98.

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Guess who's back! ME! Die Prüfungzeit ist erst mal rum und habe sie mit einer guten 1- vollendet! Urlaub in Barceloan ist auch vorbei (leider) und deeeeeswegen geht's weiter! Und oben noch ein tolles Bild von Harry wie er um nialler trauert :(
(Weiß leider nicht, wie du auf wattpad heißt, ich find dich irgendwie nicht ;D) HAVE FUN UND SORRY; DASS NICHTS KAM; ABER ICH LIEBE EUCH IMMER NOCH; OK?

Harry

Tatsächlich brauchte es zwei Männer, um mich von Pattons fernzuhalten. Ich zog und riss, um mich aus Keiths und Josephs Griffen zu befreien.

„Harry, das macht keinen Sinn!", presste Keith zwischen seine Zähne hervor, der versuchte von hinten seinen Arm meinen Brustkorb zu legen.

Aber für mich machte es Sinn, deswegen ließ ich mich weiterhin von Pattons Visage provozieren, der noch immer auf seinem Hocker saß und mir apathisch in die Augen blickte.

„Was ist?", schrie ich ihm entgegen, derweil Joseph sich meine beiden Arme krallte. „Sie lassen mal wieder ihre Männer sich beschützen, weil sie genau wissen, ich würde sie sofort umbringen!"

„Leutnant!", rief Joseph an Stelle von Pattons und setzte meinem Widersetzen schließlich ein Ende. Gezielt zog er mir ein Bein weg und ließ mich unsanft auf die Knie fallen, um mich dann mit dem Gesicht voran zu Boden zu drücken. „Beruhige dich! Er ist nicht dein Feind!"

Ich wollte mich aufrichten, aber ich hatte keine Chance. Joseph hatte sein Knie in meinem Schulterblatt und seine Hände in meinem Nacken. Es war Folter, mich nicht bewegen zu können, obwohl alles in mir danach verlangt, Pattons die Zähne auszuschlagen.

Unser aller Sergeant und gleichzeitig Peiniger erhob sich von seinem Hocker. Er kam mir einen Schritt näher, worauf ich zu ihm hinauf blickte. Dennoch müsste er blind gewesen sein, wenn er den tiefen Hass in meinen Augen nicht erkennen konnte. Ich war es satt, von unten zu ihm hinauf zu blicken.

„Weißt du, Leutnant Styles", sprach er zu mir hinab, und das mit fast tauber Miene. „Ich hätte es dir gegönnt, mich schlagen zu können. Wirklich. Aber, weißt du noch etwas?" Er deutete auf seinen Hals. „Sieh dir deinen Hals an. Nicht ich habe dir diese Schusswunde verpasst, sondern er." Nun zeigte er auf Joseph. „Und weißt du, was das noch bedeutet?" Pattons kniete sich vor mich. „Andere schießen für mich, also sterben auch andere für mich. Wenn Horan sich die Kugel gibt, bevor er sich beweisen kann, dann ist er ein Schwächling. Das ist nun mal so. Wenn dein kleiner Freund Louis dich und das Miststück verrät, weil er für andere schießt, dann ist das nun mal so. Und auch wenn Leutnant Payne dich in diesem Krieg alleine lässt, obwohl er doch so eine große Konstante für dich war ...Tja, dann ist das nun mal so."

Pattons seufzte schwer.

„Ich hätte es dir wirklich, wirklich von Herzen gegönnt, mir die Fresse zu polieren, Leutnant. Du hast so viel mitgemacht. Schon als dein verkackter Sergeant Pepper gestorben ist. Es ist nicht einfach, all diejenigen zu verlieren, die einem alles bedeutet haben, nicht wahr?
Aber du wirst immer gegen mich verlieren. Das ist nun mal so."

Er stand wieder auf und richtete seinen Kragen. Josephs Druck auf meinem Rücken ließ langsam nach. Erst jetzt sah ich, wie viele weitere Männer nun um uns herum standen. Der große Konflikt hier, machte wohl viele aufmerksam.

Also wand sich Pattons diesmal an alle, indem er sagte: „Leutnant Styles ist der Beweis dafür, dass man vergessen kann, wer der wahre Feind ist, Kameraden. Wir ficken keine deutschen Weiber und wir bekämpfen uns nicht gegenseitig – wir bekämpfen die da." Er zeigte in Richtung der Stadt. „Sie sind die, die uns den schrecklichsten Tod bescheren wollen. Aber wir können und wir sind stärker als sie, solange wir nicht vergessen, gegen wen wir hier Krieg führen. Gegen die Deutschen!"

Die Männer nickten motiviert und Gemurmel machte sich breit.

„Und deswegen machen wir sie morgen kalt! Niemand hier macht einen Rückzug, niemand heult die ganze Nacht und vor allem erschießt sich niemand, weil er Angst hat! Der nächste, der sich die Kugel gibt, dessen Leiche wird von jedem hier geschändet!"

Es wird gelacht und gejubelt. Joseph lässt mich los, denn ich wehre mich schon lange nicht mehr. Pattons dreht sich zu mir um, als ich mich - mir die Brust reibend – aufrichte.

„Siehst du das?", sprach der Sergeant mit schiefem Grinsen zu mir. „All diese Männer schießen, weil ich es ihnen sage. Weil sie verstanden haben, was hier draußen passiert. Eigentlich schade, dass du keiner von ihnen bist, denn ich bin mir sicher, würdest du so sein wie sie, wäre dir Pepper damals nicht durch die Finger geglitten."

Und dann lässt er uns hier stehen, die anderen Soldaten tuen es ihm gleich. Ich starrte ihm zornig hinterher. Bis zu meinem Lebensende bereute ich es, ihm nicht hinterhergerannt zu sein und das Genick zu brechen.

„Du bist vollkommen übergeschnappt", fauchte Joseph hinter mir, worauf ich mich an ihn wendete. Er war stinksauer. „Willst du das komplette Platoon gegen dich aufhetzen? Du weißt, sie hören auf jedes Wort von Pattons und sie würden dich killen, wenn er es ihnen befiehlt!"

Ich konnte nur den Kopf schütteln, als ich Joseph so wütend da stehen sah. Er hatte für mich keinen Grund, denn im Endeffekt ist er genauso wie all die anderen. „Sie meinen, so wie sie es tun würden, wenn er es Ihnen befehlen würde?"

Sofort verstummte der alte Mann. Seine Fäuste waren geballt, seine Lippen fest aufeinander gepresst. Mittlerweile hatte er mir oft genug bewiesen, auf wessen Seite er stand, deswegen machte ich mir keine Hoffnungen, er würde mir vielleicht das Gegenteil meiner Aussage beweisen.

Ich ging zu Anne, die mit großen Augen zu uns blickte und hielt ihr meine Hand entgegen, nach der sie direkt Griff und aufstand. „Tun Sie nicht so, als würden Sie mich vor irgendetwas oder irgendwem schützen wollen. Wie Pattons schon sagte: Sie schießen für ihn. Nicht für mich. Lieber schießen Sie mir entgegen." Ich deutete auf meinen verwundeten Hals.

Anne ließ zu, dass ich sie in Richtung meines Zeltes zog. Als letztes sagte ich noch: „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tod für den morgigen Tag."

An diesem Tag starb so viel in mir, dass ich das Gefühl hatte, noch bevor wir morgen in Halle kämpfen konnten, meinen letzten Herzschlag zu machen.

Annel lag bereits in meinem Zelt, als wir es betraten, was mich zwar verwunderte, dennoch hinterfragte ich es nicht. Sie schlief. Anne legte sich leise neben sie und strich ihr über den Kopf, als ich mich neben Anne fallen ließ.

Tatsächlich hatte ich Angst die Augen zu schließen oder die Stille um mich herum passieren zu lassen. Ich wollte nicht realisieren, dass Liam und Niall nicht mehr waren. Ich wollte auch nicht realisieren, dass ich morgen mein Leben lassen würde.

Mein Blick war durchgehend starr an die Decke gerichtet, als sich Anne an mich heranrückte.

Ganz leise flüsterte sie: „Ich liebe dich, Harry."

Ich empfand so viel, dass ich beinahe daran erstickte, als ich in Annes himmelblaue Augen schaute. Sie waren glasig.

„Und ich werde dich auch dann lieben, wenn wir tot sind."

Worauf ich sagte: „Ich würde dich zu meiner Frau machen, wenn wir uns zu einer besseren Zeit getroffen hätten."

„Und ich würde für immer deine Frau bleiben."

Dann küssten wir uns. Nicht lange, aber ehrlich. Es war ein bedrückendes Gefühl, die Frau zu küssen, die man liebte, aber irgendwann loslassen muss.

Es war ein bedrückendes Gefühl in diesem Krieg zu sein.

Es war ein bedrückendes Gefühl zu wissen, man würde seinen zwei einzigen Freunden in das Jenseits folgen.

Ich schloss meine Augen, als Anne ihren Kopf auf meiner Brust ablegte.

Ich atmete.

Ich atmete.

Ich atmete.

Ich sagte mir, ich würde eine ruhige letzte Nacht haben.

Ich atmete.

Und träumte nicht von Liam, nicht von Niall, nicht von Pattons oder meiner Familie. Denn ich hatte eine ruhige letzte Nacht.

My Own LiberatorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt