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Na, habt ihr schon in meinem "Ihr seid gefragt"-Buch abgestimmt, welches Buch von mir, ihr als Hörbuch haben würdet? :) Wenn nicht, dann wird's aber Zeit! :D

Annemarie

Sergeant Pattons, Joseph, Walt und ich hielten uns hinter einer Garage versteckt. Hinten, weit entfernt von dem Rest der Truppe, denen man von hier beim Sterben zusehen konnte. Wir standen sehr lange hier und mit jeder weiteren Minute, bekam ich es mehr mit der Angst zu tun.

Ich konnte von hier beobachten, wie Harry mit anderen Soldaten auf das Dach eines Hauses kletterte. Aber dann wurde mir durch Sergeant Pattons die Sicht verboten, weil er uns hinten rum durch die Stadt jagte.

Es war das reinste Chaos, auch wenn das eigentliche Chaos hunderte Meter von uns entfernt herrschte. Ich stellte mir ständig vor, dass Annel bereits erschossen wurde. Liam, Louis, Keith, Harry. Alle hätten schon jetzt tot sein können. Ich hatte Sergeant Pattons Stunden vor dem Angriff angefleht, Annel mit uns zu nehmen, aber er hatte es abgelehnt, indem er meinte, sie sei eine Last für unsere kleine Gruppe. Er wollte meinen Vater finden und sich nicht um irgendwelche kleinen Mädchen scheren.

„Sie müssen irgendwo versammelt sein", sagte Sergeant Joseph nachdenklich vor sich hin, während wir uns durch eine leere Gasse in die nächste Straße schlichen.

Auch wenn wir schon weit vom eigentlichen Kampf entfernt waren, hörte man noch die Leidensschreie und Schüsse der Männer. Meine Gedanken waren ohne Umschweife bei Harry und Annel.

Ich sah mich in der Gegend um. Selbstverständlich kam mir all dies bekannt vor, schon als Kind hat mein Vater mich mit nach Halle genommen, aber ich konnte mich einfach nicht entsinnen, wo seine Arbeitsstelle gewesen sein sollte.

„Dorner", sprach Sergeant Pattons mich an, der mit schnellen Schritten vor mir lief. Man merkte ihm die Unruhe an. „Versuch dich zu erinnern. Gib uns irgendeine Richtung, ein kleiner Erinnerungsfetzen, irgendetwas."

„Ich versuche es ja", versuchte ich ihnen zum dritten Mal meine Situation zu beschreiben. „Ich weiß noch, dass vor dem Arbeitsgebäude meines Vaters die Statue eines Hengstes stand."

„Ein Hengst", brummte Pattons unzufrieden.

„Wir müssen uns jemanden suchen, der aussieht, als könnte er Ahnung haben", warf Walt ein. „Dem müssen wir nur die Fresse polieren, dann wird er sprechen."

Sergeant Joseph murrte. „Endlich sagt das Arschloch auch mal was Effektives."

Es dauerte eine Weile, bis wir einen deutschen Soldaten abfangen konnten. Er sah noch relativ jung aus, aber hatte trotzdem versucht, uns zu erschießen. Jedoch gelang es Sergeant Pattons schnell, ihn zwischen die Finger zu bekommen und schlug ihm nun zum dritten Mal mitten auf die Nase.

„Frag ihn noch einmal, Annemarie!", keifte er mich währenddessen an. „Wo ist der Sitz der Offiziere?"

Unweigerlich tat ich, was er von mir verlangt, woraufhin der Soldat nur böse die Lippen aufeinanderpresste. Wie so oft.

„Nun gut." Sergeant Pattons holte sein Messer aus seinem Gürtel und rammte es – ohne zu zögern – in den Oberschenkel des Deutschen, der vor Pattons saß.

Der Deutsche schrie wie am Spieß, aber Sergeant Pattons hielt ihm den Mund zu.

„Was ist jetzt, hm?", zischte er. „Sag uns, wo ich diesen beschissenen Flachwichser von Dorner finden kann!"

Schnell sagte ich auf Deutsch: „Sie lassen dich laufen, wenn du uns einfach nur sagst, wo wir Oberoffizier Wolfang Dorner finden können. Bitte!"

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