130.

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Dieser Moment, wenn man ENDLICH ein Kapitel hochladen will, aber Wattpad einen plötzlich verarscht.

Annemarie Dorner

„Wie Sie wünschen, Sir", sagte der Keller und ging.

Ich legte meine Hände übereinander und konnte mir kein Kichern unterdrücken. „Ich habe ein De jávú."

„Oh, du etwa auch?", meinte Harry und atmete schwer ein und aus. „Entschuldige, aber ohne wenigstens ein bisschen Alkohol, kann ich mich heute Abend nicht konzentrieren."

„Woran liegt das?"

„Ich bin nicht der Einzige Mann, dem es in diesem Restaurant so gehen wird."

Verwirrt neigte ich den Kopf.

Mit einem erhobenen Mundwinkel, ließ er seinen Blick unauffällig durch den Raum wandern. „Es ist, als würden sie bereits Pläne schmieden, wie sie dich mir heute Abend wegnehmen."

„Du redest doch Schwachsinn", sagte ich leicht peinlich berührt und fing instinktiv wieder an, die Ärmel des Kleides auf meine Schultern zu zupfen. Plötzlich fühlte ich mich von allen Seiten angestarrt.

„Tu das nicht", unterbrach Harry mit gerunzelter Stirn meine Handgriffe. „Es gibt keinen Grund, dich unwohl zu fühlen."

Seufzend ließ ich meine Hände zurück auf die Tischplatte sinken. Ich sollte die missbilligenden Blicke der anderen Frauen einfach ignorieren. Ich kannte hier niemanden und würde sie alle nie wieder treffen. Heute sollte sich doch alles nur um Harry und mich drehen.

Der Kellner brachte uns die gewünschte Flasche Wein und schenkte uns beiden ein Glas ein. „Für das schönste Paar im Restaurant", lächelte er freundlich und stellte die Flasche zwischen uns, worauf er auch schon wieder ging.

„Das sagt er doch bestimmt bei jedem zweiten Tisch", bemerkte ich.

„Womöglich." Harry nahm sein Glas in die Hand und hielt es mir entgegen, worauf ich das Gleiche tat. Ein angedeutetes Lächeln präsentierte sich mir. „Auf einen angenehmen Abend."

„Und auf all die Fragen, die ich mir den ganzen Tag verkniffen habe."

„Oh, du hast ja keine Ahnung, wie viele ich davon habe."

„Du warst tot, ich denke, ich habe ein paar Fragen mehr."

Schließlich konnte sich der schöne Mann mir gegenüber kein amüsiertes Grinsen mehr verkneifen. „Ich denke, du hast gewonnen."

Wir stießen an und tranken den ersten Schluck des Weines. Er schmeckte anders als in Deutschland. Irgendwie intensiver und ungemein köstlicher.

Harry stellte das Glas ab, leckte sich über die Lippen und faltete seine Hände auf dem Tisch. Und die erste Frage, die er stellte, war: „Wie sieht dein Leben seit den letzten vier Jahren aus?"

Damit war ich die erste, die anfing seine Fragen zu beantworten. Ich nahm kein Blatt vor den Mund. Ich erzählte ihm von Samuel und wie er mir, kurz bevor ich nach Amerika gereist war, einen Heiratsantrag machte.

Harry fragte mich, ob ich denn überlegt hatte Ja zu sagen, doch das verneinte ich sofort. Als ich ihm dann offenbarte, dass ich mich vor Samuels Füßen übergab, musste er schadenfroh lachen und dann war Samuel kein Thema mehr. Ich hielt es nicht für nötig, Harry zu erzählen, was er mir bei unserem letzten Treffen angetan hatte, das hätte nur die Stimmung kaputt gemacht.

Außerdem fragte Harry nach Annel und wie es ihr erging. Sein Gesichtsausdruck verriet mir sofort, dass er nicht vergessen hatte, was sie damals erlebt hatte. Ich spürte, dass er noch eine große Reue fühlte, doch ich sagte ihm immer wieder, dass Annel sich großartig entwickelt hatte. Sie war sehr viel selbstbewusster als ich und niemand konnte ihr den Mund verbieten. Das entspannte ihn, wenn auch nur ein wenig.

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