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Ich hatte nicht die Kraft zu streiten. Ich war körperlich sowie seelisch so ausgelaugt dass ich es nicht mehr zustande brachte mich aufzusetzen.

Harold war über mich gebeugt und seine Augen schimmerten weiss. Normalerweise wäre mir jetzt die Angst durch die Adern gejagt doch mein Körper war nicht einmal mehr imstande das nötige Adrenalin dazu zu produzieren.

„Bitte", hauchte ich, bevor meine Augen zufielen.

Obwohl der Boden kalt und hart war spürte ich keinerlei Bedürfnis aufzustehen. Alles was ich wollte war schlafen und nie mehr aufwachen.

Von dem ganzen Schmerz befreit sein.

Vom Leben befreit sein.

Ich spürte eine heisse Träne aus meinem Augenwinkel rollen, wagte es jedoch nicht sie wegzuwischen da ich wusste dass ich mit unmittelbarem Schmerz konfrontiert werden würde wenn ich es täte.

Und so liess er mich einfach liegen.

Verzweifelt. Verstört. Verletzt.

Ich wusste nicht wie lange ich still da lag und die Qual zu ertragen versuchte, wie lange ich versuchte den lähmenden Schmerz aus den scheinbar unendlichen Tiefen meines Körpers zu verbannen, ihn auszublenden, um klar denken zu können.

Warum hatte es ihn so gestört dass ich in seinem Schlafzimmer gewesen war?

Ich starrte auf den hellen Fleck am Boden des Kellers. Das kleine bisschen Mondlicht das durch das Loch in der Decke hier runterkam. Die Staubpartikel tanzten in der Luft und ich versuchte Muster zu erkennen, ihre Bewegungen zu entschlüsseln um mich von den langsam abflauenden Schmerzen abzulenken.

Wie das Leben wohl damals kurz vor der Jahrhundertwende gewesen war?

Harold hatte gesagt dass er verlobt gewesen war. Mit neunzehn. Ganz schön jung, aber meinem Geschichtslehrer zufolge war das damals ganz normal gewesen.

Die Tür zum Keller knallte plötzlich auf und riss mich aus meinen Gedanken. Ich hörte, wie sie gegen die Wand krachte und gleich wieder zuschlug als ich seine geschmeidige Stimme hörte.

„Ich denke das war genug für heute." Harold trat in mein Blickfeld und bückte sich zu mir herunter. Seine Augen waren wieder von einem klaren Grün und seine weissen Zähne strahlten geradezu als er mich anlächelte.

„So, meine Hübsche, wo schmerzt es Euch?"

Ich hasste sein verdammtes Grinsen. Es war so falsch und aufgesetzt.

„Rücken", stiess ich heiser hervor und stöhnte auf als seine kalte Hand mich am Schulterblatt packte und mich gen Boden drückte.

Da spürte ich wie seine Hand den Saum meines Shirts ergriff und es hochzog, so dass mein Rücken entblösst war. Ich machte keinen Mucks. Es war mir zwar etwas unangenehm so viel nackte Haut zu zeigen, aber mal ganz ehrlich, es hätte mich nicht gewundert wenn er eine Art Röntgenblick gehabt hätte und meinen splitternackten Körper sowieso schon gesehen hatte.

Ich kniff die Augen fest zusammen und versuchte normal zu atmen als ich spürte wie seine Lippen ansetzten und eine wohltuende Kälte meinen Körper durchströmte.

Es war einen Tag her seit er mich praktisch am ganzen Körper geheilt hatte. Im Gegenzug für seine Grosszügigkeit hatte er mir einen Lappen und einen Kessel in die Hände gedrückt und mir befohlen mich nützlich zu machen.

Mich nützlich machen stellte sich als putzen des gesamten Hauses heraus, welchem ich mit Vergnügen nachging solange er mich in Ruhe liess.

Und das tat er, von Zeit zu Zeit.

PhantomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt