Scherbenmeer

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Claire

Ich spürte das weiche Kissen unter meinem Kopf und sog diesen betörenden Duft ein. Nur langsam kamen die Erinnerungen zurück, trieben mir ein Lächeln auf die Lippen. Diese Nacht war fantastisch gewesen, voller Liebe und Zuneigung. Ich rollte mich zur Seite und seufzte wohlig auf. Das Bett war warm, weich, kuschelig und roch nach ihm. Mein Lächeln wurde breiter, als mir bewusst wurde, dass ich diejenige war, die ihn gestern Abend verführt hatte.

Der Alkohol im Blut und sein Kuss hatten dazu beigetragen, dass ich mehr Mut aufbringen konnte. Doch immerhin konnte ich behaupten, dass ich ihn verführt hatte und er nicht mich. Seinen Worten von letzter Nacht nach zu urteilen schien ich außerdem einen guten „Job" gemacht zu haben.

Mein Problem bei diesem „Job" waren allerdings diese verrückten Gefühle die mich durchströmten.

Dieses Kribbeln in meinem Magen, sobald er meinen Namen sagte, die Gänsehaut, die sich ausbreitete, wenn er mich berührte. Sollte ich nach letzter Nacht urteilen, musste ich mir eingestehen, dass ich mich Hals über Kopf in ihn verknallt hatte. Und ich hatte das Gefühl, dass es ihm genauso ging. Diese Ahnung verursachte dieses Gefühl der tausend Schmetterlinge in meinem Magen.

Verschlafen öffnete ich meine Augen, musste diese jedoch leicht zusammenkneifen, als mir die Sonne direkt ins Gesicht schien. Ich drehte mich um und erblickte zu meinem verwundern eine leere Bettseite. Meine Augenbrauen zogen sich verwundert zusammen und ich setzte mich auf. Leer. Das Bett war leer. Ich war alleine in diesem Zimmer. War er Frühstück machen? Leise stand ich auf und zog mir schnell meine Sachen über. Adrians Sachen lagen zu meiner Überraschung nicht mehr hier. Dabei war ich mir sicher, dass sie dort zu Boden gefallen waren. Barfuss schlich ich zur Zimmertür und spähte in den Flur.

„Adrian?", fragte ich leise, doch es antwortete nur bedrückende Stille.

„Adrian?", sagte ich laut, doch es kam keine Antwort.

Mit gerunzelter Stirn fing ich an in der Wohnung nach ihm zu suchen. Doch er war nirgends zu entdecken. Er konnte auch keine Brötchen holen sein, denn der Bäcker war direkt gegenüber. Irgendetwas stimmte hier nicht und ganz langsam bemerkte ich dieses ungute Gefühl in meiner Magengegend. Wenn er nicht Brötchen holen war und auch sonst unauffindbar war, wenn seine Sachen weg waren und keine Nachricht irgendwo lag, dann konnte es nur eine einzige Bedeutung haben.

„Ich war eine billige Nummer", nuschelte ich verdattert, spürte, wie die Realität auf mich eindrückte.

Die Tatsachen flogen mir um die Ohren, wie Bomben und vernebelten mir meine Sinne. Ich wusste das ich Recht hatte. Er war einfach gegangen. Sie hatten mich alle vor ihm gewarnt und ich hatte nicht drauf gehört. Wie war ich bloß auf die Idee gekommen, dass zwischen ihm und mir was war?!

Er hatte mir jetzt zumindest deutlich gemacht, das da absolut nichts zwischen uns war. Wie bei seinen ganzen anderen kleinen Flittchen war er einfach abgehauen. Keine Nachricht, nichts dagelassen, damit sie ihn ja nicht erreichen konnte. Denn sie nervten ihn. Ich nervte ihn. Da spürte ich es, diese aufsteigenden Tränen, die mir die Kehle zuschnürten.

Die Erkenntnis, dass ich nichts Besonderes war, war wie ein Schlag in die Magengrube. Ich war in ihn verknallt und er behandelte mich wie eine seiner One-Night-Stands. Tränen rannten mir über die Wange. Die Abweisung, die er mir indirekt entgegenbrachte schmerzte unheimlich und ich wollte mir am liebsten das Herz rausreißen.

Stattdessen fing ich an zu Schluchzen, wie ein Baby und brach weinend auf dem Boden zusammen.

Adrian

Ich klingelte immer wieder. Dieser Idiot sollte endlich die Tür aufmachen! Ich musste mit jemandem reden und ich brauchte Alkohol. Eine gewaltige Menge an Alkohol.

Butterfly - Lerne FliegenWhere stories live. Discover now