falling in love - a night

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Als Pari sich das Make Up vom Gesicht wischte, wurde sie kritisch mit sich. Ihr Selbstbewusstsein war wie bei allen Frauen in ihrem jungen Alter etwas angekratzt. Sie war zufrieden mit sich, mehr als zufrieden; sie mochte sich. Und Tim mochte sie. Pari lächelte in sich hinein, bis ihr auffiel, dass sie noch kindlicher aussah ohne Schminke. Diese kindliche Ausstrahlung mochte sie nicht an sich und sie wusste, dass sie Tim verschreckte. Der Altersunterschied war nunmal da und er machte ihnen beiden Angst.
Ihre beste Freundin und ihren Freund trennten zehn Jahre, eigentlich war das Beispiel ideal. Iara und Tua waren glücklich. Pari selbst und Tim waren sieben Jahre auseinander, das waren drei weniger.
Was blieb ihr anderes übrig, als über ihren Schatten zu springen und ihr jugendliches Aussehen zu akzeptieren? Tim könnte genauso gut nur ein Jahr älter sein, wenn man das Äußere beurteilte. Außerdem wollte sie ja nicht vor ihm verbergen, wie sie ungeschminkt aussah. Er hatte ein Recht darauf, sie ungeschminkt zu sehen, schließlich hatte er sie geküsst. Na ja, eigentlich sollte sie sich davon wohl nicht beeinflussen lassen, er könnte sich noch immer als Arschloch herausstellen, aber das bezweifelte sie doch stark und musste sogar ein wenig schnaubend lachen, weil es ihr absurd vorkam.

Tim wanderte auf und ab, während er wartete. Das war unglaublich seltsam, was er in ihrer Gegenwart spürte. Kribblig fröhlich und intensiv. Er strich sich mit dem Daumen über die Lippen, weil er das mit dem Kuss noch nicht ganz auf die Reihe bekam. Wo sollte er den einordnen? Und wo sollte er das einordnen, was er dabei empfunden hatte?
Sein Blick blieb an einem Stapel Wäsche hängen, der zusammengelegt vor seinem Schrank darauf wartete von ihm einsortiert zu werden. Stimmt, schoss es ihm durch den Kopf, was sollte sie überhaupt zum Schlafen anziehen, jetzt wo sie hier übernachtete?
Rasch suchte er eins seiner T-Shirts raus und Boxershorts. Damit hatten sich jedenfalls die meisten von Paris Vorgängerinnen zufrieden gegeben, wenn sie sich mal in der selben Situation wiedergefunden hatten.

"Hast du vielleicht eine Zahnbürste und etwas pyjamataugliches zum Anziehen?", reckte Pari den Kopf aus dem Bad und Tim zuckte zusammen.
"Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken", grinste sie.
"Ach, ich war nur in Gedanken gerade", winkte er ab und versuchte sein Herzklopfen in den Griff zu kriegen. "Hier sind die Sachen. Die Zahnbürste ist in der obersten Schublade des Badschranks." Er reichte ihr die Klamotten.
"Danke", verschwand sie erneut.

Dann später, als auch Tim sich fertig gemacht hatte und Pari auf seinem Bett sitzend vorfand, steigerte sich seine Aufregung ins Unermessliche. Er fand neben ihr seinen Platz und zog sie in seine Arme.
"Möchtest du schlafen?", fragte er sie und sah fasziniert zu, wie das Licht der Nachttischlampe in ihren Augen tänzelte.
"Nein, noch nicht", lächelte sie und küsste ihn leicht. Seine Bartstoppeln kitzelten sie am Kinn.
Tim lächelte ebenfalls und lehnte sich über sie, wie vorhin.
Pari klammerte sich in sein T-Shirt und drückte ihn an sich.
Blind tastete er nach dem Lichtschalter und um sie herum wurde es dunkel.

Der Morgen graute längst, als sie sich der Müdigkeit widerwillig hingaben. Dicht aneinandergekuschelt, taub für alles, das um sie herum geschah.

Nichts wichtigesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt