Tränenschleier

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Claire

„Du hast ihm wirklich deinen Kakao über den Kopf gekippt?", fragte Jack noch mal nach, da er es nicht glauben konnte. Ich konnte das voll verstehen, denn ich selber hatte das auch noch nicht realisiert.

„Zwei Kakaos. Nicht nur einen", verbesserte ich ihn grinsend, woraufhin Jack in einem Lachanfall versank.

„Ich hätte sein Gesicht zu gerne gesehen", mischte sich Marc ein, der dem Gespräch lächelnd gefolgt war.

„Es war göttlich", ertönte es von Adrian, der sich neben mir niederließ und mir eine kalte Flasche Wasser in die Hand drückte. Dankend nahm ich sie entgegen und trank gierig. Das Training war anstrengend und für Ende September war es wirklich heiß, sodass ich beim Aufwärmen schon zerflossen bin.

„Und du hast wirklich keine Verwarnung bekommen?" Stumm schüttelte ich meinen Kopf. Natürlich hatte ich ärger bekommen, doch es war nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte. Neugierig blickte ich zu Adrian, der mir immer noch nicht erzählen wollte, was der Direktor zu ihm gesagt hatte.

„Hast du ein Schwein. Ich wäre von der Schule geflogen", sagte Jack, der sich beruhigt hatte und schüttelte ungläubig den Kopf.

„Sie ist heiß und hat was in der Birne. Kein Wunder, dass sie nicht fliegt", lachte Marc, ehe er sich langsam erhob und mir die Hand anbot. Mit einem Seufzer griff ich danach und stand ebenfalls auf. Das Training ging weiter.

„Claire du kommst mit zu mir. Wir feilen jetzt mal an deiner Technik", sagte Adrian mit einem Zwinkern. Ich hasste Technik. Dabei musste man sich konzentrieren und konnte nicht seine Wut und den Frust abbauen. Trotzdem folgte ich ihm mit hängenden Schultern. Zusammen durchquerten wir die große Halle und betraten eine Matte, auf die er sich so stellte, dass wir uns gegenüberstanden.

„Muss das sein?", fragte ich mit schlecht gelaunter Miene.

„Du hast gesagt, du machst das, was wir dir sagen. Und ich sage dir wir machen Technik, also..."

„Also mache ich Technik", beendete ich den eintönigen Satz. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er bedeutete mir mit einer Handbewegung mich in Angriffsstellung zu stellen, doch sobald ich der Meinung war, dass ich gut stand, schüttelte er den Kopf.

„Claire. Du siehst aus wie ein Hund, der gerade Laufen lernt", sagte er mit verschränkten Armen. Empört öffnete ich meinen Mund, doch keine Beleidigung fand den Weg von meiner Zunge hinweg. So stand ich dort also, wie ein Hund der Laufen lernt mit offenem Mund und starrte Adrian an. Dieser kam langsam auf mich zu und blieb dicht vor mir stehen.

„Dein Gegner muss sich nicht mal anstrengen um dich zu Boden zu bringen." Meinte er streng. Na das wollen wir doch mal sehen!, dachte ich und stieß meine geballte Faust nach vorn, doch Adrian wich gekonnt aus und riss meine Füße zur Seite, sodass ich fiel. Kurz bevor ich auf den Boden knallte packte er mich am T-Shirt und hielt mich fest.

„Verstehst du jetzt was ich meine?", fragte er leise. Sein heißer Atem strich über mein Gesicht und der Geruch von Orangen schwebte in der Luft, vernebelte meine Sinne. So nickte ich stumm, wendete meinen Blick nicht von seinen blauen Augen, die mir manchmal grau vorkamen. Sanft löste er seinen festen Griff von meiner Kleidung und ließ mich auf den Boden, von dem ich mich rasch wieder erhob.

Ich sah es nicht ein, dass ein Junge mich zum Fall brachte!

„Akzeptier einfach, dass du noch viel zu lernen hast. Du bist einfach kein Profi", kam es von ihm überlegen, ehe er sich von mir abwandte. Natürlich sollte ich die Angriffsstellung selbstständig wiederholen.

Butterfly - Lerne FliegenWhere stories live. Discover now