Geheimnisse wollen immer raus

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Die Zeit scheint still zu stehen, für einige Sekunden zumindest. In denen ich wie hypnotisiert in die blauen Augen von Sam starre und mich frage, wie sehr mir das Schicksal in die Hände gespielt hat. Oder viel mehr, wie viel Glück mir das Schicksal zugesteht. Denn im Moment, ist es doch so, das ich hierher geflogen bin, um Sam zu finden und nun steht er vor mir. Doch wenn er hier ist, dann muss das bedeuten, dass die Frau die mir geholfen hat, Sams Freundin Mackenzie ist. Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, drehe ich mich zu ihr um und schaue sie für einen Augenblick an, ehe ich mich wieder Sam zuwende, der mich genauso geschockt ansieht, wie ich ihn. Doch bevor wir etwas sagen können, durchbricht Mackenzie die Stille indem sie Sam überschwänglich begrüsst.

Sie küsst ihn auf den Mund und erzählt ihm, wie sie mich gefunden hat. Doch er scheint ihr gar nicht zuzuhören, im Gegenteil, er sieht die ganze Zeit nur mich an. Erst, als sie sich von ihm löst und ihn anlächelt, reagiert er. „Ich gehe noch schnell duschen, bevor wir essen. Ja?" Damit ist er auch schon verschwunden, es sind nur noch seine schnellen Schritte zu hören. Ich schaue ihm nach, doch meine Gedanken wirbeln wie Schneeflocken herum. Ich bin nicht im Stande sie einzufangen, alles was ich tun kann ist, mir nichts anmerken zu lassen. Denn es sieht nicht so aus, als hätte Sam etwas von mir oder seinem Besuch erzählt. „Tut mir leid. Jetzt habe ich Sie noch gar nicht vorgestellt. Und dabei kenne ich noch nicht mal Ihren Namen", sagt sie und lächelt mich freundlich an. Ich dagegen weiss nicht wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll, immerhin habe ich mit ihrem Freund geschlafen, obwohl ich genau wusste, dass sie noch zusammen waren. Was für ein Mensch bin ich bloss?

Doch Mackenzie scheint sich diese Frage nicht zu stellen, stattdessen sieht sie mich lächelnd an. So, als ob sie stets bloss an das Gute im Menschen glaubt und keine Furcht kennen würde. Wie friedlich dieses Leben sein muss, schiesst es mir durch den Kopf. Wenn man nie so etwas wie Angst, oder Eifersucht spürt, muss man dann nicht furchtbar glücklich sein? Mackenzie ist es auf jeden Fall, das spürt man, denn sie strahlt genau das aus. Glück. Ein Gefühl das ich vor einer Woche erst gespürt habe und seitdem nicht mehr. „Ich bin Mackenzie Mauzy", stellt sie sich vor und streckt mir ihre Hand hin. Die ich nach kurzem Zögern ergreife und sie ebenfalls schüttle. Sie fühlt sich warm und weich an, sehr angenehm. Der Händedruck passt perfekt zu ihrem übrigen Erscheinungsbild, der einer guten Fee gleicht. Im Gegensatz zu mir, in meinem Innern herrscht eine Dunkelheit die nur eine Person ins Gegenteil verwandeln konnte. Sam.

„Tut mir leid, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe. Ich heisse Haylie. Haylie Grey", sage ich. Mackenzie nickt und als ich ihre Hand los lasse, verstehe ich weshalb Sam nichts gesagt hat. Diese Frau ist einfach perfekt. Sie ist nett, zuvorkommen und freundlich. Sie hat mir sogar geholfen, ohne mich zu kennen, oder zu wissen weshalb ich in einem so desolaten Zustand war. Was ich sehr bewundernswert finde. „Ich muss mich bei Ihnen bedanken. Ich bin manchmal ziemlich orientierungslos und dann das Gewitter...ich habe einfach nicht nachgedacht", sage ich und beisse mir auf die Zunge. So einen Schwachsinn kann doch kein Mensch glauben, doch Mackenzie schon, oder sie tut nur so. Auf jeden Fall nickt sie und sieht mich verständlich an. Als sie ihre Hand nach mir ausstreckt, weiche ich zuerst etwas zurück, doch dann merke ich wie bescheuert ich mich verhalte. „Ist schon gut, ich kriege selbst immer Panik wenn ein Gewitter kommt. Viele denken ja, dass es in L.A nie regnet, oder ein Gewitter aufzieht und sind dementsprechend auch überrumpelt, wenn es dann mal kracht. Aber genug vom Wetter, sie müssen ja furchtbar frieren", meint sie beinahe schon mütterlich und lächelt mich aufmunternd an. In der ganzen Aufregung, habe ich ganz vergessen wie mich der Regen durchnässt hat.

Als ich an mir herunterschaue, erschrecke ich beinahe. Meine Kleidung trieft vor Nässe und hat schon eine kleine Lache auf dem Boden hinterlassen. „Ich denke wir haben die gleiche Grösse, naja noch, aber ich denke wir werden schon etwas für Sie finden." Ich runzle die Stirn, frage mich wie sie das meint, dass mir ihre Sachen noch passen, doch bevor ich darüber nachdenken kann, führt sie mich nach oben. Auch hier sieht die Einrichtung gediegen und elegant aus, Geschmack besitzt sie auch noch. Innerlich verdrehe ich die Augen, denn ich beginne sie mit mir zu vergleichen und ich muss sagen, Mackenzie scheint die bessere von uns beiden zu sein. Doch oftmals trügt der erste Eindruck, denke ich im Stillen und folge ihr durch den langen Flur. An den Wänden hängen Bilder, an der einen Wand ziert ziemlich abstrakte Kunst die in einem sanften Grauton gestrichene Wand. An der anderen hängen Bilder von den beiden, was mir einen Stich mitten ins Herz verpasst.

September - KEIN TAG OHNE DICHحيث تعيش القصص. اكتشف الآن