Keine zweite Chance

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SAM

Seitdem ich London verlassen habe, kreisen meine Gedanken nur um Haylie. Ich frage mich was sie jetzt gerade macht, ob es ihr gut geht und ob sie an mich denkt. Denn ich denke unentwegt an sie, es vergeht keine Sekunde in der ich nicht an sie denke. Ihr Gesicht vor mir sehe und mir wünschte sie berühren zu können. Doch vielleicht tut ein bisschen Abstand ganz gut, denn in der letzten Woche habe ich zwar bei ihr gewohnt. Mich um sie gekümmert, doch ich merkte immer mehr, dass sie auf Abstand ging. Sie wollte es mir nicht sagen, um mich nicht zu kränken, oder aus einem sonstigen Grund. Was ich sehr nett von ihr finde, doch ich kann die Wahrheit ertragen. Egal wie schmerzhaft und endgültig sie auch ist. 

Doch soweit wird es nicht kommen, dass weiss ich. Sonst hätte Haylie mich nicht bei ihr haben wollen. Also bleibe ich optimistisch. Ich stehe vor dem Haus meiner Eltern, in dem ich aufgewachsen bin. Hier in New Galloway, in dem verschlafenen kleinen Örtchen in Schottland das ich vor Jahren verlassen habe um Schauspieler zu werden. Ich weiss nicht weshalb ich nicht reingehe, vielleicht liegt es daran, dass ich all den nervigen Fragen meiner Familie aus dem Weg gehen möchte, ober daran, dass ich meiner Familie noch nicht von meiner und Mackenzies Trennung erzählt habe. So oder so, ich muss da rein gehen. Denn mit Sicherheit hat jemand meinen Wagen gesehen, also atme ich tief ein und aus. 

Ich will gerade die Tür öffne, da geht sie plötzlich auf und ich sehe den roten Haarschopf meiner Mutter vor mir auftauchen. "Sam!", stösst sie freudig aus und nimmt mich in den Arm. Sie riecht wie immer nach Butter, was mich eine glückliche Kindheit erinnert. Meine Mutter lächelt mich an und kneift mir sanft in die Wange, was mich zum Lachen bringt. Wie immer. "Oh ich bin so froh das du hier bist, Samy." Ihr Lächeln wird breiter als ich sie noch einmal in die Arme schliesse und sie auf beide Wangen küsse. 

"Alles Liebe zum Geburtstag, Mom", sage ich und umarme sie noch einmal, ehe ich mein Elternhaus betrete. Nachdem ich meine Jacke ausgezogen habe, folge ich ihr ins Wohnzimmer. Wo ich bereits einige Stimmen meiner Familie wieder erkenne. "Ist Onkel Max auch hier?", frage ich überrascht. Was meiner Mutter nicht entgeht, doch sie ignoriert es. "Aber sicher doch. Er und Daddy treffen sich seit einem Jahr wieder regelmässiger. Ich denke sie haben den Streit von damals begraben." Ich nicke und betrete den Raum, sofort sind alle Blicke auf mich gerichtet. Tatsächlich sitzen Onkel Max und mein Vater an einem Tisch und spielen Karten. Seit dem letzten Jahr scheint sich viel zu verändert haben, nicht nur bei mir wie mir scheint. 

"Sam", sagt mein Vater und steht auf. Kommt auf mich zu und schliesst mich in eine feste Umarmung. Als er sich von mir löst, nickt er mir zu und überlässt es mir die anderen zu begrüssen. Neben Onkel Max, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe, sind auch noch meine Grosseltern und noch einige andere Verwandten hier. Wie Cousinen und Cousins mütterlicherseits und noch meine Grosstante väterlicherseits. Die mich ebenfalls schon einige Jahre nicht mehr gesehen hat. Sie alle begrüssen mich herzlich und nehmen mich sofort in ihre Runde auf.

Während ich mir Geschichten über die letzten Spiele anhöre, spüre ich immer wieder den fragenden Blick von meiner Mutter auf mir. Und ich weiss ganz genau was dieser Blick zu bedeuten hat. "Samy? Kommst du mit in die Küche und hilfst mir mit dem Kuchen?", fragt sie nach einer halben Stunde. Ich lächle in mich hinein, als ich mir denke, dass sie es heute etwas länger ausgehalten hat. Sonst ist sie direkter und ich frage mich, ob Mackenzie ihr etwas gesagt hat. Denn seit Ava auf der Welt ist, telefonieren die beiden jede Woche. Ich schaue auf und lächle sie an. "Klar." 

Ich erhebe mich und folge ihr in die Küche, wo sie die Tür zuschiebt damit wir ungestört sind, oder damit nicht alle von unserer Unterhaltung mitbekommen. Ich schaue mich nach dem Kuchen um, doch ich kann ihn nirgends entdecken. "Was verschweigst du mir?", platzt sie raus. Ich ziehe die Stirn kraus und frage mich wie ich reagieren soll. "Schau mich nicht so an, Junge. Ich weiss doch das etwas nicht stimmt. Denn als ich gestern angerufen habe, hat Mackenzie seltsam reagiert. Und da habe ich mich gefragt weshalb du ohne sie geflogen bist?" 

September - KEIN TAG OHNE DICHWhere stories live. Discover now