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Mein Schrei erstickte jäh, als mir die Sauerstoffzufuhr durch das weiche Material des Kissens abgeschnitten wurde, das mir grob ins Gesicht gerammt wurde. Ich strampelte und versuchte mich zu wehren, doch ich blieb erfolglos. Der Druck auf das Kissen wurde nicht im Geringsten verringert und ich spürte, wie die Kraft in meinen Gliedmassen zunehmend schwand.

Ich sah nun nicht mehr schwarz sondern mein Blickfeld wurde von zuckenden, weissen Blitzen vor meinem inneren Auge erhellt, die mit jeder Sekunde mehr verschwammen. Alles begann sich nun zu drehen, ich spürte, wie ich meinen Orientierungssinn verlor, obwohl ich auf einem Bett lag; es fühlte sich so an, als befände ich mich auf einem Karussell das sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit dreht, so als wäre es sein Ziel, mich hinauszukatapultieren. Meine Hände schlossen sich um die Bettlaken in dem verzweifelten Versuch, mich festzuhalten und nicht von der Zentrifugalkraft hinausgedrückt zu werden.

Da ich nun nichts mehr sehen konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als auf das zu achten, was ich mit meinen anderen Sinnen wahrnehmen konnte. Mein Herz pulsierte so heftig, als wüsste es, dass dies seine letzten Züge waren und füllte meinen Körper bis in die hinterste und kleinste Arterie mit adrenalinversorgtem Blut.

In diesem Moment wünschte ich, dass mein Körper es meinem Kopf gleichtun und aufgeben würde, zu kämpfen, doch anscheinend waren meine Instinkte stärker als ich es je gedacht hätte.

In Situationen wie dieser reagierte mein Körper, ohne dass ich es steuern konnte, ich verlor jegliche Kontrolle und für einen Augenblick dachte ich, dass ich, wenn auch nur im entferntesten Sinne nachvollziehen konnte, wie Harold sich fühlte.

Es war, als wären mein Körper und mein Hirn zwei verschiedene Personen, die zwei verschiedene Ziele verfolgten, die gegensätzlicher nicht hätten sein können;

Mein Körper wollte leben.

Mein Kopf wollte sterben.

Die alles entscheidende Frage war hier bloss, wer gewinnen würde.

Es war nicht gesund, so zu leben und auf Dauer würde es bleibende Schäden hinterlassen, dessen war ich mir sicher; ich war mir allerdings unsicher, ob dies nicht bereits geschehen war.

Das alles ging mir durch den Kopf, als das letzte bisschen Sauerstoff aus meinen Lungen entwich und als das Kissen von meinem Gesicht entfernt wurde, spürte ich wieder, wie gespalten ich reagierte.

Einerseits spürte ich Erleichterung, als ich nach Luft röchelte und Sauerstoff in meine Lungen strömte, doch andererseits spürte ich eine endlose Wut darüber, dass ich nicht tot war.

Ich schlug die Augen auf und durch das, dass ich nun wieder atmen konnte, verlangsamte sich das Karussell auf dem ich zu sitzen schien und der Raum um mich herum stabilisierte sich langsam wieder.

„Paxton..." Das Wort war nur leise, meine Stimme schwach und das Lachen, das laut durch den Raum hallte, gab mir wieder ein bisschen Kraft. „Komm her und bring zu Ende was du angefangen hast. Na los, komm schon! KOMM SCHON!", schrie ich und im nächsten Moment spürte ich, wie sich lange Finger um meinen Hals schlangen. Harolds Locken kitzelten mich im Nacken, es war dasselbe Gefühl, das ich noch vor einigen Stunden gespürt hatte, doch dieses Mal war meine Haut nicht so entflammt, wie sie es da gewesen war.

„Fleht mich auf Knien an und ich werde es beenden, ein für alle Mal", hauchte seine leise, verführerische Stimme in mein Ohr und ich schloss die Augen. Nun, da die prominenten Schmerzen in meinem Brustkorb nachgelassen hatten und ich wieder atmen konnte, fokussierte sich mein ganzer Körper auf den Schmerz in meiner zerstörten Hand.

„Ich werde nicht vor dir niederknien, Paxton. Du bist weder mein König noch bin ich deine Dienerin."

Ich wurde grob bei den Haaren gepackt, so fest, dass ich Angst hatte, dass er sie mir womöglich vom Kopf reissen würde.

PhantomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt