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Harold lehnte ein wenig weg von mir, brachte wieder etwas Distanz zwischen uns und liess mir eine Minute Zeit, um meine Gedanken zu sammeln.

„Du... begehrst mich?" Die Worte klangen merkwürdig, als ich sie aussprach und schluckte hart, spürte gar nicht, wie mein Griff um seine Hüfte immer stärker wurde, doch ihm schien das nichts auszumachen.

„Ich, Harold Edward Styles, begehre Euch, Ryanne Jocelyn O'Donnell." Seine Stimme klang wie Musik in meinen Ohren, betörend, weich und süss. Die Bedeutung seiner Worte dämmerten mir immer noch nicht richtig.

Harolds Gesicht war in dämmriges Licht getaucht, als die Worte seinen Lippen entkamen und er beugte sich, mit einem Lächeln auf den Lippen, näher zu mir hin.Als ich ebenfalls etwas näher kam, verlor ich kurz das Gleichgewicht und musste mich mit meinen Händen an ihm abstützen.

Harolds Lippen entwich ein leises, heiseres Lachen und unsere Lippen waren gerade kurz davor, sich zu berühren, als der Plattenspieler im Hintergrund kurz stotterte und dann innehielt. Das Geräusch schien mich aus meiner Trance zu reissen, doch es war bereits zu spät; Harolds Hände umfassten bereits sanft meinen Hals und fuhren hoch zu meinem Gesicht, bevor er seine Lippen sanft auf meine presste.

Sein reiner, sauberer Duft vernebelte mir meine Gedanken, sog jedes noch so kleine Gefühl des Bewusstseins aus mir heraus und liess mich, völlig ausgeliefert, das tun, was er von mir wollte.

„Ryanne."

Meine Lippen erstarrten, während Harold damit fortfuhr, sanfte Küsse meinem Kiefer entlang zu verteilen. Seine Locken kitzelten mich am Hals, während seine Lippen sich weiterarbeiteten und das plötzlich prominente, urschwere Pochen meines Herzen schien mich langsam aus meiner Trance zu wecken.

Völlig verkrampft drehte ich mich um, versuchte zu erkennen, woher die Stimme gekommen war, war jedoch nicht erfolgreich.

Harold merkte, dass ich abgelenkt war und seine Lippen lösten sich von meiner Haut, bevor sich seine Hand um mein Handgelenk schlang.

„Was ist los?", fragte er leise und ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

„Hast du das gehört?"

„Was?"

„Ryanne, hörst du mich?" Da war sie wieder.

Die Stimme.

Harold sah mich weiterhin fragend an und meine Hand ballte sich zu einer Faust.

„Ja, ich höre dich", flüsterte ich leise und im nächsten Moment wurde ich mit solcher Wucht nach hinten geschleudert, dass ich gegen die harte Steinwand knallte und dieser entlang zu Boden sackte. Nachdem ich nach Luft geschnappt hatte, fuhr mein Blick hoch, nur um zu sehen, dass Harold verschwunden war.

Mühsam rappelte ich mich hoch, klopfte meine Hose ab und blickte mich dann zitternd nach dem Grund für diesen urplötzlichen und harten Schlag um, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

Voller Schreck entfuhr mir ein Schrei und ich wirbelte herum, um in Harolds grüne Augen zu blicken.

„Harold?"

Plötzlich riss ein schreckliches Knacken meine Aufmerksamkeit auf sich und ich fuhr herum, um zu sehen, wie der Kronleuchter über uns bedrohlich zu zittern begann. Mein Körper war wie gelähmt. Meine Füsse waren wie festgewachsen, obwohl ich eigentlich wegrennen wollte und ich drehte den Kopf automatisch zu der Stelle, wo Sekunden zuvor noch Harold gestanden war, doch er war wie vom Erdboden verschluckt.

Plötzlich spürte ich wieder Gefühl in meinen Beinen und ich hechtete zur Seite, gerade rechtzeitig, um zu verhindern, dass der Kronleuchter mich unter sich begrub und ich presste meine Wange fest gegen den Boden, die Hände vor mir ausgestreckt, als ein grässliches Scheppern hinter mir und ein Erschüttern des Bodens mir ankündigte, dass die gigantische Deckenlampe zu Boden gerasselt war.

PhantomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt