paid stories // what about them, honey?

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Juhu, Aktivität auf diesem Blog! Ich weiß, ich stecke da gerade in einem All Time High, aber ich dachte, warum nicht mal wieder ein bisschen auf Wattpad über Wattpad quatschen?

Wie euch allen gar nicht entgangen sein kann, gibt es seit einiger Zeit die sogenannten Paid Stories auf Wattpad, die unmittelbar verbunden sind mit dem Münzsystem, dass es wiederum auch seit dem letzten oder vorletzten Update gibt. (Nagelt mich nicht darauf fest, ich überprüfe nicht, wann sich hier was updatet, ich drücke gegenüber der Datenmafia gern ein Auge zu, was diese Plattform angeht.) Man kann seine Geschichten also inzwischen monetarisieren lassen. Wahnsinn, oder? Ob es wohl bald Wattpad-Millionäre geben wird? Na ja, eins kann ich euch versprechen, ich werde keiner. Zwar bin ich ohnehin uninteressant, weil meine Storys zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, ich bin als Autorin nicht rentabel. (Oder zumindest sehe ich das so, denn soweit ich weiß kann jeder seine Geschichten zu Paid Stories erklären ... Liege ich damit falsch?) Aber selbst, wenn man mit mir ein einigermaßen lukratives Geschäft aufziehen könnte, will ich in diesem Blogeintrag kurz erklären, weshalb ihr meine Geschichten hier immer kostenlos lesen können werdet.

Wattpad ist mein Hobby, Schreiben meine Leidenschaft. Das sagt schon einiges. Mir ging es nie darum, mein Hobby zu meinem Beruf zu machen - Ich wollte meine Leidenschaft zu meinem Beruf machen. Und ich verbinde mit dem Schreiben nicht in erster Linie Wattpad. Bücher haben in mir diese Liebe entfacht. Deswegen sind die Sachen, die ich auf Wattpad hochlade solche, die ich nie als Buch veröffentlichen würde. Was ihr hier lest, sind Gedanken, die ich zu Texten zusammenfüge. Meist entstehen die Ideen spontan, meist arbeite ich nicht lange im Voraus und plane, stattdessen lege ich direkt los. Dafür möchte ich kein Geld, denn obwohl Herzblut, Zeit und Kreativität in alles miteinfließt, was ich auf meinem Profil veröffentliche, ist es dennoch etwas, für das ich niemandem je auch nur einen Cent abnehmen würde.

Ich werde ein Buch schreiben und es an einen Verlag schicken. Punkt. Das ist das einzige, was auf meiner Bucket List steht, und weil ich darum vergleichsweise so wenig vor meinem Tod zu tun habe, kann ich mich gar nicht davor drücken. Dieses Buch, das in der Zukunft auf jeden Fall entstehen wird, wird es nicht auf Wattpad geben. Es ist mein allergrößter Traum, ein Printmedium zu erschaffen. (Sobald die Zeit reif ist, lasse ich es euch alle wissen.) Mit dem gedruckten Buch, möchte ich dann natürlich Geld verdienen. Aber was wäre jetzt so anders daran, mit einem digitalen Buch auf Wattpad Kohle zu machen?

Für mich ist es vor allem eine Frage von: Bleibe ich mir selbst treu?
Meine Liebe zu analogen Büchern ist so tiefgreifend, unerschütterlich und echt. Die zu digitalen Büchern wiederum ... besonders auf Wattpad ... ist eher eine Hassliebesbeziehung. Ich wähle meine Worte bewusst so rau: Paid Stories meinerseits, wären schlichtweg Prostitution. Ich hätte nicht den Bezug zu meinem Körper verloren, wie bei klassicher Prostitution, sondern des Bezug zu meinen Werken, das Bewusstsein für meine Kunst, für mein eigenes Schaffen. Um das klarzustellen: Ich kritisiere niemanden, der seine Storys monetarisieren möchte - Für mich persönlich ist es eben einfach nichts.

Etwas, das meiner Meinung nach kaum in der Debatte um Paid Stories, als Argument an die Oberfläche gespült wird, ist der riesige Unterschied, was das Zeit-Quantum an Arbeit vor der Veröffentlichung angeht. Auf Wattpad steht zwischen dem Autor und dem Publikum höchstens noch eine handvoll Betaleser, die die Geschichte in unterschiedlichen Aspekten bewerten. Aber eine Überarbeitung vor der Veröffentlichung eines Printmediums, sieht anders aus. Sowas kann schon nochmal ein ganzes Jahr dauern. Nur weil der Autor den Stift niederlegt, weil er seine Idee runtergeschrieben hat, heißt das nicht etwa, dass das Buch fertig wäre. Jetzt durchwandert es eine ganze Reihe an Korrekturen. Ein Lektor oder eine Lektorin befasst sich mit Stil und Inhalt, eine Korrekturleserin oder ein Korrekturleser mit der Ausbesserung von Grammatik- oder Rechtschreibfehlern. (Ja, dafür werden zwei Leute bemüht, für einen allein ist das nämlich i.d.R. zu viel Arbeit.) Haben Korrekturleser und Lektor ihren Soll erfüllt, ist wieder der Autor an der Reihe. Vorschläge werden eingearbeitet, man macht sich Gedanken und baut erst in dieser Phase der Überarbeitung die Beziehung zu dem Werk auf, für die man sich getrost bezahlen lassen kann. Einen Gedanken zu Papier zu bringen ist keine Leistung. Einen Gedanken auf die präziseste, schönste Art zu Papier zu bringen hingegen, ist Kunst und somit etwas, ohne das die Menschheit seit Anbeginn der Zeit nicht auskäme.

Es ist sinnvoll Künstler zu bezahlen, sei an dieser Stelle betont. Denn das Leben inspiriert die Kunst und steht ihr doch im Weg. Niemand kann sich setzen und zeichnen, schreiben oder musizieren, wenn er gerade arbeiten muss. So sterben jeden Tag die vielleicht schönsten Kunsterke noch vor ihrer Geburt. Allein deswegen, weil der Mensch ein Bedürfnis nach der Ästhetik verspürt, weil ein Leben ohne Ästhetik wertlos ist, sollten diejenigen, die die Ästhetik in unsere Welt tragen, gefördert werden.

Auch auf Wattpad bringen manche Menschen Kunst hervor, aber was ist Kunst ohne den Rezipienten? Ein großes Problem, das ich bei Paid Stories sehe, ist die fehlende Übersetzung. Jedes gedruckte Buch auf dem Markt hat die Chance, in andere Sprachen übersetzt zu werden. Hat diese Chance auch eine deutsche Paid Story auf Wattpad? (Ich gebe zu, ich bin nicht ausreichend informiert, um fundiert über Paid Stories zu sprechen.) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, das die Kunst, die Autoren auf Wattpad hervorgebracht haben, überall rezipiert wird? Ich würde wollen, das mein Buch zumindest übersetzt werden könnte, wenn das Interesse besteht. (Und ich würde auch an den Übersetzungen verdienen wollen, versteht sich.)

Kunst und Kommerz - Das wehleidige It-Thema des 21. Jahrhunderts. Oder Das wehleidige It-Thema in Saskias 19. Lebensjahr.

Ich halte es für richtig, Kunst zu monetarisieren, aber ich sehe eine gewisse Gefahr darin, wenn Menschen ihre eigenen Geschichten als Kunst einschätzen und damit Geld verdienen dürfen. Es heißt immer, Kunst wäre subjektiv und das stimmt auch, weil Rezeption subjektiv ist und ich wiederhole mich, wenn ich frage: Was wäre Kunst ohne Rezeption? Nichtsdestotrotz bedarf Kunst auch einer objektiven Einschätzung und ich fürchte, das ist etwas, was Wattpad nicht gewährleisten und für das kein Autor je selbst Sorge tragen kann.

So, dann hoffe ich, mein kleiner Essay über Paid Stories hat euch erheitert. Falls ihr euch schon die ganze Zeit denkt: Boah, ist die dumm, die wechselt dauernd zwischen Storys und Stories - Lasst es mich erklären: Ich wechsle zwischen eingedeutschtem und urenglischem Plural des Wortes. Mit meiner Misch-Masch-Sprache seid ihr aber längst vertraut. (Glaube ich.) Entscheidet selbst, was ihr monetarisieren wollt und was nicht. Ich will mit gedruckten Büchern mein Geld verdienen. Das ist mein Ziel. Kennt ihr eure Ziele, dann wird das Leben ein Stück leichter.

(Nicht korrigiert, ich entschuldige mich für etwaige Fehler.)

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