Ehrlichkeit

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Adrian

„Sie ist wach!", schrie Claire. Ich konnte mich gerade noch umdrehen, als sie auch schon um meinen Hals fiel.

„Wirklich?!", fragte ich überrascht, doch das Lächeln auf meinen Lippen verriet mir, dass ich mich für sie freute.

„Ja! Ich konnte es selber kam glauben!", lachte sie.

Ich bemerkte etwas Feuchtes an meiner Halsbeuge. Vorsichtig drückte ich sie ein Stück von mir weg um sie genauer betrachten zu können. Freudentränen rannten ihre Wangen hinab und ihre Lippen, waren zu einem seligen Lächeln verzogen. Sanft strich ich über ihre Wange um eine Träne weg zu wischen.

„Du solltest nicht weinen. Schließlich ist das doch was Schönes."

„Ich weiß", schniefte sie, bevor ein neuer Schwall Tränen kam. Wortlos nahm ich sie in den Arm. Ich spürte, dass sie ihre Hände in mein graues T-Shirt krallte. Ein leises Wimmern kam aus ihrer Kehle, weswegen ich sie noch enger an mich presste. Das Gefühl, dass sich in meinem Magen bis zu meinen Fingerspitzen ausbreitete war unglaublich. Es fühlte sich an, als würde ich Achterbahn fahren. Dieses anhaltende Glücksgefühl weckte in mir den Wunsch, Claire nie wieder gehen zu lassen.

„Sie ist wach. Alles wird wieder gut", flüsterte ich beruhigend in ihr Ohr.

Meine Hand strich zärtlich über ihr Haar. Ich streckte alle meine Sinne aus um sie vollkommen zu erfassen und so erfüllte mich zum ersten Mal dieser unglaubliche Geruch nach frischen Kirschen. Tief atmete ich ein, schloss die Augen, ergriff die Chance dieser Situation und legte meine Lippen auf ihr weiches Haar.

„Was geht denn hier ab?", ertönte die vertraute Stimme von Jack. Ich konnte mir ein genervtes Schnauben nicht verkneifen ehe ich mich umdrehte und in sein Gesicht schaute. Mit hochgezogenen Augenbrauen und kauend lehnte er lässig am Türrahmen. Das wissende Grinsen, das seine Lippen umspielte war mir nur zu bekannt und am liebsten hätte ich ihn angeschrien, dass er seine dämlichen Gedanken für sich behalten solle. Zwischen mir und Claire lief nix und da würde auch nie etwas laufen. Das sollte endlich in seinen dummen Kopf rein.

„Meine Großmutter ist wach!", schniefte Claire und lächelte Jack dabei an, der rasch das Stück Brot in seinem Mund runterschluckte.

„Was?!", fragte er aufgeregt und schaute uns beide mit großen Augen an. Claire nickte stumm, wischte sich Tränen aus dem Gesicht um klarerer sehen zu können.

„Ich würde sagen das ist ein Grund zum feiern", mischte sich Marc ein, der aus dem Wohnzimmer angetrottet kam und scheinbar alles mitgehört hatte.

„Ganz deiner Meinung Kollege", stimmte Jack grinsend zu.

„Bist du dabei Claire?", fragte ich sie lächelnd. Sie runzelte die Stirn und biss sich auf die Lippe. Unsicher schaute sie mich an.

„Naja, ich weiß nicht", murmelte sie, sodass nur ich sie verstand.

„Wieso nicht?", hakte ich nach und war nun derjenige, der verwundert war über ihr Verhalten.

Sie kratzte sich am Kopf und verschränkte anschließend nervös ihre Hände miteinander. Sie wich meinem Blick aus und ich erkannte einen Hauch von rot auf ihren Wangen. Ich betrachtete sie genau, sodass ich bemerkte, als sich ihre Lippen leicht öffneten und sie etwas nuschelte, was ich jedoch nicht verstand.

„Wie bitte?", fragte ich höflich nach.

„Ich war noch nie in einer Disco", murmelte sie und war plötzlich auf ihre schönen Schuhe fixiert.

„Du warst noch nie in einer Disco?", wiederholte ich, als hätte ich die Worte nicht so ganz verstanden. Stumm schüttelte sie den Kopf.

„Na ja. Dann gehst du heute halt das erste Mal", sagte ich achselzuckend. Ganz kurz suchte ihr Blick den meinen und als sie sah, dass ich lächelte, konnte sie ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

Butterfly - Lerne FliegenWhere stories live. Discover now