kaltem, glattem Steinboden, ein Schauder lief ihr über den Rücken. Ihr erster Gedanke war Neverland. Dies war nicht Neverland, auf gar keinen Fall war dies der Ort an dem sie Jahrzehnte verbracht hatte.

Langsam stemmte sich Avis vom Boden auf. Mit etwas wackeligen Beinen stand sie nun dort in der schier endlosen Dunkelheit und dann fiel es ihr ein: Sie war tot. Killian, ihr eigener Bruder, hatte sie erstochen. Er hatte es getan, um sie davon abzuhalten bei Peter zu bleiben. Sie fasste sich an die Brust, an genau die Stelle an der sie sein Schwert gespürt hatte. Sie keuchte auf und stolperte ein paar Schritte rückwärts, fasste sich mit einer Hand an die Stirn. Warum war sie nun quicklebendig an diesem Ort? Was war genau passiert? Verwirrt drehte sie sich auf der Stelle und versuchte verzweifelt zu erkennen wo sie sich befand. So vieles schwirrte durch ihren Kopf. Die kleine Lichtung. Kilian mit seinem Schwert. Sie stutzte und blieb in mitten ihrer Bewegung wie erstarrt stehen. Das war es gewesen. Er hatte kein Schwert bei sich getragen, als er auf die Lichtung trat. Es war aus dem Nichts einfach aufgetaucht. Sie kniff die Augen zusammen, um sich zu erinnern. Kurz bevor er sie getötet hatte, war ihr etwas bewusst geworden. Sie hatte es aussprechen wollen, doch hatte sie die Worte nicht mehr über die Lippen bringen können. Sie versuchte tiefer in ihre Erinnerungen zu gelangen. Es war undeutlich. Eine Art Schleier über ihren Erinnerungen.

Plötzlich hörte sie Schritte näher kommen und hielt die Luft an, ihre Gedanken verflogen mit einem Mal. Dann sah sie auch einen seltsam bläulichen Lichtschein. Nun konnte sie etwas mehr von dem Ort erkennen. Der Ort, an dem sie erwacht war obwohl sie tot sein sollte.

Es war eine riesige Höhle und auf sie zu kam nun ein Mann mittleren Alters in einen schwarzen Anzug gekleidet, einem Grinsen im Gesicht und zu ihrem Erstaunen trug er bläuliche Flammen auf dem Kopf. „Du wurdest bereits erwartet! Mein Name ist Hades, ich bin der König des ganzen hier...", stellte er sich vor und machte eine wedelnde Handbewegung.

Avis schluckte. „Warum werde ich erwartet?", begann sie. Sie hatte unendlich viele Fragen, doch diese war die einzige, die sie hatte aussprechen können.

Der Mann namens Hades winkte ab: „Das wirst du schon früh genug erfahren, ich weiß es auch nicht genau um ehrlich zu sein", ein bitterer Unterton schwang in diesem Satz mit. „Das einzige, was mir zugetragen worden ist, dass du mir behilflich sein wirst!". Er klang alles andere als erfreut.

„Von wem zugetragen? Wo bin ich hier? Was ist das hier? Wie bin ich hierhergekommen? Wobei soll ich Ihnen helfen? Was geht hier vor sich?", bombardierte sie ihn nun doch mit all den Fragen, die ihr durch den Kopf schwirrten. Offensichtlich war sie in einem anderen Land, doch welchen Bezug hatte es zu Neverland?

„Fragen, Fragen, immer diese ganzen Fragen." Er seufzte nur, trat zur Seite und deutete in den Gang aus dem er zuvor getreten war. Mit einem Grinsen im Gesicht erleuchtete er die Fackeln im Gang mit einer einfachen Handbewegung. „Du wirst die Antworten auf deine Fragen finden! Folge einfach dem erleuchteten Weg und komme wieder hierher, wenn du sie gefunden hast!", mit diesen Worten verschwand Hades in einer züngelten blauen Flamme und Avis blieb alleine zurück.

Immer noch sichtlich verwirrt drehte sie sich auf der Stelle und betrachtete die Höhle, die nun in das bläuliche Licht der Fackeln getaucht war, das aus dem Gang herausquoll. Sie war leer und hatte eine hohe gewölbte Decke. Auch war der Tunnel der einzige Zugang und ihr einziger Ausweg, wenn sie herausfinden wollte, was es mit der ganzen Sache auf sich hatte.

Once Upon A Time - Losing AverilWhere stories live. Discover now